Grünes Licht für die Migräne
P. Heilig
Schalter werden umgelegt, wenn morgens Lichtimpulse das Auge treffen, auch On-Off-Schalter für Histamin (H.) und Schlaf-Wachrhythmus, welcher neben anderen Regulatoren auch über das H. gesteuert (‚deeply implicated‘) wird – dies wird verdeutlicht durch die Aktivität der histaminergen Neurone, welche sich im Zustand der Vigilanz aktiv und im Schlaf passiv verhalten. Histamin-defiziente Mäuse zeichnen sich durch verstärkten REM-Schlaf bei Tageslicht und Schlaflosigkeit im Dunkel aus. Bei verletzten histaminergen Neuronen ist das Phänomen kortikaler Desynchronisation zu beobachten.
H. (H1R activation) kann allergische Reaktionen provozieren. Die Morgensonne löst den ersten Nießreflex geplagter Allergiker aus. MRGC-Zellen läuten via SCN und Melatonin ein ‚arousal‘ ein – aber auch das H. wird als ‚waking substance‘ bezeichnet. Im Schlaf ruhen histaminerge Neurone und die allergischen Conjunctivitiden provozieren glücklicherweise kein unbewusstes nächtliches Augenreiben samt möglicher unerwünschter Folgen.
H. spielt bei Stress, Emotionen, dem Lernen, bei Gedächtnisfunktionen, Flüssigkeits- und Wärme-Regulierungen, Schmerzempfindung, Allergie, Migräne, Immunsystem sowie vielen neuroendokrinen Funktionen eine Rolle. H. als Neuromodulator, wirkt mit seinen Rezeptorliganden im Auge und den Effekten der H.- H3 Antagonisten mit, auch in der Glaukom-Pathogenese. H. steuert Kontraktionen des m. ciliaris und beeinflusst über die ‚Aqueous Humor Outflow Rate‚ den intraokulären Druck: „Chronic treatment with H3R antagonists could have a significant role in improving this kind of glaucoma“.
Eine bislang unterschätzte Rolle spielt die Farbe triggernder Lichtstimuli: Histamin, der ‚Enemy Number One‘ aller Migräne-Patienten, reagiert via MRGC-Zellern überschießend auf kurzwellig dominiertes helles bläulich-weißes Licht. Die dadurch ausgelöste extreme Photophobie der ‚Migraineurs‘ und Hyperakusis samt Übelkeit und Erbrechen werden häufig beschrieben als Zustände – „an der Grenze des Erträglichen“.
Grünes Licht wird gut vertragen; es verringert die Kopfschmerzen und wird sogar als „beruhigend und entspannend“ beschrieben. Das dominierende Leitsymptom Photophobie läßt sich durch elektrophysiologische Untersuchungen objektivieren: Die Amplituden elektrischer Antworten von Netzhaut und Sehrinde auf Licht verschiedener Farben waren signifikant vergrößert („unerwarteterweise“ – sic) – verglichen mit niedrigen Potentialen der Reaktion auf grüne Lichtstimuli. Die Frage nach dem Wie und Warum wurde beantwortet mit:„Discovery of a novel retino-thalamo-cortical pathway that carries photic signal from melanopsinergic and non-melanopsinergic retinal ganglion cells to thalamic neurons“. Ein „cross-talk“ findet statt – zwischen visuellen Bahnen und denen, die für den Migräne – Kopfschmerz verantwortlich sind („pain matrix“). Massive Projektionen von Dura- und Licht-sensitiven thalamischen Neuronen in die visuellen, auditorischen und olfaktorische Cortices bombardieren diese mit Überstimulationen. Die Folgen können sein: Funktionsstörungen, Beeinträchtigungen von Kurz- und Langzeit-Gedächtnisleistung, der Kognition, motorischer Koordination, Vigilanz, von Licht- und Farb-Wahrnehmungen (via sek. vis. Cortices) samt Photophobie, Hyperakusis und olfaktorischer Hypersensibilität.
Blaues Licht wird von Migränepatienten, aber auch von sehbehinderten Personen als besonders schmerzhaft – expressis verbis „unerträglich“ empfunden. Im Straßenverkehr schafft die Überreizung durch Blendungen nicht nur Migränepatienten ernste Probleme.
Eine schlüssige Erklärung der Farb-Selektivität, dieser ‚Viridophilie‘ von Migränepatienten wird auf sich warten lassen, besonders seit der Entdeckung des Campana-Interneurons, welches zugleich Zapfen- und und Stäbchensignale („equal synaptic Inputs“) an die retinalen Ganglienzellen sendet. Campana erinnert ein wenig an Qbits: „Null und Eins“ in einem Element. Grünes Licht moderater Intensität reduziert Kopfschmerzen episodischer und chronischer Migräne-Erkrankungen. Es sollte als adjuvante Maßnahme empfohlen werden.
Goebel: „Die beste Therapie gegen Migräne wäre die Schwangerschaft. Nach dem dritten Monat der Schwangerschaft kommt es zum Anstieg der Diamine- Oxidase (DAO – Histamin-abbauendes Enzym) auf das Hundertfache und die durch Histamin ausgelöste Übelkeit verschwindet.“ (leider nicht immer..).
Lit.
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Martin LF et al (2021), Evaluation of green light exposure on headache frequency and quality of life in migraine patients: A preliminary one-way cross-over clinical trial. Cephalalgia. 41(2):135-147.
Sgambellone S et al (2021)Novel Insight of Histamine and Its Receptor Ligands in Glaucoma and Retina Neuroprotection. Biomolecules. 11(8): 1186.
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Young BK et al (2021)An uncommon neuronal class conveys visual signals fromrods and cones to retinal ganglion cells. Proc Natl Acad Sci U S A. 2; 118(44)
Göbel H (2020) Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne. Ursachen beseitigen, gezielt vorbeugen, Strategien zur Selbsthilfe. Springer
MRGC: Intrinsisch photosensitive Melanopsin Retinale Ganglienzelle, mitschuld an der ‚Cyanophobie‘
SCN: Suprachiasmatische Nuclei. Ihre ‚Metronome‘ (Oszillatoren) steuern den circadianen Rhythmus.
Gender: beyond
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Katharina und Peter Heilig
VIDEO ON DEMAND: KUNSTLICHT IN UNSEREN AUGEN:
https://youtu.be/k9k_wG5lacA