Ö1 „Dimensionen – Die Welt der Wissenschaft“ berichtete über das Provenienzforschungsprojekt der Ub Med Uni Wien

Am 1. April 2008 brachte Ö1 in der Sendung Dimensionen – Die Welt der Wissenschaft einen Beitrag über das Thema Provenienzforschung:

In der Universitätsbibliothek Wien lagern zahlreiche Bücher, die geraubt wurden. In der Zeit des Nationalsozialismus profitierten österreichische Bibliotheken von beschlagnahmtem Eigentum vor allem der jüdischen Bevölkerung, aber auch politisch verfolgter Personen und Institutionen. Bestände aus aufgelösten Verlagen und Buchhandlungen kamen in die eigens gegründete Bücherverwertungsstelle in Wien und wurden hier an Bibliotheken verteilt. In den von der Wehrmacht besetzten Gebieten kam es ebenfalls zu massiven Plünderungen aus Bibliotheken und Archiven.

2004 startete die Universitätsbibliothek als erste universitäre Bibliothek Österreichs ein Projekt zur Provenienzforschung und durchforstet seitdem systematisch die Eingänge aus den Jahren 1938 bis 1945. Bei 33.000 Büchern müssen weitere Recherchen angestellt werden. Welche Probleme gibt es dabei? Wie gehen Bibliotheken mit dem NS-Raubgut um? Wie viele Bücher wurden bisher restituiert?

Im Ö1-Beitrag werden neben dem Provenienzforschungsprojekt an der Universitätsbibliothek Wien auch die entsprechenden Aktivitäten der Österreichischen Nationalbibliothek, der Wienbibliothek im Rathaus sowie der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien vorgestellt.

Über den Status des im Mai 2007 gestarteten Provenienzforschungsprojektes an der Ub der Med Uni Wien, dessen Schwerpunkt derzeit auf den Beständen der Abteilungsbibliothek für Geschichte der Medizin im Josephinum liegt, berichten deren Leiter, Mag. Bruno Bauer, sowie der Projektleiter, Dr. Walter Mentzel.

Im Beitrag angesprochen werden u.a. die Zielsetzung des Provenienzforschungsprojektes, die bisherigen Ergebnisse (darunter je ein Fallbeispiel aus der Privatbibliothek von Raoul Fernand Jellinek-Mercedes bzw. aus dem Akademischen Verein jüdischer Ärzte), die Rolle des damaligen Direktors des Instituts für Geschichte der Medizin, Fritz Lejeune während der Jahre 1940-1945, sowie die Notwendigkeit für (auch nach 1945 gegründete) Bibliotheken, die auch im 21. Jahrhundert ältere Bestände via Schenkung, Nachlass, Tausch oder antiquarischen Kauf erwerben, Leitlinien für diesen Zugang zu erstellen, um auch ein „spaetes Einbringen von geraubten Büchern“ in die eigenen Bestände zu vermeiden. Weiters wird im Beitrag auf die Sonder-Blogserie „Vertrieben 1938“ hingewiesen.

Infos zum Provenienzforschungsprojekt der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien

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