Dr. Werner Horvath: Bilder – Figuren – Porträts

Liebe LeserInnen unseres UbMUW-Info-Blogs,

da die Beiträge von Dr. Piero Lercher, Arzt und Künstler, in unserem Blog auf sehr großes Interesse (teilweise über 1000 Zugriffe/Beitrag) gestoßen sind, möchten wir Ihnen weitere KünstlerInnen-ÄrztInnen präsentieren.
Wir freuen uns, Ihnen als nächsten Künstler Herrn Dr. Werner Horvath, der ausgebildeter Radiologe ist, vorstellen zu dürfen.

Werner Horvath

Horvath

Bilder – Figuren – Porträts.

Eine Flut von bekannten Gesichtern, Ikonen aus Politik, Gesellschaft, Wissenschaft, Medizin, Kunst, Religion – die Malerei von Werner Horvath !

Charakteristisch an der Malweise Horvaths ist die Codierung der Gesichter in Flächen gleicher Helligkeit, aber unterteilt in verschiedene Formen und Farben. Dies ergibt eine besondere Wirkung: Bei hellem Tageslicht und aus der Nähe erkennt man meist nur ein Gewirr bunter pflanzenartiger Formen, die meist erst bei genauerem Hinsehen ein Gesicht bilden. Betrachtet man aber dasselbe Bild bei gedämpftem Licht oder aus der Ferne, wirkt es fast wie ein realistisches Schwarz-Weiß-Foto und lässt die Person des Dargestellten in den Vordergrund treten. Die Bilder ändern so dynamisch ihren Charakter, abhängig von der Physiologie des menschlichen Sehens.

Werner Horvath malt schon seit frühester Jugend. Ausgehend von der Komposition surrealer Traumwelten im Stil des Phantastischen Realismus, entwickelt sich Horvath in mehreren Etappen zum Maler von konstruktivistisch-zeitkritischen Porträtdarstellungen mit politischem, oft provokantem Inhalt. Als „bürgerlichen Beruf“ wählte Horvath für lange Zeit jenen des Arztes, auch weil die Fachrichtung der Radiologie Beschäftigung mit Bildern zuließ. Er war dabei nicht ohne Erfolg: 15 Jahre lang leitete er als Primararzt die Röntgenabteilung eines Linzer Krankenhauses. Die eigentlich von ihm verspürte Berufung galt jedoch seit jeher der Kunst – und so entschloss er sich im Alter von 50 Jahren, seine medizinische Tätigkeit zu beenden. Seit einigen Jahren widmet er sich daher zur Gänze der Malerei. 2004 eröffnete er neben seinem Sommeratelier in Kreta auch ein eigenes Atelier in Linz.

LINK–>http://www.austrianart.tk/

Machiavelli

„Niccolo Machiavelli – Der Fürst“
Öl auf Leinwand, 50 x 40 cm, 2002


Es handelt sich bei diesem Bild um eine Re-Interpretation des berühmten Renaissance-
Porträts von Santi di Tito. Allerdings geht das Bild Horvaths weit über eine einfache
Darstellung der Physiognomie Machiavellis hinaus, sondern gibt auch Gedankengut des
Philosophen wieder. Machiavelli, und dies ist typisch für sein Denken in Analogien und
Bildern, führt in seinem „Fürst“ nämlich an, welche Tiere sich der Politiker seiner Meinung
nach zum Vorbild nehmen soll: Löwe und Fuchs; „denn der Löwe ist wehrlos gegen die
Schlingen und der Fuchs gegen Wölfe. Man muss also ein Fuchs sein, um die Schlingen zu
erkennen und ein Löwe, um die Wölfe zu schrecken. Diejenigen, welche sich einfach auf die
Natur des Löwen festlegen, verstehen hiervon nichts.“ Machiavellis Fürst ist also eine Art
Tiermensch, ein mit Verstand begabtes Raubtier, eine hochintelligente Bestie. Und – dies
erkennt der Realist Machiavelli – er muss es auch sein, um sich im Machtkampf der Politik
effizient behaupten zu können.
Noch eine andere Ansicht Machiavellis findet sich in diesem Bild: Im unteren Teil des Bildes
erkennt man nämlich das Glücksrad mit den Aufschriften „FORTUNA – VIRTUS – FAVOR
– CRIMEN“. Mit seinem unvoreingenommenen Blick auf machtpolitische Realitäten hat der
Philosoph nämlich erkannt, wie man sich Regierungsmacht aneignen kann, nämlich durch
Glück, eigene Tüchtigkeit, Gunst der Anderen oder eben auch durch Verbrechen.
Das Motiv des Bildes dient als Titelbild des

Buches „Niccolo Machiavelli – Der Fürst“, einer
Neuübersetzung aus dem Altitalienischen und Lateinischen, welches jüngst in der
Bundesrepublik Deutschland im RaBaKa- Verlag erschienen ist (ISBN: 978-3-940185-05-1).
Es ist auch in „Worldviews: Contact and Change“ von A.Fitton, D.M.Goodman und E.
O’Connor enthalten, einem “Grade 8 social studies textbook”, veröffentlicht von Pearson
Education, Toronto, Canada, ISBN 978-0-13-198719-7, 2007.

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Nietzsche

„Friedrich Nietzsche – von den drei Verwandlungen“
Öl auf Leinwand, 50 x 40 cm, 2005.

Noch ein Nietzsche-Porträt, und zwar mit einem Zitat aus „Also sprach Zarathustra“, das in
aller Kürze unser aller Lebenslauf beinhaltet:
„Drei Verwandlungen nenne ich euch des Geistes: wie der Geist zum Kamele wird, und zum
Löwen das Kamel, und zum Kinde zuletzt der Löwe.“
Mit viel Mühe erwerben wir uns in unserer Jugend Wissen und Können, welche uns wie
einem Kamel aufgebürdet werden. In der Blüte unseres Lebens gleichen wir – mehr oder
weniger – einem starken Löwen, mutig und erfahren, ehe wir im Alter wieder zum Kinde
werden, im besten und leider oft auch im schlechtesten Sinn.
Dieses Bild wurde u.a. im

Magazin „Educação“, einer Spezialausgabe über Friedrich
Nietzsche herausgegeben von Editora Segmento in São Paulo, Brasilien, 2007 veröffentlicht.
Es war das offizielles Plakat des internationalen Kongresses „Nietzsche y la hermeneutica“,
gehalten auf der Universität von Valencia vom 5.-7.November 2007.

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Sir-Karl-Popper

„Sir Karl Popper – Platos Sturz und die Falsifikation“
Öl auf Leinwand, 50 x 40 cm, 2000.

Popper zeigt in seinem berühmten Schwanengleichnis, dass man einen sog. Allsatz wie „Alle
Schwäne sind weiß“ niemals durch Beobachtung einzelner Schwäne verifizieren kann. Denn
selbst, wenn man einen, zwei, tausend, hunderttausend weiße Schwäne beobachtet, ist der
Satz streng genommen nicht bewiesen, denn „alle“ Schwäne sind jedenfalls mehr als die
empirisch beobachteten. Was man aber machen kann, ist folgendes: Es ist nach Popper
möglich, einen Allsatz empirisch zu widerlegen, zu falsifizieren, indem man nachweist, dass
er zumindest in einem einzigen Fall nicht zutrifft. So widerlegt die Beobachtung eines
einzigen schwarzen Schwanes den Allsatz „Alle Schwäne sind weiß“. Dieses Denken im
Sinne eines kritischen Rationalismus hat Einzug in die gesamte Wissenschaft gefunden:
Hypothesen werden formuliert und es wird versucht, diese zu falsifizieren. Gelingt dies, wird
die Hypothese verworfen; wird ein Falsifikationsversuch überstanden, darf die Hypothese (bis
auf weiteres) beibehalten werden.
Das Bild zeigt neben dem Porträt des Philosophen auch eben diese Theorie: Die Falsifikation
des Satzes „Alle Schwäne sind weiß“ ist durch einen schwarzen Schwan symbolisiert, der
sich inmitten eines Schwarmes weißer Schwäne aus dem Zwischenraum bildet.
Dass Karl Popper mit seiner politischen Philosophie der Demokratie die autoritäre Staatslehre
Platos stürzte, wird durch die umgefallene und zersprungene Büste dieses Philosophen der
Antike angedeutet.
Im Hintergrund erkennt man noch Anspielungen auf die von Popper abgelehnte „Kübeltheorie
des Gehirns“. Die herkömmlichen pädagogischen Theorien, meint der ehemalige Lehrer
Popper, sehen den Geist als Kübel, der das Wissen aufnimmt, das man in ihn hineinschüttet.
Der Vorgang des Lernens wird also angesehen als passives Aufnehmen eines bestimmten
Unterrichtsstoffes, der den Schülern autoritär vermittelt wird. In Wahrheit, meint Popper
weiter, ist der Natur des Menschen eine ganz andere Art des Lernens angemessen. Lernen ist
nämlich ein aktiver, kein passiver Prozess. Wir gehen mit bestimmten Theorien an die
Umwelt heran und schauen, ob diese funktionieren oder nicht, ob sie sich zumindest
momentan bewähren oder ob sie durch die Realität falsifiziert werden. Lehrer sollten das
aktive Lernen fördern und damit auch eine weniger autoritäre Form der Unterrichtsgestaltung
wählen. Wieder merkt man, wie Poppers Erkenntnistheorie und seine Forderung nach Freiheit
ineinander greifen.
Dieses Bild dient als Titelbild des

Buches von Patrick Horvath: „Große Denker“, Selva-
Verlag, Amstetten-Linz 2003, ISBN.3-9010-4045-5. Es ist auch veröffentlicht in „Philosophie
1 – Raison, verite, connaissance“ von Michel Larocque und Vincent Rowell, Beauchemin,
Cheneliere Education, Montreal – Quebec, Canada, ISBN 978-2-7616-4619-2.

Weitere Beiträge:

Gast-Contributor: Dr. Piero Lercher

4 Gedanken zu „Dr. Werner Horvath: Bilder – Figuren – Porträts“

  1. Bleibt noch als Nachtrag:
    Das Buch „Niccolo Machiavelli – Der Fürst“ mit einer Neuübersetzung des Textes aus dem Altitalienischen und Lateinischen in ein zeitgemäßes Deutsch ist über die Website des RaBaKa-Verlages bestellbar (http://www.rabaka-publishing.de/buecher/machiavelli_der_fuerst.htm) oder einfach über Amazon.
    Das Buch „Große Denker“ von Patrick Horvath finden Sie im Internet unter http://members.surfeu.at/4all/denker.htm Restexemplare der Printversion hat noch der Verein zur Verbindung von Medizin und Kunst auf Lager (pat@telering.at)

  2. Künstlerisch tätige Ärzte dokumentieren!
    Der „Verein zur Verbindung von Medizin und Kunst“ (VMK) schlägt vor, künstlerisch tätige Ärzte auf der Universitätsbibliothek in Form einer Datenbank o.ä. zu dokumentieren. In Frage kommen zB. Mitglieder des Österreichischen Ärztekunstvereins, oder Teilnehmer an der Ausstellung in der Galerie im AKH usw., vielleicht sogar mit einigen ihrer Werke. Interesse scheint ja jedenfalls zu bestehen.

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