Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: DE- und RE-NATURIERUNGEN

DE- und RE-NATURIERUNGEN

Die Seele wird vom Pflastertreten krumm. Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden und tauscht bei ihnen seine Seele um.

Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm. Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.
(Erich Kästner)

Europa, die Tochter des Agenor, König von Phoinikien und der Telepassa, welcher wie ein Haftelmacher auf das schöne Kind aufpasste, ging nichtsdestotrotz  einem Rindvieh auf den Leim – in der griechischen Mythologie.

Treu pflegt die EU diese Tradition aus dem alten Hellas weiter, geht noch immer manchem Einbläser auf den Leim und oktroyierte (pardon – flott formuliert: sie „drückte auf‘s Auge“) -die hochgepriesene „Energiesparlampe“ (Compact fluorescent lamp, CFL) für EU-Haushalte. Geschichte wird dieses Produkt schlussendlich. Die  erhofften „Einsparungen“ erreichten keineswegs die Erwartungen; auch Lebensdauer, Intensität etc. ließen zu wünschen übrig. Die meisten (>70%) dieser Quecksilber-hältigen Mini-Leuchtstoffröhren landen im Restmüll. Vor allem – kein natürliches, kontinuierliches, Sonnenlicht- oder Glühbirnen-Spektrum wird emittiert. Auch die meisten sogenannten Tageslicht-„Sparleuchten“ enttäuschten in dieser Hinsicht.

Da die Rechnung nicht aufging – siehe  EU-Transmissionshandel/Cap and Trade – die ‚Contraption‘ (merkwürdiges Konstrukt) Compact Fluorescent Lamp war das Geld nicht wert – steht sie nicht mehr oben auf der Liste verfügbarer Leuchtmittel. Die Haushalt-CFL hatte keinen wesentlichen „Klima-Beitrag“ geliefert, eine quantité négligeable, verglichen mit den  – theoretisch – möglichen Einsparungen (an CO2 – Ausstoß etc.) der Industrie, des Straßenverkehrs, des Luftverkehrs, des Schiffverkehrs, der militärischen Rüstung und ihrer Menschen-verachtenden (-vernichtenden) „Einsatzbereiche“, etc.

Zurück zur Natur heißt es wieder einmal, auch für das Kunstlicht. Zumal sich der Verdacht erhärtet, dass Kunstlichtspektra, welche vom natürlichen Spektrum abweichen, vielleicht als auslösende Faktoren für die auffällige Zunahme kindlicher Kurzsichtigkeit verantwortlich zu machen wären. Die einzige „Prophylaxe“ der Myopie-Forscher bestand seit jeher in der Empfehlung: „Viel Bewegung im Freien“. Jetzt schließt der Kreis – es gibt einen Erklärung-Versuch. Eine spezielle retinale Ganglionzelle (ONDelayed Retinal Ganglion Cell) reagiert empfindlich auf „denaturierte“ Spektra.

Waldspaziergänge: können den Stresshormonspiegel reduzieren, Serotonin-Ausschüttung stimulieren, das Immunsystem stärken, die NK (natural killer-cells)-Aktivität erhöhen, ADHD-Symptome verringern; sie wirken sich günstig auf den Kreislauf aus und – „ordnen vielleicht sogar die Gedanken“.  Als Therapie der Depression dürfen sie nicht empfohlen werden, aber mit der Kunstlicht-Therapie und manch anderer Behandlungsmethode kann „walking in the woods“ ab und zu möglicherweise erfolgreich konkurrieren. In allen Flecken mehr oder weniger unberührter Natur, am Berg, im Schnee, am Wasser, bei  Betrachtung des nächtlichen Sternenhimmels kommen ‚ Gipfel- und Plateau‘-Erlebnisse (Marcel Proust), Flow (Mihaly Csikszentmihailyi) samt ihrer segensreichen Wirkungen auf Psyche und Physis ungleich häufiger vor als in den ‚Städten der Steinzwerge‘.

Landschaft-„Behübschungen“ und –Zerstörungen, Wasser-„Regulierungen“, Monokultur-Landwirtschaft, grenzenlos – invasiv wachsende Urbanisierung, Brandrodung, Verkarstung und Verwüstungen ganzer Landstriche durch aggressiven Bergbau (Haldenlaugungen etc), Verschmutzungen aller Art („die Mittendorfer Senke ist überall“) trüben empfindlich die Freude.

Die Liste der Denaturierungen füllt Bände, die der Re-Naturierungen beschränkt sich auf vereinzelte schmale Heftchen. Dort allerdings wird die Rückkehr zur Artenvielfalt beschrieben, das Wieder-Finden verlorengegangener Paradiese, Natur-Reservate, Nationalparks, Nachthimmel mit Milchstraße(!) –  nicht weit weg von Wien (Großmugl, sollte aufgrund der Verdienste des Astronomen G. Wuchterl  evtl in „GroßWuchterl“ umgetauft werden).     

   

Epilog: Stöpsel bitte aus den Ohren ziehen – nicht nur im Wald, wo das Rauschen der Wipfel wie Musik klingen kann.

http://www.cell.com/current-biology/abstract/S0960-9822(16)31513-5

http://www.huffingtonpost.ca/2016/06/09/health-benefits-walking_n_10376896.html

http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/waldspaziergaenge-warum-sie-fuer-koerper-und-geist-gesund-sind-a-952492.html

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18394317

https://link.springer.com/content/pdf/bfm%3A978-3-8274-2161-6%2F1.pdf

http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/naturschutz/sg/

http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/naturschutz/naturrecht/
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Phantasie – Veranstaltung

von Katharina und Peter Heilig

Erfahrenes und Erlesenes

Donnerstag 28. September 2017 um 19:00 Uhr
Heiligenstädterstraße 155, 1190 Wien

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