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Dr. Werner Horvath: Als die Menschheit klar zu denken begann…

Als die Menschheit klar zu denken begann…

kuros

Es war im 8. Jahrhundert vor Christus, als die ersten Exemplare dieser Gattung von Skulpturen im archaischen Griechenland auftauchten und sie blieben bis ins 4. Jahrhundert modern. Fast jede Stadt auf dem griechischen Festland und den Inseln musste einen haben, einen Kuros, wie die Jünglingsfiguren genannt wurden. Es gab sie aus Lehm und Ton, aus Holz und Bronze, aus Sandstein und Marmor, manche nur 40 cm hoch, andere gigantisch. Auf der Insel Naxos kann man heute noch unfertige Exemplare mit über 10 m Höhe bewundern. Die Figuren gehorchen einem strengen Schema. Meist spielt ein feines Lächeln auf ihren Lippen, die Arme hängen locker herab und die Hände zeigen eine leichte Fauststellung. Das linke Bein ist leicht nach vorne gesetzt, ansonsten sind die Figuren weitgehend symmetrisch. Ihre Nacktheit hat keine sexuelle Bedeutung, sondern soll Selbstbestimmung und Autonomie ausdrücken. Die Schöpfer der Standbilder sind meist unbekannt, doch spiegeln die klaren Formen der Gestaltung das aufkommende klare Denken der Menschen dieser Zeit wider.

Es kann kein Zufall sein, dass zur selben Zeit auch eine andere neue Art des Denkens entstand, nämlich die griechische Philosophie. Kosmos, Natur und Gesellschaft wurden nicht mehr mythisch gesehen, sondern rational ergründet. Es begann das Zeitalter der sog. Vorsokratiker, deren Hauptvertreter Thales von Milet, Anaximander und Anaximenes waren. Zu erforschen gab es vieles, und so war die Philosophie damals noch eine Einheit, die neben der allgemeinen Naturphilosophie unter anderem auch Mathematik, Geometrie, Astronomie und Bewegungslehre mit einschloss. Großartige Erkenntnisse waren die Folge. Gesetze wurden formuliert, die noch heute Gültigkeit haben, wie etwa der Satz des Thales, welcher besagt, dass ein Dreieck, von dem eine Seite ein Durchmesser des Umkreises ist, ein rechtwinkliges Dreieck sein muss. Auch sein Strahlensatz zur Festlegung von Verhältnissen von Streckenlängen wird heute noch vielfach angewendet, etwa in der Landvermessung. Thales selbst bestimmte auf diese Art elegant die Höhe der Pyramiden, ohne selbst hoch klettern zu müssen.

thales

Die Bilder „Kuros“ und „Thales von Milet“ von Werner Horvath setzen sich mit dieser Zeit auseinander. Die Skulptur mit ihren typischen Merkmalen steht vor einem Himmel, der so klar ist wie die Linienführung der Steinmetze, so ungetrübt wie das aufkeimende neue Denken. Der Strahlensatz des Thales ist in den Sand eingeritzt, so wie auf dem zweiten Bild der Thaleskreis. Milet, die Heimatstadt des Denkers, liegt längst in Trümmern, seine Ideen aber überdauern.

Werner Horvath: „Kuros“, 160 x 60 cm und „Thales von Milet“, 60 x 80 cm. Beide Öl und Acryl auf Leinwand, 2012.

Horvath_2010

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