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Gastbeiträge

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [18]: Geschichte der Brille

Deocolis
Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [18]: Geschichte der Brille

Ab 1500 gibt es sehr viele Darstellungen von Brillen. Es sollen hier nur einige erwähnt werden, weil sie sich in österreichischen Museen oder Galerien befinden, oder weil sie in Ausstellungen, die in den letzten Jahren in Wien zu sehen waren, gefunden wurden. Ein Beispiel ist ein Holzschnitt von Albrecht Dürer  (1507) in der Albertina, aus dem Zyklus Marienleben: „Der zwölfjährige Jesus  im Tempel“, auf dem einer der Gelehrten eine Nietbrille trägt. Dürer hat auch einige Bilder gemalt, wo gleichfalls Brillen dargestellt sind.
Im Kunsthistorischen Museum fanden sich in der Ausstellung „ Von Bruegel bis Rubens“ ein Bild von Joos van Craesbeeck (1652- 1662): „Der Tod ist grell und schnell“ (Kneipenkrach). Vor einer Kneipe liegt neben einem umgefallenen Tisch und allerlei Hausrat ein leichenblasser junger Mann blutend auf dem Boden. Links vermutlich der Mörder, umringt von einer Menge drohender Bauern. Auf einem Stein unten rechts steht geschrieben:
„Der Tod ist grimmig und schnell, hütet euch vor Sünden, so tut ihr gut und wolltet niemandem schaden. Daß Gott es Euch nicht spüren läßt und nehmet niemandem das Seine, so behaltet ihr das Eurige.“
Auf den Gläsern einer großen Brille steht zu lesen: „ Ten is myn schuld niet dat den mensch niet beteren siet“ [= Es ist nicht meine Schuld, dass der Mensch nicht besser sehen kann].
Ferner fanden sich ein Bild von Jakob Jordaens (1593-1678) „ Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen“ (zwischen 1638-1640), wo der Alte in der Mitte des Bildes eine Bügelbrille trägt, und eines von Theodor Rombouts (1597-1637): „Kartenspieler“ (1628-1632), das eine Gesellschaft von vier Männern und einer alten Frau zeigt, die rund um einen Tisch versammelt sind. Zwei Soldaten spielen offensichtlich mit hohen Einsätzen Karten, während der alte Mann rechts gespannt durch seine Bügelbrille dem Fortgang des Spieles folgt.
Weiters sah man einen Holzschnitt aus dem 16. Jahrhundert mit einer Brille und dem Titel „Durchhin auf etwas anderes“, ebenso Bilder von Pieter Breughel dem Älteren ( 1525-1569) „Zwischen Carneval und Fasten“, das einen Narren mit einer Phantasiebrille zeigt, sowie „Christus unter den Schriftgelehrten“ (1630-1635) aus dem Umkreis von Jusepe de Ribera, auf dem ein alter Mann mit Einglas zu sehen ist.
Eine sehr schöne Darstellung einer Brille zeigt auch ein Bild von Jan van Ossenbeck (1624-1674), der in Rotterdam geboren wurde und sich 1659 in Wien niederließ. In der Galerie Harrach ist sein Bilderzyklus „Die fünf Sinne“ gehangen, wo der Gesichtsinn durch einen federspitzenden Schreiber mit Brille verkörpert wird.
Als letztes der bildlichen Darstellungen möchte ich einen Freskenzyklus des Christian Wink aus dem Schloss Zell an der Pram (1771-1772) anführen. Der bayrische Hofmaler hat im Schloss einige Jahre, bevor das lnnviertel wieder österreichisch wurde, gemalt. Vom großen Saal aus sind die Deckengemälde der beiden Galerien sichtbar. In der ostwärtigen Galerie werden die fünf Sinne dargestellt. Der „Gesichtssinn“ wird nicht mythologisch gedeutet, sondern mittels Instrumenten anschaulich gemacht – man sieht  zwischen zwei Putten, die sich um das astronomische Fernrohr bemühen, einen Zwicker bzw. eine Lederbrille.
PorzellanAls plastische Darstellung von Brillen bietet sich vorerst die Brillenverkäuferin der Porzellan-Manufaktur Augarten an, Kaufruf-Figur, zwischen 1740-1780. Diese Darstellung war sehr beliebt und findet sich schon sehr früh, wie z. B. auf einem Bild des Jakob Cornelius von Amsterdam (1511); man kann sich gut vorstellen, wie damals Brillen verkauft wurden.
Weiters seien Lebzeltmodel mit Brillendarstellungen erwähnt sowie als Kuriosum ein Wasserspeier der Votivkirche in Wien (erbaut 1856-1879), den der Steinmetz mit einer Brille gestaltet hat.
Es gab schon in der Gotik Bildhauer, die sich bei ihren Kunstwerken verewigt hatten, wie z. B. Meister Pilgram bei der Kanzel im Wiener Stephansdom. Der Gedanke, dass sich dieser Brauch bis zur Neugotik erhalten hat, war naheliegend, insbesondere deshalb, da sich auch der Erbauer der Votivkirche, Architekt Ferstl, unterhalb der Kanzel, zwar sehr versteckt, aber doch gut erkennbar, bildlich darstellen ließ.
Der Bildhauer Johann Fessler erhielt am 21.5.1858 den Auftrag, sämtliche Wasserspeier der Votivkirche zu errichten und blieb bis 1871 fest beim Bau dieser Kirche beschäftigt. Man kann daher mit einiger Sicherheit annehmen, dass er sich bei der Gestaltung dieses Wasserspeiers selbst verewigt hat.
Musiker zeichneten eine Brille vor einen Takt, um auf die Schwierigkeiten einer Passage hinzuweisen.
Ebenso findet sich in Computerprogrammen eine Brille, um einen Merksatz besonders hervorzuheben.

Lebzelte
Lebzeltmodel aus der letzten Lebzelterei Wien in der Schattenfeldgasse, Wien 7„ um 1900.

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: „Sonnenbrand“ des Auges (Retinopathia solaris)

„Sonnenbrand“ des Auges (Retinopathia solaris)

„Wär nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt es nie erblicken;

Läg nicht in uns des Gottes eigne Kraft, wie könnt uns Göttliches entzücken?“

Johann Wolfgang von Goethe

Ein Leben lang dringt Sonnenlicht, nicht selten ungefiltert, in das menschliche Auge. Wie ein Brennglas konzentriert es ‚brandgefährliches‘ Licht im Zentrum der Netzhaut, dem „wichtigsten Quadratviertel-Millimeter des menschlichen Körpers“

Symbionten

Trefflich beschreibt die Formulierung: „Biologically unfriendly wavelengths“ (1) das nun Mode gewordene aggressiv-bläulich-allgegenwärtige Kunstlicht“ . Es streut, lenkt ab, ist potentiell phototoxisch und – verschlechtert zentrales Sehen.

SonnenMeditation

Light-Pollution (Licht-„Verschmutzung“): exzessive Lichtbelastung des Auges (Kinder und Jugendiche sind besonders gefährdet). Bei Augen-“Sonnenbränden“ können Sinneszellen absterben, vor allem im Zentrum der Netzhaut (2, 3).

retinopathiasolaris

“High-Intensity”-Lichtquellen bombardieren gezielt die ihnen wehrlos ausgelieferten Opfer: “Tag(??)-Fahr-Lichter”, HI-LED-, Xenon-, Laser-Licht etc. Mögliche Folgen: „Kunstlicht“- Augen-Sonnenbrände (via zeitlicher Summation).

Résumé:Sonnen-Meditationen‘ verursachen Lichtschäden. Oktroyierte Kunstlicht- “Erleuchtungen” detto. Zu hoher Schalldruck macht taub. Zu helles Licht „blendet“. Nur Wundergläubige wären anderer Meinung.

Morgenröte

Fazit: Vermeiden „biologisch unfreundlicher Wellenlängen“ und -Intensitäten (4,5).

Epilog: „Mehr Licht“, die letzten Worte Goethes waren angeblich „vernuschelt“, behaupten gelehrte Germanisten. „Mer liecht hier schlecht“ oder „mehr nicht“ – soll er gemeint haben. Man möge sich auf Letzteres einigen. Nicht auf noch .. „mehr Licht“.

Bildlegenden:

Symbiontische Industrie-Lobbyismus-Monster zerstören Sensorik ihrer Opfer.

Sonnen-Meditation: „Erleuchtung“, überdosiert.

Morgenrot, moderat.

1 Marshall J ( 2016). Light in man’s environment. Eye (Lond) 30 (2), 211-214

2 Contín M A et al ( 2016) Light pollution: The possible consequences of excessive

illumination on retina. Eye (Lond) 30 (2) 255-263

3 Heilig P (2010) Light Pollution. Spektrum Augenheilk 24, 267-270

4 https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=22675

5 http://www.lightmare.org/

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Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [17]: Geschichte der Brille

Deocolis
Brille
Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [17]: Geschichte der Brille

1436 hat Jan van Eyck die Madonna des Kanonikus van der Paele mit einer Brillendarstellung gemalt. Aus der Zeit 1450-1451 ist in Nürnberg am Tücheraltar die Vision des heiligen Augustinus und des heiligen Leonhard zu sehen. Etwas später gibt es von Friedrich Herlin das Bild Petrus mit Brille (Jakobskirche in Rothenburg, 1466). Fast zur selben Zeit gibt es in Österreich in der Filialkirche St. Cäcilia ob Murau (Steiermark) eine Tafelmalerei „Die Disputation der heiligen Katharina mit den Philosophen“ (1455-1460 von einem steirischen Tafelmaler geschaffen); hier dient die Brille als Standeszeichen für den Gelehrten.
Der Maler und Bildschnitzer Michael Pacher schuf 1471-1481 für St. Wolfgang am Abersee (Attersee) einen Hochaltar, wo eine Tafel („ Tod Mariae“) den Apostel mit der Brille zeigt.
Im Museum für mittelalterliche Kunst in der Orangerie des unteren Belvederes in Wien ist ein Tafelbild des Meisters aus Großgmain ausgestellt, das auf einem Altarflügel (Sonntagsseite) gemalt wurde. Es zeigt den heiligen Augustinus mit einer Nietbrille. Auf der aufgeschlagenen Buchseite findet sich das Datum 1498. Das Bild ist von hervorragender Qualität und sehr gut erhalten. Hier muss auch ein medizinisches Lehrbuch des Augenarztes Bartholomeus Vogter aus dem Jahre 1547 angeführt werden. Darin wird im Abschnitt „ Wundartzney“ eine Szene mit einer Nietbrille dargestellt. Derselbe Holzschnitt ist in dem Buch von Hieronimus Braunschweig „Das ist das Buch der Cirurgica, Hantwirkung und Wundarztney“ aus dem Jahre 1497 zu finden. Die bildliche Darstellung ist völlig identisch, es fehlt nur der Text oberhalb und unterhalb des Bildes. Der Holzmodel von 1497 ist sicherlich auch 50 Jahre später verwendet worden, wobei die Schrift aus Platzgründen oder wegen zu großer Abnützung weggelassen worden sein dürfte.

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Zerr- und andere Bilder

Zerr- und andere Bilder

Denkmäler: Hohlheiten, überhöhte. ph

Die Geschichte der Karikatur reicht weiter zurück – als gedacht.

Die Karikatur hat mehr Macht – als gedacht (1,2,3).

„Mächtige“ mögen keine – Gedanken.

denk-mal

Zumindest keine kritischen -. Pointierte Krititk fürchtet ‚man‘ wie der Teufel das Weihwasser.

Die spitze Feder bringt es auf den Punkt. Humor (lat.’festivitas‘) entlarvt. Befreit. Entdumpft*.

ExtremFundiRadiDummpfWirrkräuter nehmen überhand im Kräutergartl des homo sapiens.

Umsichtiges Ausschneiden, samt Wurzel – allerdings mit feiner Klinge, ist dringend indiziert.

Paul Flora, Philosoph mit Tuschefeder,

zeichnete die sich abzeichnende epigenetische Katastrophe

in seinen MehralstausendWorte-Bildern: „Die große Weitergabe der Dummheit“ und

„Ad Absurdum.“ (http://paulflora.com/)

zellerzellenberg-und-KFJ

und Wilfried von Zeller-Zellenberg, verspielt-versponnen, charmant und liebenswürdig, empfahl

versöhnlich: „Seid lieb zueinander“ (1973, Hoffmann & Campe)

dazu: Orthofer P (1986) Wer ist Who in Österreich?: die ‚Biographie‘ des W. v. Zeller-Zellenberg:

„Genie“.

*Kunstwort, neu geschaffen (creatio ex nihilo) – Variante: entdummpfen.

1 http://boingboing.net/2014/10/06/the-16-cartoonists-who-change.html

2 http://www.realisticdiplomas.com/custom.aspx?id=153

3 http://www.cartooningforpeace.org/en/cartoonists-2/

Epilog: „Gedankenlosigkeit tötet. Andere“. Stanislaw Jerzy Lec

GasAustritt

 

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Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Trompe l-Oeil/Trompe l’Esprit: Täuschung der Sinne/Täuschung des Sinnes

Trompe l-Oeil/Trompe l’Esprit:

Täuschung der Sinne/Täuschung des Sinnes

Visuelle Trug-Wahrnehmungen verursachen, je nach Art und Schweregrad, mäßige bis

massive Irritationen durch real wirkende Bilder einer ‚unwirklichen‘ Wirklichkeit.

Ein Licht, „das den Glanz der Sonne übertraf“ (Apg 26,13), das Damaskus-Erlebnis des

Saulus, dem es schließlich „wie Schuppen von den Augen fiel“ (Apg 9), hat nicht nur sein

Leben verändert (1).

„Lichtblitze“ und „massive Sehstörungen“ schürten die Angst vor der Erblindung eines

verzweifelt-depressiven Patienten – „So wollte er nicht mehr leben“. Seine Angst nahm

Gestalt an; leider nicht nur für ihn (2).

Blendungen und Ablenkungen aus gleissend bläulichweißen KFZ-Scheinwerfern und

Tagfahrlichtern etc. fordern immer mehr Opfer, weil zwangläufig vermeidbare „blinde

Wahrnehmungflecken“ entstehen , zB. die ,Inattentional Blindness‘ (3).
Heilig

1 Als Folgen einer Retinopathia solaris („Sonnenlicht-Schädigung“ der Netzhaut) und UVKeratitis

(UV-Laesionen der Hornhaut) hatte G. Kluxen die in der Schrift überlieferten

Symptome interpretiert.

2 Das trockene Auge (Klimaanlage, Medikamentöse Nebenwirkungen, ‚PC-Sucht-

Verhalten‘, möglw. Augenreiben) kann„massive Sehstörungen“ sowie Licht-Sensationen

(Phosphene) hervorrufen.

3 Licht-Sicht-Sicherheit: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=25712

Entoptische Phänomene –

..„gibt es so viele, wie Menschen auf der Erde..“ Jan Evangelista Purkinje

..„sind reelle Bilder“ Hermann von Helmholtz

Trugbilder, welche im Auge entstehen: Störende Schatten („mouches volantes“),

Wolken, Vorhänge, ‚Russregen‘, Schlieren, Blitze, Flimmern, Halos, Farbsäume,

Doppelkonturen bis Doppel- und Mehrfach-Bilder, Verzerrt-Sehen, störende Lichter

und Licht-Reflexe (photische Phänomene nach Linsenimplantation), Lichtblitze,

Zacken, Mikropsie, Makropsie (verkleinertes, vergrößertes Bild),

‚Phosphene‘: Lichtsensationen durch ‚inadäqate‘ Reize (mechanisch, chemisch,

elektrisch, magnetisch etc.),

Verdunkelungen (Obskurationen, Amaurosis fugax = flüchtig-passagere Blindheit),

Nachbilder,

Farbigsehen, zB. Rotsehen (nach Blendung – Erythropsie), etc.

Details dazu – in: Kluxen G (2007) Ungeahnte Bilder. Entoptische Phänomene,

optische Täuschungen und andere außergewöhnliche Seheindrücke. Kaden

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Zentrale Sehstörungen und Trugbilder

Illusionen, Halluzinationen, Farbensinn-Störungen (Dyschromatopsie bis Achromatopsie:

teilweise bis absolute ‚Farbenblindheit‘), Farbigsehen, Flimmerskotome, Agnosien,Neglect,

Gesichtsfeld-Defekte, kortikale Blindheit, Seelenblindheit, Inattentional- und Perceptional –

Blindness, Autoskopie, Heautoskopie*, Temporallappen-Epilepsie-Phänomene.

*besonders bizarre Form: illusionäre Selbst-„Verdoppelung“: full-body illusion (FBI)

Oben stehende Listen sollen lediglich die Vielfalt der zahllosen Trugbilder illustrieren;

detailliertere Beschreibungen und Erklärungen: s. Lit.

Definition.:

Illusion: Trugwahrnehmung, der ein visueller (jedoch fehlgedeuteter -) Reiz zugrunde liegt

(illusionäre Verkennung),

Halluzinationen entstehen ohne adäquate Stimulation – apropos: es gibt auch

akustische Halluzinationen

Résumé:

Informationen über ‚physiologische‘ Trugbilder könnten Irritationen und Ängste Betroffener

vermeiden. Beim Auftreten von relevanten Krankheit-Symptomen wird Evidence Based

Medicine (EBM ) Ophthalmologie, Neuro-Ophthalmologie, Neurologie, etc vorausgesetzt.

bluereflections

Epilog:

Die erdrückende Fülle und Vielfalt aller Sinneseindrücke, trügerischer und ‚wahrer‘ -, kann

das Gehirn überfordern, vergleichbar einem Gärtner, der sich erfolglos abmüht invasiven

Unkrauts Herr zu werden. Das des kontraproduktiven Lobbyismus hingegen, schießt

invasiv ‚ins Kraut‘ – in den Gärten der Bürger von Schilda, in den verunkrauteten.
Lit.:

Barton JJ. ( 2014 ) Higher cortical visual deficits. Continuum (Minneap Minn); 20(4 Neuroophthalmology):

922-41.

Schiefer U (Hrsg) (2007) Clinical neuro-ophthalmology : a practical guide. Springer

Schiefer U (Hrsg) (2003) Praktische Neuroophthalmologie. Kaden

http://novel.utah.edu/diseases/patient-portal

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Heilig_Einladung

am Montag, 2. Mai 2016, um 19 Uhr

im Otto-Mauer-Zentrum, in der

Währinger Str. 2-4 / 1090 Wien

Visuelle und andere Trug-Wahrnehmungen, mit oder ohne entsprechenden Außenreiz können das seelische Gleichgewicht Betroffener empfindlich stören – vor allem, wenn die Kenntnis über Ursachen und Zusammenhänge dieser Sensationen fehlt – das Wissen über eine besonders reichhaltige und bunte Palette von geringfügigen bis zu schweren, gelegentlich bizarren Störungen und möglichen fatalen Funktion-Ausfällen (cave Straßenverkehr!).

– am Beispiel des Damaskus-Erlebnisses – eine Folge übermäßiger Sonneneinwirkung? ( Kluxen, Masuhr), des „Gottes-Helmes“, der „Seelenblindheit“ etc. sollen verschiedene dieser faszinierenden, oft ungewöhnlichen Phänomene gemeinsam erörtert werden.

 

Gastautor: Prof. Dr. Peter Heilig: Licht. Sicht. Sicherheit.

Licht. Sicht. Sicherheit.

Ein kritischer Beitrag zum ‚Internationalen Jahr des Lichts‘.

Kaum etwas hat sich gebessert – nach dem ‚Internationalen Jahr des Lichts‘. Auch an den ‚Schutz’Wegen ereignen sich nach wie vor scheinbar unvermeidliche Unfälle. Blendungen und Tagfahrlicht bei Tageslicht lenken Lenker ab. Auch von Kindern – selbst wenn sie ‚Schutz’Westen tragen.

Alle ‚überschwelligen‘ Lichtreize werden von Kurzzeit-Speichern (visual short term memory) und Arbeits-Speichern (working memory) des visuellen Systems verarbeitet und in neuronalen Schaltkreisen unseres Zentralnervensystems aufbereitet. Auffälligeres wird eher wahrgenommen –

weniger Auffälliges wird eher „übersehen“. Ein System, welches sich niemals anpassen kann – an ein ZuViel, ZuHelles, zu sehr Ablenkendes, verschuldet Unfälle. Derartige fatale kapazitive Dekompensation (‚overload’ließe sich vermeiden: Durch „Licht-Hygiene“ (1).

„Phototoxische“ Überbelichtungen erhöhen keineswegs die Sicherheit, sie verbessern auch nicht die Sicht, weder in beruflichen noch in privaten Szenarios. Und schon gar nicht im Straßenverkehr. Die Physiologie des Sehens und der Wahrnehmung sowie die unabänderlich-kapazitiven Grenzen dieser hoch-sensiblen und verwundbaren Systeme verlangen zwingend ein umsichtigeres und behutsameres Procedere (2, 3, 4, 5).

Jetzt. Nach dem Jahr des Lichts.

VIDEO:  „lethal lights“

Video: „lethal lights“ mit englischer Voice-over

1 https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=22675

2 http://www.radstats.org.uk/no104/Marchant2_104.pdf

3 http://www.radstats.org.uk/no102/Marchant102.pdf

4 http://www.lightmare.org/

5 http://www.hellenot.org/

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EINLADUNG zur VERANSTALTUNG: ‚Lichtverschmutzung‘ und ‚Lichthygiene‘

Mittwoch, 13. April 2016 Beginn: 18:00 h

Ort: Cafe Griensteidl, Karl Kraus Saal, Michaelerplatz 2, 1010 Wien

Anmeldung: info@clubofvienna.org

Thema: ‚Lichtverschmutzung‘ und ‚Lichthygiene‘ P Heilig

Kunstlicht hat die Welt erobert, dringt in alle Ritzen, strahlt in die Sterne – und richtet Schäden an, die es zu vermeiden gilt.

‚Lichtverschmutzung‘: Überdosiertes Licht, zu viel, zu hell, ‚kalt‘-blaustichig, zur falschen Zeit und in die falsche Richtuung strahlend.

‚Lichthygiene‘: Das Konzept, mit dem unerwünschte Licht-Nebenwirkungen vermieden werden können. Ein Versuch „Zurück zur Natur“ zu finden.

Einladung–>PDF

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Blaulichtwecker

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Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [16]: Geschichte der Brille

Gastautor: Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [16]: Geschichte der Brille

Ähnlich sensationell ist auch die Geschichte des frühgotischen Flügelaltars im Tiroler Landesmuseum, der das Marienleben darstellt. Margarete von Tirol (mit dem Beinamen „Maultasch“) übertrug 1363 nach dem Tode ihres zweiten

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Mannes und ihres einzigen Sohnes alle Rechte, Besitzungen und väterliche Erbländer an die habsburgischen Brüder Rudolfs, Albrecht und Leopold, Herzöge von Österreich. „Unendlichen Dank sind wir dem Allerhöchsten schuldig dafür“, schrieb Rudolf IV., der Stifter, an den Dogen Venedigs, „daß wir in den Besitz des Landes Tirol gelangt sind. “ Man kann heute mit Sicherheit sagen, dass die beiden knienden Stifter: Albrecht III.  von Österreich mit seiner ersten Gemahlin Elisabeth Maler, 1439 die als Tochter Karls IV die Bügelkrone trägt, und Leopold III. mit seiner Frau Viridis, Tochter des Visconti von Mailand, darstellen. Die beiden Damen werden durch den böhmischen Zeremonienmeister mit Hermelinbesatz ausgezeichnet. Der Vertrag von Schärding 1369 sicherte den Habsburgern Albrecht und Leopold (Rudolf war 1365 gestorben) endgültig die Herrschaft über Tirol. Sie machen 1370 eine Huldigungsreise durch Tirol, und das dürfte der Anlass zum Auftrag zur Herstellung dieses Altars gewesen sein. Auf der Sonntagsseite des Altars findet sich die Darstellung einer Nietbrille. Ein Apostel liest am Bette des „Marientodes“ in seinem Gebetbuch. Stimmt die Datierung dieses Altares, dann ist es ziemlich aufffällig, dass bestimmte Zusammenhänge zwischen Böhmen und dem Altar bestehen. Karl IV. hat sich in der Zeit zwischen 1348-1357 die Burg Karlstein erbauen lassen. In dieser Burg gibt es einen Altar, der von Tomaso da Modena gestaltet wurde.

Brille162

Dieser Maler hat zur selben Zeit auch die Fresken in Treviso gemalt und hat sicherlich über die Existenz von Brillen Bescheid gewusst. Der Maler des Altars von Schloss Tirol muss ebenfalls die Vorteile einer Brille gekannt haben. Die Gemahlin Albrechts III., Tochter Karls IV., hat möglicherweise den Maler Tomaso da Modena beim Bau der Burg Karlstein getroffen, sodass die Herstellung eines Zusammenhanges nicht allzu abwegig erscheint. 1379 starb Tomaso da Modena; es könnte daher ohne weiteres sein, dass er selbst oder einer seiner Schüler diese Brillendarstellung ausgeführt hat. Es ist sicherlich die älteste bis jetzt bekannte bildliche Darstellung einer Brille in Österreich und vielleicht die zweitälteste der Welt.

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Gastautor: Prof. Dr. Peter Heilig: METAMORPHING, KAISER FRANZ JOSEPH – ‚Wir sind Kaiser..‘

METAMORPHING, KAISER FRANZ JOSEPH – ‚Wir sind Kaiser..‘

metamorphing.avi

WirsindKaiser1

„Wie war er? War er dumm? War er gescheit?
Wie fühlt er? Hat’s ihn wirklich gefreut?
War er ein Körper, war er nur Kleid?

KFJmix

Trug ein Gesicht er oder einen Bart?
Von wannen kam er und von welcher Art?
Blieb nichts ihm, nur das Wesen erspart?

KFJink

War die Figur er oder nur das Bild?

Nie prägte mächtiger in ihre Zeit
jemals ihr Bild die Unpersönlichkeit

Karl Kraus (1920) Gedichte und Inschriften 551,XXII. Jahr
KFJhunt

Die den Krieg gemacht und was weiter entstanden
sie werden nimmer daran zu Schanden..

Karl Kraus (1920) Gedichte und Inschriften 551,XXII. Jahr

Seit Menschengedenken ging so dilettantisch keine Schlacht, keine Macht, keine Ehre verloren.“

Karl Kraus (1920) Gedichte und Inschriften 551, XXII. Jahr

..aus der Fackel. Und schließlich – der ‚Österreichischen Seele‘:

„In diesem Österreich hat es eine Gestalt gegeben (das Wort Person vermeide ich absichtlich).. wurde schon in der Kindheit durch seine Mutter und die Erziehung vernichtet, hat dann 68 Jahre
regiert, hat in dieser Zeit keine einzige konstruktive Idee gehabt, keine einzige! – Oder wollen sie gar wieder einen Totengräber an der Spitze? Diesem Mann musste alles, was er anrührte, misslingen!“

Ringel E (1984) Die österreichische Seele. Böhlau, 34-35
KFJB

Metamorphosen (Ovid) μεταμόρφωση – in Kunst, Tier- und Pflanzenreich, Geologie, Philosophie, etc., sind nicht neu. Morphing: durch „Warping, Tweening und Cross- Dissolving“ führen Algorithmen ein Imago in ein anderes über. In ein neues.

In der Phantasie-Welt von Kindern und Künstlern wandeln sich Bilder wie im Traum, leichtfüßig – luftig, heiter, ganz ohne Zwänge, ohne Algorithmus. Des Kaisers neue Kleider, oder – nur die Kleider, nur ein Bart, frei nach Karl Kraus. Was bleibt, nachdem die Fassade abgebröckelt ist? Befreiendes Lachen?

Epilog: Epigenetisch/genetisch determiniert, ‚prokustriert‘, grenzenlos überfordert – am Ende ‚petrifiziert‘ und gefangen in einem Mehrvölker-Patt. Ein „bürgerlicher“ Franz Joseph – ohne Kaiserwürde – hätte weit weniger Schaden angerichtet und öfter gelacht als KFJ. Herzhaft, vielleicht sogar – möglicherweise über sich selbst..

kleineHoheit

Wie alles begann? „Es stellt sich heraus, dass der kleine Franz ein überraschend humorund phantasievolles Kind war…“ „- das Kind von dem ärgsten Taglöhner wird nicht so gequält wie diese kleine unglückliche Hoheit!“ Luise Baronin von Sturmfeder.

Unterreiner K (2015) Kaiser Franz Joseph. Mythos und Wahrheit. Brandstätter

„Haben wir heute schon darüber gelacht?“
Josef Garcia Cascales.

KFJEl

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Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [15]: Geschichte der Brille

Gastautor: Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [15]: Geschichte der Brille

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Eine kurze, vereinfachte Darstellung der Brillenentwicklung :
Entwicklung der Brille

14. Jahrhundert
Nietbrille
Bügelbrille
Einglas

15. Jahrhundert
Mützen- oder Stirnfortsatzbrille
Scherenbrille

16. Jahrhundert
Stirnreifenbrille
Gelenk- oder. Scharnierbrille
Band- oder Fadenbrille

17. Jahrhundert
Klappbrille
Schlitz-Bügelbrille
Klemmbrille

18. Jahrhundert
Monokel

18.-19. Jahrhundert
Ohrenbrille
Kneifer
Glas- oder Beschlagbrille, Klemmer

19. Jahrhundert
Lorgnette
Schläfenbrille

20. Jahrhundert
Seitensteg- oder Vollsichtbrille

Natürlich konnte auch die Kunst an der Wichtigkeit der optischen Sehhilfen nicht vorübergehen, was viele Darstellungen beweisen. So waren wir recht genau darüber informiert, wie eine Brille vor ca. 700 Jahren ausgesehen hat, bevor noch erhaltene Brillen gefunden worden waren. Die älteste Darstellung ist wohl die einer Nietbrille, 1352 im Kapitelsaal des Dominikanerklosters in Treviso von Tomaso da Modena gemalt. Erst durch den Fund im Nonnenchor des Klosters Wienhausen konnte man sehen, dass Originalbrillen tatsächlich der Darstellung des Tomaso da Modena entsprechen. Am 22. September 1953 ließ die Frau Äbtissin Luise Friedrichs die mittleren Bohlen zwischen den Reihen des Gestühls abheben, um den Hohlraum darunter zu öffnen, ohne die Sitze zu berühren.

Dabei fanden sich in einer dicken Staub- und Sandschichte unter anderem die ältesten Brillen der Welt. Man konnte 3 Typen aus Holz feststellen:

1. Nietbrille aus Buchsbaumholz mit geradem Stiel
2. Nietbrille aus Lindenholz
3. Nietbrille aus Lindenholz in zwei Schichten sowie eine Brille mit
Lederfassung.

Die Nietbrillen waren ausschließlich für Weitsichtige bestimmt(+ 2,25 bis 3,75 sphärisch). Über das Alter konnte bisher nur die Kunstgeschichte Auskunft geben, einerseits durch das Alter des Chors von Wienhausen (um 1330), andererseits durch ähnliche Gläser, die auf dem Deckel eines Kästchens in Lüneburg um 1331 abgebildet waren. Es zeigt uns, dass man im 14. Jahrhundert nicht nur in Treviso Brillen kannte, sondern auch in Norddeutschland. Und das macht es wahrscheinlich, dass die Herstellung dieser Brillen, die historisch in Venedig bereits in den Jahren 1300-1301 bezeugt ist, bald danach auch an anderen Orten ausgeübt wurde (z. B. in Nürnberg).

Alle Beiträge–>Augenheilkunde

Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [14]: Geschichte der Brille

Gastautor: Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [14]: Geschichte der Brille

Dass sich die Brille zu einem wichtigen modischen Accessoire entwickelt hatte, beweist die Tatsache, dass beim Einzug Philipps V. (1683-17 46) in Madrid 500 Hofdamen mit riesigen Schildpattbrillen erschienen; man war der Ansicht, nichts verschönere den Menschen mehr als das Tragen einer Brille. Doch dieses Ansehen der Brille wandelte sich. Zwielichtige Augenärzte und Brillenhändler, die auf Märkten und Straßen als fahrende Händler völlig wirkungslose Brillen verkauften, hatten sie in Misskredit gebracht. „Brillen kaufen“,
„Jemandem Brillen aufsetzen“ wurde zum Synonym für Betrügen oder Spott treiben. Das Mysteriöse und Wunderbare, das die Brille umgab, erzeugte Misstrauen und führte beim einfachen Volk dazu, dass Brillen als Zauberei angesehen wurden. Wer eine Brille trug, hatte etwas zu verbergen.

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Abbildungen zeigen Narren (wie z. B. auf dem Holzschnitt „Narrenschiff“ von Sebastian Brandt aus 1497), Quacksalber, ja sogar Dämonen und Teufel als Brillenträger, wie eine Figur mit Teufel und Brille in der Bibliothek von Admont, geschaffen 1760 von Thaddäus Stammei, oder W. Swannenburg: „Die Schönheit als Verführerin“ (1609). Die Tendenz, zu Sehhilfen zu greifen, die in der Hand zu halten waren, entsprang einer Scheu vor der Brille, die mitunter auch als unschön, lächerlich oder als verräterisches Zeichen für das Alter galt. Teilweise trieb diese Scheu z. B. im 18. Jahrhundert seltsame Blüten. Um eine möglichst unauffällige Benutzbarkeit zu gewährleisten, verschwinden kleine Fernrohre und Vergrößerungsgläser in Parfumflakons, Fächern oder Tabatieren. Ein noch feineres Versteck dieser Augenhilfen bot ein Ring mit einem Bildnis, das von einem Zerstreuungsglas bedeckt wurde. Nach Auslösung einer Feder schnellte letzteres hoch und konnte als Vorhalteglas benutzt werden. Alle Formen des Einglases hingegen galten als modisch, unterstrichen die Gestik und Eleganz, Bildung und das Kennertum des Trägers. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wird die Brille wieder positiv gesehen und als Ausdruck der Intelligenz, Seriosität und Erfahrung gewertet.

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling