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Rezension: Hubert Kolling (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte

Hubert Kolling (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte – Who was who in nursing history, Band 9, Hungen 2020.

Text: Dr. Walter Mentzel

In dem 2020 erschienenen neunten Band aus der von Hubert Kolling herausgegebenen Reihe „Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte“ wird die biographische Forschung zu meist unbekannten historischen Personen aus dem Bereich der Pflege, des Gesundheitswesens und dessen Umfeld fortgesetzt. Die Gliederung des Bandes besteht aus einem Vorwort des Herausgebers, dem biographischen Teil, einem AutorInnenverzeichnis, und einem Namensverzeichnis, das eine praktische Orientierung zwischen den durch Fettdruck gekennzeichneten neu hinzugekommenen Personen und den bisher erschienen Biografien ermöglicht. Im Vorwort erinnert Kolling an das für das Jahr 2020 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufene „Jahr der Pflegenden und Hebammen“ und thematisiert die kritische Situation der Pflegeberufe in Deutschland sowie die jüngst gesetzten Initiativen der Bundesregierung, die aber – wie der Autor bemängelt – auf die Einführung einer historischen Pflegeforschung in Form eines Lehrstuhles, vor allem aber in der Ausbildung und dem Studium der Pflegewissenschaft, verzichtet hat.

Kolling, Hubert (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte – Who was who in nursing history. Band 9. Hungen: Nidda hpsmedia 2020.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, KR12/9]

Wie bereits in den vorherigen Bänden werden von Kolling die Begriffe Pflege und Pflegeberufe konzeptionell weit gefasst, sodass sich die hier ausgewählten Biografien von 90 Frauen und Männern neben unterschiedlichsten Lebens- und Karrierewegen durch ein breites Spektrum an Berufs- und Betätigungsfeldern auszeichnen. Neben HerausgeberInnen von Fachzeitschriften und JournalistInnen, werden MitarbeiterInnen aus Berufs- und Wohlfahrtsorganisationen und diversen Pflege- und Krankenhauseinrichtungen, sowie jene an Ausbildungsstätten der Krankenpflege, in der Lehre und Forschung und in privaten, staatlichen, kommunalen oder religiös Pflegeinstitutionen tätigen Personen, vorgestellt.

Dem Anspruch der Internationalität innerhalb der Pflegewissenschaft wird der Band durch die verschiedenen Herkunftsländer der behandelten Personen (Deutschland, Brasilien, Japan, Polen, Kanada, Taiwan u.a.) gerecht, und entspricht auch der von Kolling gewonnenen und für die Beiträge verantwortlichen Autorenschaft. Die biographische Darstellung der Personen geht wie bereits in den vorherigen Bänden weit über die ansonsten in Lexika übliche Reduktion auf Lebensdaten und Werke hinaus, indem die historischen, politischen und gesellschaftlichen Einbettungen herausgearbeitet und eine institutionelle Kontextualisierung vorgenommen werden. Den Artikeln angeschlossen sind umfangreiche Literatur- und Quellenangaben, die sich bei manchen Beiträgen durchaus auch als eine Fundgrube erweisen.

Die an Informationen dicht verfassten Biografien geben damit einen Überblick über die vielfältigen Entwicklungen der Pflegeschichte, lassen internationale Vergleiche anstellen, und bieten damit auch die Grundlagen und ein Verständnis für die heute immer relevanter werdende Diskussion über die Alten- und Gesundheitspflege in unserer Gesellschaft. Insgesamt wird mit diesem Band eine wissenschaftlich fundierte Forschungs- und Dokumentationsarbeit fortgesetzt, die den Ansprüchen und Zielen nach Interdisziplinarität und Internationalität gerecht wird.

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