Die gerichtsmedizinische Fallgeschichte als „paper tool“

Im „Josephinum – Seminar“ werden laufende Arbeiten vorgestellt und diskutiert, für die Bestände der Sammlungen der medizinischen Universität Wien genützt werden.

Mag.phil. Katja MISAR:

Die gerichtsmedizinische Fallgeschichte als „paper tool“

Ort: Lesesaal des Josephinum
Zeit: 28. Jänner 2008, 16.00 c.t.
Kontakt: sammlungen@meduniwien.ac.at
mailto:sammlungen@meduniwien.ac.at
++43/ 1/ 40160/ 26000

Mag.phil. Katja MISAR:

Die gerichtsmedizinische Fallgeschichte als „paper tool“

Im Referat wird ein zentraler Aspekt der komplexen Struktur
gerichtsmedizinischer Wahrheitsfindung vorgestellt. Mittels einer
wissenschaftshistorischen Analyse von in der Fachliteratur publizierten
Fallgeschichten aus dem Bereich der „Gerichtlichen Geburtshilfe“ im
ungefähren Zeitraum von 1900-1930 soll gezeigt werden, wie
Fallgeschichten in der forensischen Forschungs- und Ermittlungstätigkeit
die Funktion von „paper tools“ (nach Ursula Klein) einnahmen.

Es wird der Frage nachgegangen, wann publizierte gerichtsmedizinische
Fälle als objektiv geklärt galten und wann bzw. wie sie als „tools“ für
die Lösung von neuen Fällen zu funktionieren begannen anstatt selbst
Objekte der Untersuchung zu sein. Publizierte gerichtsmedizinische
Fallgeschichten können als wesentliche Faktoren für die
wissenschaftliche Weiterentwicklung der Gerichtlichen Medizin bezeichnet
werden. Eine eingehende Analyse ihrer Form und Struktur sowie ihrer
kommunikativen Aufgaben innerhalb der „scientific community“ verspricht
nicht nur, dass Fallgeschichten als historische Quelle handhabbar
gemacht werden, sondern auch Einblicke in die gerichtsmedizinische Praxis.

Mag.phil. Katja Misar: Studium der Geschichte in Wien. Derzeit
Kollegiatin im Initiativkolleg „Naturwissenschaften im historischen
Kontext“ an der Universität Wien. In ihrem Dissertationsprojekt widmet
sie sich einer wissenschaftshistorischen Analyse der Gerichtlichen
Medizin unter besonderer Berücksichtigung des Wiener Institutes für
Gerichtliche Medizin im Zeitraum von 1897-1933.

Publikationen:
„Im Dienst der Volksgesundheit“. Fürsorgerinnen bzw. Volkspflegerinnen
im nationalsozialistischen Wien. In: Ingrid Arias (Hg.), „Im Dienst der
Volksgesundheit“. Frauen — Gesundheit — Nationalsozialismus. (2006)
„Vorposten des Gesundheitsamtes“ : Fürsorgerinnen im
nationalsozialistischen Wien. Phil. DA Univ. Wien (2006)
Milchkaffee und Zwetschkenknödel. Das Versorgungshaus Lainz in den
1920er Jahren. In: Ingrid Arias, Sonia Horn, Michael Hubenstorf (Hg.),
In der Versorgung. 100 Jahre „Geriatriezentrum am Wienerwald“. (2005)

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