Archiv der Kategorie: Neuburger Bibliothek

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [231]: Herbert Elias – Professor für Innere Medizin an der I. medizinischen Klinik, Obmann des Vereins jüdischer Ärzte, NS-Verfolgter

Herbert Elias – Professor für Innere Medizin an der I. medizinischen Klinik, Obmann des Vereins jüdischer Ärzte, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 07.08.2023

Keywords: Herbert Elias, Internist, I. medizinische Klinik, Verein jüdischer Ärzte, NS-Verfolgter, Arzt, Wien, Medizingeschichte

Herbert Elias wurde am 30. April 1885 als Sohn des Gerichtsadvokaten Salomon Elias (geb. 4.10.1841 Waag Neustadt, heute: Nové Mesto Nad Váhom/Slowakei, gest. 21.2.1935 Wien) und Helene Kauders (geb. 28.10.1854 Eisenstadt, gest. 15.7.1921 Wien) in Wien geboren. Seine Schwester Melita (geb. 28.10.1878 Wien, gest. 18.3.1938 Wien) war mit dem Mediziner Gabor Gabriel Nobl (geb. 12.10.1864 Steinamanger Ungarn, gest. 18.3.1938 Wien) verheiratet. Seine erste Ehe schloss er 1916 mit Ilse von Arnim, mit der er den Sohn und späteren Mediziner Kurt Elias (geb. 3.9.1918 Wien, gest. 1.3.2010 New York/USA) und die spätere Psychologin Hanna hatte. Seit 1936 war er mit der Medizinerin Ada Hirsch verheiratet.

Elias studierte an der Universität Wien Medizin, arbeitete schon während des Studiums am anatomischen Institut bei Emil Zuckerkandl (1849-1910) und beim Professor für physiologische Chemie Franz Hofmeister (1850-1922) in Straßburg und promovierte am 10. Mai 1909 in Wien. Danach begann er seine wissenschaftliche Laufbahn als Arzt und Mediziner an der I. medizinischen Klinik beim Internisten Carl von Noorden (1858-1944), wo er schon 1908 gemeinsam mit Otto Porges (1879-1967) und Hugo Salomon (1872-1954) die Arbeit „Theoretisches über Serumreaktion auf Syphilis“ publiziert hatte. Hier publizierte er noch vor dem Ersten Weltkrieg als Assistent eine Reihe von Arbeiten wie „Über die Rolle der Säure im Kohlenhydratstoffwechsel: Über Säurediabetes“, „Wärmestich und Nebenniere“, oder eine Studie aus dem Physiologisch-chemischen Institut in Straßburg „Über die Kohlensäurebildung im überlebenden blutdurchströmten Muskel“. 1910 erfolgte seine Ernennung zum Assistenzarzt der Reserve beim Infanterieregiment Graf Daun Nr. 56,[1] und 1913 zum Oberarzt.[2]

Seinen Militärdienst während des Ersten Weltkrieges leistete er als Kommandant des Epidemiespitales in Strzemieszyce[3] in Galizien, danach in Jedrzejow,[4] und in Beresteczke[5] ab. Dafür wurde er mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens am Bande des Militärverdienstkreuzes und dem Silbernen Signum laudis. 1918 publizierte er wieder in Wien an der I. medizinischen Klinik „Alkalitherapie bei komatöser Cholera: aus k. u. k. Epidemiespitälern des I. A. E. K. und aus der I. medizinischen Universitätsklinik in Wien“, „Zur Theorie der serologischen Reaktionen auf Fleckfieber. Bemerkungen zur Mitteilung von Dr. A. Felix: Ueber die angeblichen polyagglutinatorischen Eigenschaften des Serums Fleckfieberkranker“ und „Kriegskost und Diabetes. Eine therapeutische Studie“.

Nach dem Krieg nahm er seine Tätigkeit als Assistent von Professor Karl Wenckebach (1864-1940) an der I. medizinischen Klinik wieder auf. 1919 publizierte er hier „Zur Klinik und Pathologie der Grippe“.[6] Im selben Jahr wurde er nach seiner Habilitation zum Privatdozenten für innere Medizin ernannt,[7] 1929 erfolgte seine Ernennung zum a.o. Professor.[8] Neben seiner Tätigkeit an der I. medizinischen Klinik arbeitete er noch seit 1936 als Primararzt und Leiter der inneren Abteilung im Spital der Wiener Kaufmannschaft,[9] und ebenfalls seit 1936 neben Leo Hess (1879-1963) als Leiter der internen Abteilung im Spital der Kultusgemeinde Wien, dem Rothschild-Spital.[10] In den 1920er und 1930er Jahren erschienen von ihm zahlreiche Arbeiten, die sich heute in der Separata- und in der Neuburger-Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden. Darunter „Über die Rolle der Säure im Kohlenhydratstoffwechsel“, „Insulinschock und Zentralnervensystem“, „Insulinbehandlung“ oder „Die Zirkulationsgeschwindigkeit des Blutes bei Kranken mit Aorteninsuffizienz und mit Mitralstenose im kompensierten Zustande“. Mit Nikolaus Jagič (1875-1956) und Alfred Luger (1886-1938) war er 1922 Mitherausgeber und Mitverfasser des „Leitfaden der klinischen Krankenuntersuchung“.

Schon früh, seit spätestens 1911 war Elias in den volksbildnerischen Institutionen Wiens u.a. durch Vorträge im Volksbildungshaus Stöbergasse in Wien tätig. Weiters wirkte er als Vortragender in den internationalen Fortbildungskursen der Medizinischen Fakultät in Wien mit. Neben seinem Engagement im Wiederaufbaufonds Palästina,[11] gehörte er als Vorstandsmitglied dem Verein Mensa academica judaice an,[12] und unterstützte den Bund für Mutterschutz.[13] 1925 trat er der Freimaurerloge „Wahrheit“ der B’nai Brith in Wien bei. Im November 1936 erfolgte seine Wahl zum Obmann des Vereins jüdischer Ärzte, als Nachfolger von Ludwig Braun (1867-1936),[14] dessen Obmannschaft er bis März 1938 ausübte.

Elias war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Virchow und Pirquet Gesellschaft, der er auch als Präsident vorstand, sowie der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien, wo er auch als Mitherausgeber dessen Organs, „Wiener Archiv für Innere Medizin“ auftrat.

Elias und seine Ehefrau Ada wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Elias wurde am 22. April 1938 seines Amtes enthoben, seine Venia legendi widerrufen und von der Universität Wien vertrieben.

Elias und seine Ehefrau Ada gelang, so wie seinen beiden Kindern aus erster Ehe, die Flucht in die USA. In New York stand Elias als Präsident dem „American Council of Jews from Austria“ vor.[15] Seine Tochter Johanna Elias (1917-2011), verehelichte Kapit, die 1935/36 in Wien die Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingspflege besucht und zuletzt an der Philosophischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert und Psychologie und Kunstgeschichte studiert hatte, arbeitete in New York als Psychologin und Psychoanalytikerin. Sie verstarb am 9. Juni 2011. Sein Sohn Kurt Elias hatte im Wintersemester 1937/38 im 2. Semester an der Medizinischen Fakultät in Wien studiert und setzte ab 1941 am New York Medical College sein Studium fort. Er promovierte 1944 und arbeitete als Arzt in den USA, unter anderem für die österreichische Botschaft in New York. Er verstarb am 1. März 2010 in New York.

Herbert Elias verstarb am 29. Juli 1975 In New York.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1885, Elias Herbert.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0594, Elias Herbert (Nationalien Datum: 1906/07).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0102, Elias Herbert (Rigorosum Datum: 29.4.1909).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0898, Elias Herbert (Promotion Datum: 10.5.1909).

UAW, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat, Akten Sonderreihe, S. 304 Personalblätter, Senat S 304.218 Elias, Herbert (30.04.1885-1975; Innere Medizin).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVST, VA, Zl. 10.616, Herbert Elias.

Gedenkbuch der Universität Wien: Elias Herbert, Johanna Elias, Kurt Elias.

Literatur:

Elias, Herbert, Salomon, Hugo und Otto Proges: Theoretisches über die Serumreaktion auf Syphilis. Aus der I. medizinischen Klinik in Wien (Vorstand: Prof. C. v. Noorden). Sonderdruck. Wien: 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Über die Rolle der Säure im Kohlehydratstoffwechsel. Über Säurediabetes. Aus der I. medizinischen Universitätsklinik in Wien. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Wärmestich und Nebenniere. Aus der I. medizinischen Klinik in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. v. Noorden). Sonderdruck aus: Zentralblatt für Physiologie. Wien: 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Über die Kohlensäurebildung im überlebenden blutdurchströmten Muskel. Aus dem Physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Alkalitherapie bei komatöser Cholera. Aus k.u.k. Epidemiespitälern der I.A.E.K. und aus der I. medizinischen Universitätsklinik in Wien. Sonderdruck aus: Therapeutische Monatshefte. Berlin: Verlag von Julius Springer 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Zur Theorie der serologischen Reaktionen auf Fleckfieber. Bemerkungen zur Mitteilung von Dr. A. Felix: Ueber die angeblichen polyagglutinatorischen Eigenschaften des Serums Fleckfieberkranker. Aus der ersten medizinischen Klinik in Wien. (Vorstand: Prof. K. F. Wenckebach). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert und Richard Singer: Kriegskunst und Diabetes. Eine therapeutische Studie. Aus der I. medizinischen Klinik Wien (Vorstand Prof. Dr. K.F. Wenckebach). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert und U. Sammartino: Über die Rolle der Säure im Kohlenhydratstoffwechsel. IV. Mitteilung. Die Beziehungen von Säure und Alkali zur Adrenalinglykosurie. Aus der I. Medizinischen Universitätsklinik in Wien. (Mit 9 Abbildungen im Text) Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1921.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert und J. Goldstein: Insulinschock und Zentralnervensystem (Insulin ein Diagnostikum zur Herddiagnose bei zerebromedullären Prozessen) Aus der I. Medizinischen Klinik in Wien (Prov. Leiter: Prof. Dr. O. Porges). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Insulinbehandlung. Sonderduck aus: Wiener klinische Zeitschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert und Rudolf Laub: Die Zirkulationsgeschwindigkeit des Blutes bei Kranken mit Aorteninsuffizienz und mit Mitralstenose im kompensierten Zustande. Aus der I. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. H. Eppinger). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1935.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert, Jagič, Nikolaus von und Alfred Luger: Leitfaden der klinischen Krankenuntersuchung. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 66903]

Referenzen:

[1] Wiener Zeitung, 19.6.1910, S. 2.

[2] Neue Freie Presse, 4.5.1913, S. 57.

[3] Wiener Zeitung, 2.5.1915, S. 2.

[4] Wiener Zeitung, 11.9.1915, S. 1.

[5] Neue Freie Presse, 21.10.1915, S. 9.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 8, 1919, Sp. 393-400.

[7] Neue Freie Presse, 27.6.1919, S. 8.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1929, S. 763.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 16, 1936, S. 451; Der Tag, 1.4.1936, S. 4.

[10] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 27-6.1936, S. 9.

[11] Der Tag, 5.11.1936, S. 8.

[12] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 12.5.1935, S. 12.

[13] Mitteilungen des Österreichischen Bundes für Mutterschutz, H. 3, 1914, S. 8.

[14] Der Tag, 25.11.1936, S. 7.

[15] Wiener Kurier, 14.8.1947, S. 2.

Normdaten (Person): Elias, Herbert : BBL: 41629; GND: 1132202329;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 41629 (07.08.2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41629

Letzte Aktualisierung: 2023 08 07

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [226]: Adolf Gruss – Vizepräsident der Ärztekammer Wien, Journalist und Verleger, Obmann des Vereins deutscher Ärzte Österreichs

Adolf Gruss – Vizepräsident der Ärztekammer Wien, Journalist und Verleger, Obmann des Vereins deutscher Ärzte Österreichs

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 19.07.2023

Keywords: Gruss Adolf, Ärztekammer Wien, Arzt, Verein deutscher Ärzte Österreichs, Journalist, Verleger, Ärztliche Reform-Zeitung, Wien, Medizingeschichte

Adolf Gruss wurde am 9. März 1854 als Sohn des akademischen Malers Johann Gruss (1820-1901) und Anna Bruder in Leitmeritz in Böhmen (heute: Litoměřice/Tschechien) geboren. 1883 heiratete er Klara Büchner. Nachdem er zunächst ein Doktoratsstudium in Philosophie absolviert hatte, begann er an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 18. Mai 1888 mit der Promotion abschloss. Nach seiner Promotion führte er eine private Ordination in Wien Wieden und war ab 1889 als Krankenkassenarzt des Gremiums der Wiener Kaufmannschaft tätig.[1] 1896 erfolgte seine Bestellung zum städtischen Arzt in Wien.[2]

Gruss war seit den 1880er Jahren in der Deutschnationalen Partei (Georg Ritter von Schönerer-Richtung) und deren Vorfeldorganisationen und später in der 1903 gegründeten deutsch-radikalen Partei um den Politiker und Herausgeber der Ostdeutschen Rundschau, Karl-Hermann Wolf (1862-1941), aktiv. Im Wiener Gemeindebezirk Wieden stand er als Obmann dem „Deutschen Volksverein“ der deutschnationalen Partei vor,[3] 1889 wurde er zum Obmann des Deutschen Gesangsvereins in Wien gewählt,[4] und 1890 gehörte er wie auch Karl-Hermann Wolf den Leitungsorganen des Vereins „Deutsche Geschichte“[5] an, sowie der im selben Jahr gegründeten Mittelstandsorganisation „Selbsthilfe-Genossenschaft Ostmark“, die bereits einen „Arierparagraphen“ statuarisch aufwies.[6] 1891 kandidierte er für die Deutschnationale Partei im 4. Wiener Gemeindebezirk zum 2. Wahlkörper für den Wiener Gemeinderat auf der mit der Christlichsozialen Partei gemeinsamen Liste der „Antiliberalen Wahlgemeinschaft“.[7]

Journalist, Redakteur, Verleger der Ärztlichen Reform-Zeitung

In diesem Umfeld betätigte sich Gruss schriftstellerisch als auch journalistisch, beispielsweise als Autor im „Deutschnationalen Kalender“, aber auch im Jänner 1899 im von ihm gegründeten und den Interessen der „deutschen Ärzten“ sich verpflichteten „Ärztlichen Reform-Zeitung“, dem Organ des Wiener Ärzte-Vereins und zunächst des Vereins der Ärzte Oberösterreichs, des Pinzgaus, dem Pongau und jener in Schlesien,[8] bei der er als Herausgeber und Schriftleiter fungierte.[9] Hier publizierte er u.a. 1899 „Naturärzte“ und „Die Vergewaltigung der Ärzte durch die Juristen“, 1900 „Berufszwang und Curpfuscherei“ und 1908 „Ein Sanitätsministerium oder eine Zentralstelle für das gesamte Sanitätswesen in Österreich“. 1897 erschien von ihm die Monografie „Über den Ärztestand“ und 1911 „Ärztliche Streiflichter und die Eigenart des ärztlichen Berufes“.

Gründer und Funktionär ärztlicher Standesorganisationen

Neben seinem Engagement in deutschnationalen Organisationen trat Gruss seit den 1890er Jahren als Gründer und Funktionär ärztlicher Standes- und Interessensorganisationen auf, wobei er diese als Instrumentarium für seine politischen Ambitionen zu nutzen verstand. Zunächst war er 1897 Mitbegründer des deutschnational ausgerichteten Wiener Ärztevereines und bis zu seinem Rücktritt 1905 dessen Obmann.[10] Ab 1900 gehörte er dem Präsidium des im Februar 1900 gegründeten „Verband der Ärzte Wiens“ (Präsident Josef Heim) an, wo er auch die Funktion des Vizepräsidenten als Obmann des Wiener Ärztevereins einnahm.[11] In dem im Jahr 1906 gegründeten Reichsverband österreichischer Ärzte erhielt er die Funktion eines Vizepräsidenten, ab 1908 stand er dem Verband als dessen Präsident vor.[12]

Verein deutscher Ärzte:

Im November 1902 kam es zur Konstituierung eines Komitees zur Vorbereitung eines für April 1903 vorzubereitenden Sozialärztlichen Reichskongresses in Wien, das sich zum Ziel setzte einen überregionalen Ärzteverein vorzubereiten, in dem der Wiener Ärztekammerpräsident Ernst Finger (1856-1939) und sein Vize Adolf Gruss mitwirkten.[13] Dieses Vorhaben scheiterte an der von Gruss antisemitisch und antitschechisch motivierten Vorgehensweise.[14] Stattdessen kam es am 31. Mai 1903 in Wien unter dem Vorsitz von Adolf Gruss (1857-1921), Alfred Schmarda (1861-1921) und des Zahnarztes und Mitbegründers der radikal-deutschnationalem Zeitung „Ostdeutschen Rundschau“, Vinzenz Wießner-Freiwaldau, zur Gründung einer überregionalen Organisation für deutschnationale und antisemitische Ärzte: dem Verein deutscher Ärzte, dem auch Ernst Finger angehörte. Auch hier übernahm Adolf Gruss die Obmann-Funktion. Der Verein, der unmittelbar nach seiner Gründung ein Adressbuch „deutsch-arischer“ Ärzte herausgab, konstituierte noch 1903 einen „arischen“ Ausschuss, der in einem Auswahlverfahren die aus dem Kreis der Vereinsmitglieder legitimierte Gruppe um Adolf Gruss, Heinrich Adler (1849-1909), Josef Hein, Karl Jarisch (1839-1915), Josef Scholz (1835-1916), Max Stransky, Wilhelm Svetlich (1849-1914), Alexander Uhlik und Hans Ritter von Woerz, bei der kommenden Wahl zur Ärztekammer in Wien antreten ließ.[15]

Gruss selbst verweigerte als praktizierender Arzt in seiner Ordination die Behandlung jüdischer Patient:innen.[16]

Ärztekammer Wien:

Neben seiner Funktion in der 1906 gegründeten „Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte Wiens“, gehörte er seit 1900 als Vorstandsmitglied der Ärztekammer Wien an,[17] ab 1908 nahm er die Funktion des Vizepräsidenten der Wiener Ärztekammer ein, die er bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden im Jahr 1920 behielt[18] und provisorisch bis zu seinem Tod 1921 weiterführte.[19] In diesen Funktionen gehörte er auch ab 1900 als Delegierter der Ärztekammer Wien dem niederösterreichischen Landes-Sanitätsrat an.[20]

1919 erfolgt nach seinem Ansuchen krankheitsbedingt seine Pensionierung als städtischer Oberarzt.[21] Im April 1920 erhielt er den Titel des Obermedizinalrates verliehen.[22]

In seinen Funktionen in den ärztlichen Standesvertretungen nahm er auf verschiedenen Ebenen an der Entwicklung des österreichischen Sanitätswesens teil. Bereits 1895 trat er als Obmann des Wiener Ärztevereines in einer Petition an das Abgeordnetenhaus gegen die geplante Abstrafung im Falle einer unterlassenen ärztlichen Anzeigepflicht auf.[23] Als Funktionär der Ärztekammer war er in den parlamentarischen Verhandlungen und in den Ausschüssen des Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrates beispielsweise zur Gesetzgebung der Sozialversicherung involviert. 1904 publizierte er zur „Die Anzeigepflicht des Arztes nach § 359 des österr. Strafgesetzes“, 1910 erschien von ihm im Selbstverlag die Arbeit „Der Vorentwurf zu einem österr. Strafgesetzbuche, soweit er ärztliche Interessen berührt“, die 1912 im Verlag der österreichischen Ärztekammer ein weiteres Mal veröffentlicht wurde. 1913 erschien von ihm „Die allgemeinen Fahrlässigkeitsparagraphen (§311 und §312) des Entwurfes eines österreichischen Strafgesetzbuches im Lichte der Eigenart des ärztlichen Berufes“.

Gruss verstarb am 11.November 1921 in Wien. Seinen Nachruf in der Wiener medizinischen Wochenschrift[24] verfasste der Arzt, Mitglied des Vereins Deutscher Ärzte und des Vereins der Ärzte in Wieden und Favoriten und Botaniker August Edler von Hayek.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Dekanat, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-117a, Gruss Adolf (Rigorosum Datum: 1887).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-2242, Gruss Adolf (Promotion Datum: 18.5.1888).

Geburts- und Taufbuch, Rk. Erzdiözese Wien, St. Florian, Taufbuch, 1889 Sign. 01-51, Folio 200, Guss Johanna.

Literatur:

Gruss, Adolf: Über den Ärztestand. Wien: Friedrich Schalk’s Verlag 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12445]

Gruss, Adolf: „Naturärzte“. Sonderdruck aus: Ärztliche Reform-Zeitung. Wien: im Selbstverlag 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Gruss, Adolf: Berufszwang und Curpfuscherei. Sonderdruck aus: Ärztliche Reform-Zeitung. Wien: Im Selbstverlage 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31996]

Gruss, Adolf: Die Anzeigepflicht des Arztes nach § 359 des österr. Strafgesetzes. Sonderdruck. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Gruss, Adolf: Ein Sanitäts-Ministerium oder eine Zentralstelle für das gesamte Sanitätswesen in Österreich? Referat, gehalten in der Sitzung des Reichsverbandes österreichischer Aerzteorganisationen am 29. März 1908. Wien: Im Selbstverlage 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-806]

Gruss, Adolf: Aerztliche Streiflichter und die Eigenart des ärztlichen Berufes. Vortrag, gehalten in der Hauptversammlung des >Vereines deutscher Aerzte in Oesterreich< am 16. Oktober 1910. [Wien]: [1910].

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12987]

Gruss, Adolf: Der Vorentwurf zu einem österr. Strafgesetzbuche, soweit er ärztliche Interessen berührt. Referat erstattet im Auftrage des XIV. österr. Aerztekammertages u. der IV. Delegiertenversammlung des Reichsverbandes österr. Aerzteorganisationnen (Vorlage für den XV. Aerztekammertag und die V. Deligiertenversammlung des Reichsverbandes.) Wien: Im Selbstver. des Verf. 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Gruss, Adolf: Entwurf eines österreichischen Strafgesetzbuches, soweit er ärztliche Interessen berührt. Referat für den XVIII. österreichischen Aerztekammertag in Graz. Wien: Verlag des Geschäftsausschusses der österreichischen Aerztekammern 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17413]

Gruss, Adolf: Die allgemeinen Fahrlässigkeitsparagraphen (§311 und §312) des Entwurfes eines österreichischen Strafgesetzbuches im Lichte der Eigenart des ärztlichen Berufes. Wien: Im Verlage des Geschäftsausschusses der österr. Aerztekammern und des Reichsverbandes österr. Aerzteorganisationen 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 7123]

Gruss, Adolf: Ein noch ungedruckter Brief Billroths. In: Aerztliche Reformzeitung (XV/18) 1913. S. 226-228.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-805]

Referenzen:

[1] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 1.9.1889, S. 4.

[2] Neues Wiener Journal, 19.3.1896, S. 2.

[3] Ostdeutsche Rundschau, 10.1.1892, S. 5.

[4] Deutsches Volksblatt, 17.11.1889, S. 8.

[5] Ostdeutsche Rundschau, 16.11.1890, S. 3.

[6] Ostdeutsche Rundschau, 23.11.1890, S. 1-2.

[7] Deutsches Volksblatt, 5.4.1891, S. 8.

[8] Rundschau für die Interessen der Pharmacie, Chemie und verwandter Fächer, 1899, S. 591.

[9] Rundschau für die Interessen der Pharmacie, Chemie und verwandter Fächer, 1899, S. 88.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 7, 1905, Sp. 348.

[11] Die Heilkunde. Monatsschrift für praktische Medicin, 1900, S. 374; Deutsches Volksblatt, 21.2.1900, S. 13.

[12] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 22.12.1908, S. 571.

[13] Illustriertes Wiener Extrablatt, 26.11.1902, S, 6.

[14] Leitmeritzer Zeitung, 11.2.1903, S. 12.

[15] Ostdeutsche Rundschau, 18.10.1903, S. 6.

[16] Arbeiter-Zeitung, 9.10.1903, S. 9.

[17] Internationale klinische Rundschau, Nr. 48, 1900, S. 970.

[18] Internationale klinische Rundschau, Nr. 42/43, 1919, S. 238; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 26.10.1919, S.9.

[19] Neues Wiener Journal, 7.11.1921, S. 7.

[20] Neues Wiener Journal, 29.11.1900, S. 6; Wiener Zeitung, 29.12.1909, S. 2.

[21] Reichspost, 30.3.1919, S. 5.

[22] Neue Freie Presse, 10.4.1920, S. 15.

[23] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 17, 1895, S. 321.

[24] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 1921, Sp. 2189.

Normdaten (Person): Gruss, Adolf: BBL: 41491; GND: 172500699;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 41491 (19.07.2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41491

Letzte Aktualisierung: 2023 07 19

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [220]: Richard Wittelshöfer – Chirurg, Redakteur der Wiener medizinischen Wochenschrift, Übersetzer

Richard Wittelshöfer – Chirurg, Redakteur der Wiener medizinischen Wochenschrift, Übersetzer

Text: Dr. Walter Mentzel

Richard Wittelshöfer wurde am 21. April 1853 als Sohn des vom Judentum zum katholischen Glauben konvertierten Mediziners und Gründers, Herausgebers und Redakteurs der „Wiener medizinischen Wochenschrift“, Leopold Wittelshöfer (1818-1889), und Bertha, geborene Landau, in Wien geboren. Sein Bruder war der Bahndirektor, Nationalökonom und Gründer der Wiener Fabier-Gesellschaft Otto Wittelshöfer (1855-1901).

Wittelshöfer studierte in Heidelberg und Wien Medizin, wo er am 25. Juni 1877 das Studium mit seiner Promotion abschloss. Während des Studiums aber auch noch danach als Arzt engagierte er sich im Asylverein für hilfsbedürftige Studenten der Universität Wien in dem er auch die Funktion des Vizepräsidenten einnahm.[1] 1877 erfolgte seine Zuweisung als militärärztlicher Eleve in der Reserve zum Garnisonsspital Nr. 1 in Wien.[2] Nach dem Studium begann er mit seiner Ausbildung im Fach Chirurgie zum Operateur an der II. chirurgischen Klinik bei Theodor Billroth (1829-1894), danach arbeitete er als Sekundararzt an der chirurgischen Abteilung von Leopold Dittel (1815-1898) im Allgemeinen Krankenhaus Wien.

Als Operateur an der Universitätsklinik bei Billroth publizierte er 1879 „Schussverletzungen an der Aussenseite des linken Oberschenkels. Entfernung des Projektils vier Monate später aus der Harnblase[3] sowie im Langenbecks‘ Archiv „Anus praeternaturalis. Enterorrhapie. Heilung“[4] und „Ueber angeborenen Riesenwuchs der oberen und unteren Extremitäten“.[5] 1881 veröffentlichte er an der Klinik von Billroth „Operation am Darm“.[6] Darauf folgte seine – mittlerweile zum Regimentsarzt in der Reserve ernannt – Arbeit „Ein Vorschlag zu den Krankentransporten in der Herzegovina, mit besonderer Rücksicht auf die Divisions-sanitäts-Anstalten“, die er in einem Sanitätslager in Avtovac bei Gacko (heute: Republika Srpska in Bosnien und Herzegovina) im Mai 1882 verfasste hatte.[7] Im selben Jahr publizierte er als Sekundararzt an der Klinik von Dittel den Aufsatz „Ein Instrument zur Operation der Phimose“[8] und einen Bericht „Von der Elektrizitäts-Ausstellung“ in München.[9]

1884 habilitierte er sich an der Universität Wien zum Dozenten der Chirurgie. Im selben Jahr erschien von ihm die Arbeit „Die Tumoren der Harnblase mit Rücksicht auf Diagnostik und Therapie“ nach einem von ihm gehaltenen Vortrag vor dem Wiener medizinischen Doktoren-Kollegium.[10] 1885 wurde er vom Ministerium des Äußeren gemeinsam mit Anton Bum (1856-1925) zur Unterstützung der medizinischen Versorgung der im Zuge des serbisch-bulgarischen Krieg verwundeten Wehrangehörigen nach Sofia entsandt.[11] Darüber berichtete er in dem Artikel „Nachrichten aus Bulgarien und Serbien. Kriegschirurgische Erfahrungen in Bulgarien“[12] sowie einem Vortrag vor der Gesellschaft der Ärzte in Wien im Jänner 1886.[13] Nach einer mehrjährigen Reisetätigkeit durch Europa (Deutschland, Paris, London) war er als Ordinarius am Sofien-Spital in Wien tätig und unterhielt eine private chirurgische Praxis. 1887 veröffentlichte er den Artikel „Ueber Vorkommen, Bedeutung und Behandlung der Phimose bei Kindern“.[14] Seit 1880 gehörte Wittelshöfer als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien an.[15]

Wiener medizinische Wochenschrift

Schon seit 1877 arbeitete er in der Wiener medizinischen Wochenschrift und war zeitweise anstelle seines Vaters Leopold alleinig für die Redaktion verantwortlich. Mit Jahresbeginn 1883 trat er auch endgültig als Redakteur in die Zeitschrift seines Vater der „Wiener medizinischen Wochenschrift“ ein, und begann seine journalistische Tätigkeit mit der Rubrik „Aerztliche Reisebriefe“, in denen er aus seinen zahlreichen Reisen nach Deutschland und aus Paris berichtete.[16] 1888 trat er als Redakteur krankheitsbeding zurück und übergab Heinrich Adler (1849-1909) die redaktionelle Führung der Wiener medizinischen Wochenschrift.[17]

Übersetzer

Wittelshöfer trat auch als Übersetzer medizinischer Monografien hervor, wie jene „Die Osteotomie mit Rücksicht auf Aetiologie und Pathologie von genu valgum, genu varum und anderen Knochenverkrümmungen an den unteren Extremitäten“ von William Macewen (1848-1924),[18] oder 1884 „Die Tumore der Harnblase mit Rücksicht auf Wesen, Symptome und Behandlung derselben“ von Henry Thompson (1820-1904).[19]

Richard Wittelshöfer starb am 20. März 1889 in Graz.

Wittelshöfer Richard, Todesanzeige, in: Neues Wiener Tagblatt (Tages Ausgabe), 22.3.1889, S.11.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-430a, Wittelshöfer Richard (Rigorosum Datum: 1874).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-621, Wittelshöfer Richard (Promotion Datum: 26.6.1877).

ÖStA, AVA, Unterricht UM allg. Akten, 633.49, Wittelshöfer, Richard, Professorenakt, 1884.

Rk Erzdiözese Wien, Sterbebuch, 01. St. Peter, Sign. 03-05, Folio 114, Wittelshöfer Richard.

Literatur:

Wittelshöfer, Richard: Ueber angeborenen Riesenwuchs der oberen und unteren Extremitäten. (Hierzu Tafel I) Sonderdruck aus: Langenbeck’s Archiv. Berlin: L. Schumacher 1879.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wittelshöfer, Richard: Operation am Darm. Kasuistische Beiträge aus Hofrath Prof. Billroth’s chirurgischer Klinik. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Selbstverlag des Verfassers 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wittelshöfer, Richard: Ueber Vorkommen, Bedeutung und Behandlung der Phimose bei Kindern. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Selbstverlag des Verfassers 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Macewen, Henry: Die Osteotomie mit Rücksicht auf Aetiologie und Pathologie von genu valgum, genu varum und anderen Knochenverkrümmungen an den unteren Extremitäten. Mit 40 Holzschnitten des Originals. Autorisierte deutsche Ausgabe herausgegeben von Dr. Richard Wittelshöfer. Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29144]

Thompson, Henry: Die Tumoren der Harnblase mit Rücksicht auf Wesen, Symptome und Behandlung derselben. Mit Abbildungen des Originals (40 Holzschnitten und 6 Tafeln). Autorisierte deutsche Ausgabe bearbeitet von Dr. Richard Wittelshöfer. Wien: Toeplitz und Deuticke 1885.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 57247]

Keywords:

Wittelshöfer Richard, Militärarzt, Chirurgie, Journalist, Wiener medizinische Wochenschrift, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Illustriertes Wiener Extrablatt, 15.4.1874, S. 5; Fremden-Blatt, 21.11.1876, S. 12.

[2] Wiener Zeitung, 29.7.1877, S. 1.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 4, 1879, Sp. 76-78.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 50, 1879, Sp. 1316.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 27, 1879, Sp. 744-745.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 3, 1880, Sp. 63-66; Nr. 5, Sp. 116-120; Nr. 7, Sp. 185-188.

[7] Der Militärarzt, Nr. 13, 1882, S. 97-99.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 1, 1882, Sp. 12-13.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 41, 1882, Sp. 1228-1229.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 34, 1885, Sp. 1033-1036: Nr. 35, Sp. 1060-1064; Nr. 36, Sp. 1091-1094.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 1885, Sp. 1516.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1886, Sp. 55-58.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 5, 1886, Sp. 143-145.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1887, Sp. 153-156.

[15] Neue Freie Presse, 23.3.1880, S. 1.

[16] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 10, 1883, Sp. 289-292; Nr. 16, Sp. 487-492; Nr. 17, Sp. 521-524.

[17] Internationale klinische Rundschau, Nr. 52, 1888, Sp. 2089.

[18] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 30, 1881, Sp. 881.

[19] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 51, 1884, Sp. 1535-1536.

Normdaten (Person) Wittelshöfer, Richard: BBL: 41104; GND: 1255178957;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41104 (23.05.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 05 23
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41104

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [218]: Johann Igl – Stadtphysikus von Brünn, Militärarzt

Johann Igl – Stadtphysikus von Brünn, Militärarzt

Text: Dr. Walter Mentzel

Johann Igl wurde am 15. April 1846 in Nikolsburg in Mähren (heute: Mikulov/Tschechien) geboren, und war mit Klothilde, geborene Götz, verheiratet. Nach seinem Studium in Wien an der medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie, das er im Jahr 1871 mit seiner Promotion abschloss, wurde er im April 1871 als Oberarzt dem Garnisons-Spital Nr. 5 in Brünn[1] und 1877 dem 69. Infanterieregiment[2] und zuletzt dem 8 und 36. Infanterieregiment zugeteilt.[3]

1878 errichtete er im Zuge des Okkupationsfeldzuges in Bosnien als Regimentsarzt in Fiume (heute: Rijeka/Kroatien) und Zengg (heute: Senj/Kroatien) in Dalmatien Feldspitäler für verwundete Wehrangehörige ein.[4] Im Jänner 1880 wurde er zum Garnisonsspital in Brünn[5] und hier 1882 in den Stand der Reserve des mährischen Landwehr-Infanterieregimentsbataillon Kremsier versetzt.[6] In Brünn nahm er seit 1879/80 die Stelle eines Bezirksarztes bis zu seiner Ernennung zum Stadtphysikus im Jahr 1888 ein.[7] Als Stadtphysikus reorganisierte er die Evidenzhaltung der Infektionskrankheiten, legte ein Sanitätskataster für die Stadt an, und errichtete neben einem Epidemie- und Notspital ein Versorgungshaus und eine Desinfektionsanstalt. Igl war ein zentraler Proponent bei der sanitären und baulichen Regulierung der Landeshauptstadt Brünn und deren Umgebung, und der Erste, der in Österreich die Einführung von Schulärzten anregte.

Johann Igl gehörte der 1881 gegründeten Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege an, wo er u.a. 1901 einen Vortrag zum Thema „Anlage, Führung und Wert eines Sanitätsgrundbuches“[8] hielt. 1902 erschien von ihm nach einem Vortrag in der Vollversammlung der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege am 23. Oktober 1901 die Arbeit „Ein Beitrag zur Epidemieforschung bei Darmtyphus“. 1903 referierte er wieder vor der Gesellschaft zum Thema „Die Krebssterblichkeit in Brünn seit 100 Jahren. Ein Beitrag zur Krebsforschung“.[9] 1906 erschien von ihm der Aufsatz „Förderung der Gesundheitsverhältnisse auf dem Lande“, nach einem von ihm 1905 unter demselben Titel gehaltenen Vortrag vor der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege.[10]

Igl war seit 1898 Träger des Ritterkreuzes des Franz Josefs-Ordens.[11] Er verstarb am 12. Mai 1913 in Wien.

Quellen:

Sterbebuch, Rk. Erzdiözese Wien, 09. Votivkirche, Sign. 03-11, Folio 6, Igl Johann.

Nachruf: Johann Igl in: Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 21, 1913, Sp. 1328.

Literatur:

Igl, Johann: Ein Beitrag zur Epidemieforschung bei Darmtyphus. Vortrag, gehalten in der Vollversammlung der „Oesterr. Gesellschaft für Gesundheitspflege“ am 23. October 1901. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Gesundheitspflege. Brünn: im Verlag des Verfassers 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Igl, Johann: Förderung der Gesundheitsverhältnisse auf dem Lande. Vortrag, gehalten in der Vollversammlung der „Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege“ am 25. Oktober 1906. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Gesundheitspflege. Wien: im Selbstverlage des Verfassers, Druckerei der kaiserl. Wiener Zeitung 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31959]

Keywords:

Igl Johann, Stadtphysikus, Brünn, Militärarzt, Arzt , Medizingeschichte, Wien

[1] Die Neue Zeit. Olmützer politische Zeitung, 25.4.1871, S. 5.

[2] Der Kamerad. Österreichisch-ungarische Wehr-Zeitung, 1.7.1877, S. 5.

[3] Österreichischer Soldatenfreund, 7.6.1879, S. 361.

[4] Die Presse, 18.9.1878, S. 10.

[5] Prager Tagblatt, 16.1.1880, S. 6.

[6] Wiener Allgemeine Zeitung, 6.1.1882, S. 3.

[7] Internationale klinische Rundschau, 1888, Sp. 351.

[8] Österreichische Zeitschrift für Pharmacie, 30.3.1901, S. 309.

[9] Wiener klinische Rundschau, Nr. 47, 1903, S. 862.

[10] Wiener klinische Rundschau, Nr. 42, 1905, S. 754.

[11] Wiener klinische Rundschau, Nr. 51, 1898, S. 826.

Normdaten (Person) Igl, Johann: BBL: 41093; GND: 1290173923;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41093 (22.05. 2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 05 22
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41093

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [205]: Richard Volk – Dermatologe, Mitarbeiter am Sero-therapeutischen Institut und der Lupusheilstätte im Wilhelminenspital, NS-Verfolgter

Richard Volk – Dermatologe, Mitarbeiter am Sero-therapeutischen Institut und der Lupusheilstätte im Wilhelminenspital, NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Richard Volk wurde am 14. Oktober 1876 als Sohn von Alois Volk (1847-1927) und Rosa, geborene Spitzer (1854-1932), in Lundenburg in Mähren (heute: Břeclav/Tschechien) geboren. 1908 heiratete er die Medizinerin Else Friedland (1880-1953), die zwischen 1903 und 1907 als erste Universitätsangestellte und als erste weibliche Demonstratorin bei Heinrich Obersteiner jun. am Neurologischen Institut arbeitete.[1] Richard und Else Volk hatten gemeinsam die Kinder Georg Heinrich (geb. 1910-) und Eva Franziska (geb. 1912-)

Nachdem Richard Volk das Gymnasium in Znaim absolviert hatte, begann er 1894 an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 30. Juni 1900 mit seiner Promotion abschloss. Danach setzte er seine weitere Ausbildung als Aspirant und Operationszögling an der I. Medizinischen Klinik von Hermann Nothnagel (1841-1905) und an der II. Frauenklinik von Friedrich Schauta (1849-1919) u.a. fort. Nach einem darauffolgenden halben Jahr Aufenthalt an den dermatologischen Instituten in Bern und Paris wurde er im Mai 1901 zum Assistenzarzt in der Reserve des Garnisonsspitals Nr. 2 in Wien beim Infanterieregiment Ernst August von Cumberland, Herzog von Braunschweig und Lüneburg Nr. 42 ernannt.[2] Im selben Jahr trat er in den Dienst des staatlichen Sero-therapeutischen Instituts in Wien unter dem Vorstand Richard Paltauf (1858-1924) und publizierte hier gemeinsam mit Philipp Eisenberg die „Untersuchung über die Agglutination“,[3] 1902 „Ueber eine Kaninchenseuche“ und gemeinsam mit Henri de Waele (1876-1967) aus Gent „Ueber Hemmungserscheinungen bei frischen Immunseris[4] sowie 1903 „Zur Frage der Plazentarsyphilis[5] und „Ueber Bakteriohämolysin“.

1903 trat er als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien bei,[6] und wechselte im selben Jahr als Assistent an die II. Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten von Professor Eduard Lang (1841-1916) ins Allgemeine Krankenhaus Wien, wo er 1904 den Aufsatz „Darf man während der Gravidität am äusseren Genitale oprieren?“ und 1905 „Die therapeutische Verwendbarkeit des Jothions“ publizierte.[7]

Am 1.1.1908 übernahm er, als Nachfolger von Lang, die Leitung der II. Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten im AKH bis 1.1.1909. 1912 habilitierte er sich an der Universität Wien zum Privatdozenten für Dermatologie und Syphilidologie.[8] Seinen „Probevortrag“ gehalten zur Erlangung der Venia legendi im Mai 1912 veröffentlichte er im September 1912 unter dem Titel „Die Vakzinetherapie bei Haut- und Geschlechtskrankheiten in der Wiener medizinischen Wochenschrift in zwei Teilen (Teil 1, Teil 2).[9]

In dieser Zeit engagierte sich Volk als Referent vor allem zum Thema der Geschlechtskrankheiten im Wiener Volksbildungsverein, sowie in sozialdemokratischen Ortsorganisationen.[10] Neben seiner Funktion im AKH Wien führte er eine private Ordination und arbeitete für den Verband der Genossenschafts-Krankenkasse Wiens der Allgemeinen Arbeiter-Krankenkasse- und Unterstützungskasse in Wien. In den späten 1920er Jahren hielt er Vorträge in der Reihe „Stunde der Volksgesundheit“ im Radio Wien, in den 1930er Jahren trat er als Referent bei den Veranstaltungen der „Arbeitsgemeinschaft für gesundheitliche Volksbildung“ auf.[11]

Sammlungen der Medizinischen Universität Wien – Josephinum

Nachdem er im Oktober 1914 vom Oberarzt im Offizierskorps in der Reserve zum Regimentsarzt ernannt wurde,[12] diente er während des Ersten Weltkrieges im Garnisonsspital des Festungskommandos in Przemyśl als Primarius der dermatologischen Abteilung und erhielt im Dezember 1914 das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille.[13] Hier publizierte er 1915 mit Georg Stiefler (1876-1939) „Über Störung der Harnentleerung infolge Erkältung“.[14] Nach dem Fall der Festung Przemysl im März 1915 geriet Volk in russische Kriegsgefangenschaft,[15] aus der er erst 1917 freigelassen wurde. 1918 erhielt er das Ritterkreuz des Franz-Josephs-Ordens mit der Kriegsdekoration und den Schwertern.[16] Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft wurde er zunächst als Nachfolger des 1916 verstorbenen Eduard Lang zum Leiter der „Heilstätte für Lupuskranke“ ernannt, 1918 erfolgte seine Berufung zum Vorstand der Anstalt und seine Ernennung zum Primararzt 2. Klasse im Stande der Abteilungsvorstände in den Wiener Krankenanstalten.[17] 1919 wirkte er gemeinsam mit Paul Gerber, Ernst Löwenstein (1878-1950) und Moriz Weiß an der Gründung der Wiener Gesellschaft für Tuberkuloseforschung mit.[18] 1921 erhielt er den Titel außerordentlicher Professor verliehen.[19]

Zu seinen Hauptwerken zählt noch das 1927 erschienene und von ihm gemeinsam mit Walter Hausmann herausgegebene „Handbuch der Lichttherapie“, sowie die 1907mit Rudolf Kraus publizierte „Studien über Immunität gegen Veriolavaccine. Experimentelle Begründung einer subkutanen Schutzimpfung mittels verdünnter Vaccine“ und die 1906 erschienene Arbeit „Weitere Studien über Immunität bei Syphilis und bei der Vakzination gegen Variola“.

Volk war Mitglied der Wiener dermatologischen Gesellschaft, 1923 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Dänischen dermatologischen Gesellschaft gewählt.[20]

Seine letzte Arbeit in Österreich erschien am 12. Februar 1938 in der Wiener medizinischen Wochenschrift unter dem Titel „Das Rubrophen in der Behandlung der extrapulmonalen Tuberkulose“.[21]

Richard Volk und seine Ehefrau Elsa waren wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Richard Volk verlor seine Lehrberechtigung und wurde am 22. April 1938 seines Amtes enthoben. Er arbeitete kurzzeitig als „Krankenbehandler“ im Rothschild-Spital, bis ihm und seiner Familie 1939 die Flucht nach Mexiko gelang, wo er gemeinsam mit seiner Ehefrau Else eine Arztpraxis betrieb. Richard Volk verstarb am 14. September 1943 in Mexiko City.

An Richard Volk erinnert eine am 9. September 1953 errichtete Büste an seinem langjährigen Arbeitsort beim Lupuspavillon im Wilhelminenspital in Wien 16.

 

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0548, Volk Richard, (Nationalien Datum: 1898/99).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0500, Volk Richard, (Nationalien Datum: 1894/95).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-431b, Volk Richard (Rigorosum Datum: 13.6.1900).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-0546, Volk Richard (Promotion Datum: 30.6.1900).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, S 304 Personalblätter, Senat S 304.1324 Volk, Richard (14.10.1876-14.09.1943).

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1908, Volk Richard Dr., Friedland Else Dr.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 35.149, Volk Richard.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien: Richard Volk.

Literatur:

Handbuch der Lichttherapie. Hrsg. von Walter Hausmann und Richard Volk. Wien: Springer 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 503]

Kraus, Rudolf und Richard Volk: Weitere Studien über Immunität bei Syphilis und bei der Vakzination gegen Variola. [Photokopie] Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 42764]

Keywords:

Volk Richard, Dermatologe, Lupusheilstätte, Wilhelminenspital, NS-Verfolgter, Mexiko,  Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Blatt der Hausfrau, H. 25, 1904-1905, S. 658.

[2] Wiener Zeitung, 30.5.1901, S. 1.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 50, 1901, S. 1221-1222.

[4] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 49, 1902, S. 1305-1306.

[5] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 28, 1903, S. 822-827.

[6] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 15, 1903, S. 459.

[7] Die Heilkunde. Monatsschrift für praktische Medizin, H. 7, 1905, S. 289-295.

[8] Wiener klinische Rundschau, Nr. 31, 1912, S. 494.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 39, 1912, Sp. 2541-2546; Nr. 40, 1912, Sp. 2617-2621.

[10] Arbeiter Zeitung, 21.1.1910, S. 10.

[11] Neues Wiener Tagblatt, 25.2.1937, S. 3.

[12] Die Zeit, 25.10.1914, S. 4.

[13] Wiener Zeitung, 10.12.1914, S. 16.

[14] Wiener klinische Rundschau, Nr. 45/46, 1915, S. 263.

[15] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 4.5.1915, S. 14.

[16] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 1918, Sp. 1117.

[17] Wiener Zeitung, 3.3.1918, S. 5.

[18] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 43, 1919, Sp. 2126.

[19] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 34, 1921, Sp. 1512.

[20] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 52, 1923, Sp. 2353.

[21] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 7, 1938, S. 173-176.

Normdaten (Person) Volk, Richard: BBL: 40469; GND: 1055427651;

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 40469 (06.02.2023); Letzte Aktualisierung: 2023 0207
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=40469

Van Swieten Blog Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [204]: David Adlersberg – Internist an der I. medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus Wien und Clinical Professor of Medicine an der Columbia University

David Adlersberg – Internist an der I. medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus Wien und Clinical Professor of Medicine an der Columbia University

Text: Dr. Walter Mentzel

David Adlersberg wurde am 23. Juli 1897 als Sohn von Viktor Adlersberg (1876-1961) und Dwora, geborene Belzer (1870-?), in Rohatyn in Galizien (heute: Ukraine) geboren. Seit 1929 war er mit Gisela Magasanik (*26.4.1904 Berditschew/Russland, heute: Berdytschiw/Schytomyr/Ukraine, gest. 1997) verheiratet, mit der er die Tochter Margarethe (*13.2.1932 Wien) hatte.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Wien studierte er an der Universität Wien Medizin und promovierte am 22. März 1921. Danach war er bis 1936 an der I. Medizinischen Klinik des AKH Wien zunächst als Assistent unter Prof. Karl F. Wenckebach (1864-1940), von 1929 bis 1933 als Mitarbeiter von Prof. Otto Porges (1879-1967), und seit 1933 von Prof. Hans Eppinger (1879-1946), tätig. 1921 eröffnete er eine Arztpraxis in Wien,[1] 1922 trat er als Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin in Wien bei.[2] Weiters war er Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Im Mittelpunkt seiner Forschung standen Fragen der Stoffwechselpathologie – insbesondere der Diabetes mellitus und die Hypercholesterinämie. Zudem beschäftigte er sich mit Leberfunktionstests und der Gallensekretion. Im Wiener Archiv für innere Medizin publizierte er 1924 mit Otto Porges „Die neurotische Atmungstetanie, eine neue klinische Tatanieform[3] und 1925 mit E. Neubauer „Über die therapeutische Verwendung der Dehydrocholsäure bei fieberhaften Erkrankungen der Gallenwege“.[4]

Seine mit Otto Porges unternommenen Forschungen zum Insulin und die von ihnen entwickelten Behandlungsmethoden und eine Diabetes-Diät veröffentlichte er gemeinsam mit Porges 1929 in einer 377 Seiten starken Studie unter dem Titel „Die Behandlung der Zuckerkrankheit mit fettarmer Kost“. 1930 veröffentlichten beide den Aufsatz „Beobachtungen bei Diabetes inspidus“.[5] 1932 stellten Adlersberg und Porges ihre Forschungs- und Therapieergebnisse am 11. Stoffwechselkongress in Wien vor.[6]

Der Tag, 12.10.1932, S. 6.

In der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden sich weitere Arbeiten von David Adelsberg.

Nachdem er bereits 1931 eine Einladung an das Mount Sinai Hospital in New York erhalten hatte, sowie im September 1934 bei einer Reise in die USA wissenschaftliche Kontakte knüpfen konnte, und er sich von dem sich den Nationalsozialismus annähernden Vorgesetzten Eppinger entfremdete, emigrierte er am 22. April 1936 mit seiner Familie über Le Havre mit der SS Champlain nach New York. Zuvor hielt er noch Anfang April 1936 seinen letzten Vortrag in der Gesellschaft der Ärzte in Wien zum Thema „Ein neues Insulin“.[7]

New York, Southern District, U.S District Court Naturalization Records, 1824-1946, Petitions for naturalization and petition evidence 1942 no 407101-407450

In New York arbeitete er zunächst am Mount Sinai Hospital als Attending Physician/Clinical Assistant der Medical Division und als Research Assistant am Department of Chemistry und danach als Chefarzt der Sektion Clinical Nutrition und Metabolic Diseases. 1952 wurde er zum Leiter des Nutrition Laboratory ernannt. Daneben lehrte er als Assistant Clinical Professor of Medicine an der Columbia University, College of Physicans and Surgeons in New York und war als Konsiliararzt für Gastroenterologie am Beth Israel Hospital und am Seton Hospital tätig. Adlersberg war Mitglied der American Gastro-Enterological Association und der Endocrine Society und Fellow des American College of Physicians. In den USA publizierte er in führenden Fachzeitschriften zum Cholesterinstoffwechsel, zum Diabetes mellitus, zu Fragen der Malabsorption, zur Sprue sowie zum Postgastrektomie Syndrom.

David Adlersberg verstarb am 10. Jänner 1960 in New York. Seinen Eltern, die wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. gelang die Flucht aus Österreich nach England, von wo sie in die USA emigrierten und im Februar 1939 New York erreichten.

Literatur:

Porges, Otto und David Adelsberg: Die Behandlung der Zuckerkrankheit mit fettarmer Kost. Berlin und Wien: Urban & Schwarzenberg 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 58022]

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbücher, 1929, Adlersberg David, Magasanik Gisela.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, 134-0772, Adlersberg David (Nationalien Datum 1918/19).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 192-0517, Adlersberg David (Promotion 22.3.1921).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 196-009, Adlersberg David (Rigorosum 26.6.1920).

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957; (National Archives Microfilm Publication T715, roll 5795; Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85).

New York, Southern District, U.S District Court Naturalization Records, 1824-1946, Petitions for naturalization and petition evidence 1942 no 407101-407450; (NARA microfilm publication M1972, Southern District of New York Petitions for Naturalization, 1897-1944. Records of District Courts of the United States, 1685 – 2009, RG 21. National Archives at New York), Adlersberg David.

United States Deceased Physician File (AMA), 1864-1968; American Medical Association, Chicago, Adlersberg David.

George B. Jerzy Glass, In Memoriam David Adlersberg, 1897–1960, in: Proceedings of the Rudolf Virchow Medical Society in the City of New York, 19 (1961), S. 22–27.

Sobottka H., In Memoriam: David Adlersberg, 1897–1960, in: Journal of The Mount Sinai Hospital, New York, 27 (July–August 1960), S. 379–381.

Popper H. David, Adlersberg 1897–1960, in: Gastroenterology, 39 (Juli 1960), S. 111–112.

Gedenken & Erinnern. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin in der Zeit des Nationalsozialismus. David Adlersberg: https://www.dgim-history.de/biografie/Adlersberg;David;1027

Keywords:

Adlersberg David, Allgemeines Krankenhaus Wien, Diabetes, Wien, Medizingeschichte, Arzt

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 41, 1921, Sp. 1783.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 5, 1922, Sp. 232.

[3] Wiener Archiv für innere Medizin, Hauptteil 1, 1924, S. 185-238.

[4] Wiener Archiv für innere Medizin, Hauptteil 1, 1925, S. 59-70.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 21, 1930, S. 687-694.

[6] Der Tag, 12.10.1932, S. 6.

[7] Der Tag, 4.4.1936, S. 6.

Normdaten (Person) Adlersberg, David: BBL: 40419; GND: 1280160128;

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 40435 (02.02.2023); Letzte Aktualisierung: 2023 0202
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=40435

Van Swieten Blog Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [200]: August Zink – Gründer des gymnastisch-orthopädischen Institutes in der Alser Vorstadt in Wien

August Zink – Gründer des gymnastisch-orthopädischen Institutes in der Alser Vorstadt in Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

August Zink wurde zwischen am 6. Juni 1781[1] in Spremberg in Sachsen geboren. Im April 1801 wurde er im Kaisertum Österreich zum feldärztlichen Dienst eingezogen. 1808 erfolgte seine Graduierung an der k.k. medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie zum Doktor der Medizin und am 22. Mai 1809 promovierte er zum Doktor der Chirurgie. Danach war er korrespondierendes Mitglied der Akademie. Nachdem er im April 1809 zum Spitals-Oberarzt ernannt worden war, trat er 1810 den Dienst als Oberarzt im Infanterieregiment Nr. 20 von Franz Wenzel von Kaunitz-Rietberg (1742-1825) an, machte mehrere Feldzüge im Zuge der Koalitionskriege mit, bis er im Juli 1812 auf sein Ansuchen hin entlassen wurde. Seit spätestens 1815 war er als Arzt in Fulnek in Mähren (heute: Tschechien) tätig.

Die von der Josephs-Akademie an ihn gestellte Aufgabe zur Erstellung einer medizinisch-topographischen Studie, führte Zink 1811 in die Region Gesenke in Österreichisch-Schlesien und Nordmähren, um hier die Heilquellen- und Bäder vom medizinischen Standpunkt zu untersuchen. 1816 veröffentlichte er die Ergebnisse der Arbeit unter dem Titel „Beschreibung der Heilquellen des Gesenkes und ihres zweckmäßigen Gebrauchs“.[2] Danach war er wechselnd an verschiedenen Orten als Arzt tätig. 1822 erschien hier von ihm „Bemerkungen über die dem Nervenfieber ähnlichen Krankheiten im Sommer 1822“.[3] 1824 nahm er an einem von der k.k. Landwirtschaftsgesellschaft initiierten Preisausschreiben teil, die die Frage nach den Ursachen der Drehkrankheit bei Schafen und Heilungsmöglichkeiten beantworten sollte.[4] Seine Ergebnisse publizierte er 1827 als „Abhandlung über die Erkenntnis und Cur der Drehkrankheit bey den Schafen. Ein Versuch die von der k.k. Landwirthschaftsgesellschaft in Wien, am 19. Januar 1824 über diesen Gegenstand aufgestellten Preisfragen zu beantworten“.[5] 1828 trat er als Stadt- und Lokal-Physikus der in Nordmähren liegenden Stadt Fulnek zurück,[6] und bekleidete danach bis 1831 das Amt eines k.k. Titular- Hofarztes und Leibarztes des Kardinal und Fürsterzbischof von Olmütz Erzherzog Rudolf von Österreich.

Cholera-Epidemie in Wien 1831

Noch in Olmütz verfasste Zink 1831 die Publikation „Geschichtliche Bemerkungen über die epidemische Cholera während ihres Eintrittes und Herrschens in Wien, nebst einem Versuch des aetiologische Verhältnis derselben aufzuklären.“, die sich in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet.

Orthopädische Heilanstalt (für Schiefwachsende und medizinischer Gymnastik) in der Alser Vorstadt in Wien

1838 trat Zink der Medizinischen Fakultät der Universität Wien bei. Im selben Jahr gründete er, nachdem er am 22. März 1838 durch ein Regierungsdekret die Bewilligung erteilt bekommen hatte, gemeinsam mit dem aus Fulnek stammenden Mediziner Dr. Daniel August Zimmer (1806-1838) das erste orthopädische Institut in Wien in der Alser Vorstadt. Nachdem Zimmer bereits im September 1838 verstarb, leitete Zink als Direktor alleine die Heilanstalt weiter. Der Standort des Institutes lag zunächst in der Adlergasse 157 (heute: Mariannengasse 32), später in Wien 1, Obere Bäckerstraße 767 im kleinen Federlhof 1. Stock. In den Sommermonaten stand eine Dependance in Heilgenstadt, Herrngasse 6 zur Verfügung.

Wiener Zeitung, 18.10.1838, S. 1442.

Diese Einrichtung wandte sich vor allem an Kinder und Jugendliche beider Geschlechter, um vorbeugend orthopädische Fehlentwicklungen während des Wachstumsprozesses durch medizinische Gymnastik und physikalische Übungen auszugleichen und der Kräftigung des Körpers vorzubeugen. Das Angebot richtete sich auch an Erwachsene, denen ein eigenes Fecht, Exerzier- und Tanzunterrichtsprogramm als Therapie angeboten wurde. Eine kurze Darstellung über die Anstalt findet sich auch im zeitgenössischen Fremdenführer Wiens aus dem Jahr 1844.[7] Die Anstalt war umfangreich und modern ausgestattet und mit einer orthopädischen Werkstatt, in der mechanische Apparaturen, wie künstliche Arme hergestellt werden konnten, sowie mit einem Badehaus und einer Gartenanlage versehen. Die hier zur Anwendung gelangten Therapien zeichneten sich durch die Verbindung der Orthopädie mit der Gymnastik aus. Dazu wurde der Turnpädagoge Albert von Stephani (1810-1844) hinzugezogen. Im Dezember 1838 veröffentlichte Zink in der Gesundheitszeitung einen Artikel unter dem Titel „Das orthopädische Institut und die medicinische Gymnastik in Wien“, in dem er seine Beweggründe zur Errichtung dieser Anstalt vorstellte. Seine Therapieansätze und Heilungsmethoden besprach er in mehreren Artikelserien unter den Titeln „Das Schiefwachsen der Kinder“,[8] „Beschreibung der am öftesten vorkommenden Art des Schiefwachsens beim weiblichen Geschlecht“,[9] und „Bemerkungen über die relative Schwäche der linken Seite des Körpers bei Kindern als eine Ursache der seitlichen Verbeugung des Rückgraths“.[10] 1849 publizierte er in der Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien den Aufsatz „Die Turnübung als Schutz- und Heilmittel gegen Krankheiten“, mit der er auf die von der Sektion für Hygiene innerhalb der Gesellschaft der Ärzte in Wien ihm zur Beantwortung zugewiesenen Frage inwieweit Turnübungen als Schutz gegen Krankheiten angesehen werden könnten, antwortete. [11] In seiner Stellungnahme sprach er sich für ausreichende Gymnastik für Kinder sowie frühe Bewegungsübungen schon im Kleinkindalter aus, wies auf die Gefahren hin, die durch die Bewegungsarmut hervorgerufen durch langes Sitzen in der Schule den Kindern drohten und trat gegen die Praktiken des Festwickeln auf. Sein dazu geplanter Vortrag in der Sektion für Hygiene an der Gesellschaft der Ärzte entfiel wegen der ausbrechenden Revolution im März 1848.

In den folgenden Jahren berichtete er hier auch über die Tätigkeit an diesem Institut unter den Titeln „Bericht über die Leistungen des orthopädischen Instituts und der medizinischen Gymnastik in Wien“,[12] und „Die Leistungen des gymnastisch-orthopädischen Instituts in Wien“.[13] Eine weiterer Darstellung über diese Anstalt stammt von […] Hermann H. Beer (1798-1873).[14] Bereits 1842 schloss das Institut, das zuletzt zwischen 1841 und 1842 von Leopold Dittel (1815-1898) geleitet wurde. Eine Ansicht der Heilanstalt ist durch die Lithografie von Franz Wolf (1795-1859) erhalten.

Bis zu seinem Tod war er in Wien 1, Bauernmarkt 585 wohnhaft, wo er auch seine Arztpraxis führte.

Weiters erschien von ihm 1845 eine Abhandlung „Der animalische Magnetismus“, die er in der Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien publizierte und die sich heute an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet. 1847 publizierte er den Aufsatz „Über die Pflanzenlaugen- und Moorschlamm-Bäder im Moosthale bei Salzburg“,[15]und 1849 wiederum in der Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte in Wien den Artikel „Die Turnübung als Schutz- und Heilmittel gegen Krankheiten“.[16]

Zink war Mitglied der med. Fakultät und der Gesellschaft der Ärzte und der k.k. Landwirtschafts-Gesellschaft sowie des Unterstützungs-Vereines für aus der hiesigen k.k. Irrenheil-Anstalt geheilt entlassenen hilflosen Individuen.[17]

August Zink verstarb am 3. April 1855 in Wien.

Quellen:

ÖStA, KA (Kriegsarchiv), MBeh (Militärbehörden) OFD (Oberfeldärztliche Direktion), Buch 12, Nationalien der im April 1891 eingezogenen Ärzte, Zink August.

Österreichische Zeitschrift für praktische Heilkunde (herausgegeben vom Doctoren-Collegium der medizinischen Fakultät in Wien red. Von Joseph Johann Knolz) 1. Jahrgang, Wien 1855, Band 1, S. 123.

Matriken der Lutheranischen Stadtkirche, Sterbebuch, Wien, Innere Stadt, Sign STBO7, Folio 22, Nr. 112, Zink August.

Literatur:

Zink, August: Beschreibung der Heilquellen des Gesenkes und ihres zweckmäßigen Gebrauches. Brünn: gedruckt bey Joseph Georg Traßler 1816.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-2743]

Zink, August: Geschichtliche Bemerkungen über die epidemische Cholera während ihres Eintrittes und Herrschens in Wien, nebst einem Versuche das aetiologische Verhältnis derselben aufzuklären. Wien: Gedruckt und im Verlage bey Carl Gerold 1832.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/110]

Zink, August: Der animalische Magnetismus. Sonderdruck aus: Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien. Wien:Ueberreuter 1845.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 51431]

Keywords:

Zink August, Balneologe, Cholera, Orthopäde, Physikalische Medizin, Therapie, Heilgymnastik, Turnwesen, Kinderarzt, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Berlin, Brandenburg, schlesische Oberlausitz: Landeskirchliches Archiv in Berlin, Spremberg, Kreuzkirche, Gesamtkirchenbuch, 1707-1800, Zinck August. Österreichische Zeitschrift für praktische Heilkunde (Hrsg. vom Doctoren-Collegium der Medizinischen Fakultät in Wien Joseph Knolz), 1855, Bd. 1, S. 124. ÖStA, KA (Kriegsarchiv), MBeh (Militärbehörden) OFD (Oberfeldärztliche Direktion), Buch 12, Nationalien der im April 1891 eingezogenen Ärzte, Zink August.

[2] Vaterländische Blätter, 6.9.1817, S. 5.

[3] Literarische Annalen der gesammten Heilkunde. In Verbindung mit mehreren Gelehrten (Hrsg. von Hecker Justus Friedrich Carl), Berlin 1827, S. 183.

[4] Allgemeines Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur für 1828, Leipzig 1828, Bd. 4 (Teil Medizin), S. 253.

[5] Wiener Zeitung, 6.4.1827, S. 550.

[6] Kaiserlich-königlich Schlesische Troppauer Zeitung, 8.2.1828, S. 122

[7] Der wohlunterrichtete Fremden-Führer in der kaiserl. königl. Haupt- und Residenzstadt Wien und ihren nahen Umgebungen. Ein vollständiges und zuverlässiges Auskunfts- und nachschlagebuch für Fremde und Einheimische, welche die Merkwürdigkeiten in der kürzesten Zeit sehen und kennen lernen wollen. (Friedrich Koch), 2. Aufl. 1844.

[8] Populäre österreichische Gesundheits-Zeitung, 23.4.1838, S. 269-272 und 10.5.1838, S. 318-319 und 17.5.1838, S. 333-336 und 21.5.1838, S. 340-341.

[9] Populäre österreichische Gesundheits-Zeitung, 5.7.1838, S. 441-444.

[10] Populäre österreichische Gesundheits-Zeitung, 13.12.1838, S. 821-823.

[11] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, 1849, S. 424-435.

[12] Populäre österreichische Gesundheits-Zeitung, 23.5.1839, S. 344-346.

[13] Populäre österreichische Gesundheits-Zeitung, 20.1.1840, S. 45-48 und 23.1.1840. S. 53-58.

[14] Populäre österreichische Gesundheits-Zeitung, 17.6.1839, S. 401-403.

[15] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, Wien 1847, S. 194-202.

[16] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, Wien 1849, S. 424-435.

[17] Wiener Zeitung, 21.9.1851, S. 2738.

Normdaten (Person) Zink, August: BBL: 40251; GND: 1157548466

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 40251 (15.12.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 12 19
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=40251

Van Swieten Blog Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [198]: Albert Hammerschlag – Internist

Albert Hammerschlag – Internist

Text: Dr. Walter Mentzel

Albert Hammerschlag wurde am 4. Oktober 1863 als Sohn des aus Reichenberg (heute: Ceska Lipa, Liberec/Tschechien) stammenden langjährigen Bibliothekars der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Samuel Hammerschlag (1826-1904), und der gebürtigen Berlinerin Betti Josephson (1827-1916) in Wien geboren. Seit 1893 war er mit der Philanthropin Leontine Bardach (1866-1934), der Tochter des Lemberger Dentisten Max Bardach (1830-1903), verheiratet, die sich in der „Vereinigung berufstätiger Frauen“ engagierte und während und nach dem Ersten Weltkrieg ein Kindertagesheim, ein Internat und ein Ferienheim gründete.[1] Gemeinsam hatten sie sechs Kinder, darunter den Mediziner Ernst Hammerschlag (1894-1973), die Psychologin und Kunstpädagogin Gertrud Nanette Hammerschlag (1899-1930), und den Direktor der Österreichischen Creditanstalt Paul Hammerschlag (1860-1933), der mit der Tochter des Internisten, Physiologen und Mitbegründers der Psychoanalyse Josef Breuer (1842-1925), Bertha Breuer (1870-1962), verehelicht war.

Hammerschlag studierte, nachdem er 1881 am Leopoldstädter Realgymnasium in Wien die Matura absolviert hatte, an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium im Juli 1887 mit seiner Promotion ab. Im selben Jahr wurde er zum militärärztlichen Eleven erster Klasse der Reserve im Garnisonsspital Nr. 1 beim Infanterieregiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 ernannt.[2]

Nachdem er mehrere Jahre als Demonstrator an der Lehrkanzel für medizinische Chemie bei Ernst Ludwig (1842-1915) und daneben noch bei den Pathologen Professor Curt Weigert, sowie 1888 am Laboratorium des Chemikers Rencki in Bern[3] und dem Internisten Ludwig Lichtheim (1845-1928) gearbeitet hatte, trat er spätestens 1891 in die medizinische Klinik von Hermann Nothnagel (1841-1905) ein, wo er neben Heinrich Lorenz (1859-1945) zu dessen Assistenten berufen wurde. Daneben war er unentgeltlich am Ersten öffentlichen Kinderkranken-Institut tätig.

1893 habilitierte er sich im Fach innere Medizin (Habilitationsschrift: Über Hydrämie), worauf seine Ernennung zum Privatdozenten für innere Medizin an der Universität Wien durch den Minister für Cultus und Unterricht erfolgte.[4] Während des Ersten Weltkrieges fungierte er als Leiter der internen Abteilung des Reservespitals Nr. 6 vom Roten Kreuz in Wien.[5]

Hammerschlag, der Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin in Wien sowie seit 1892 der Gesellschaft der Ärzte in Wien war, gehörte seit 1898 als ständiger Mitarbeiter der Wiener klinischen Rundschau an.[6]

Publikationen:

Hammerschlag arbeitete u.a. zur Chemie des Tuberkelbazillus und zu Methoden zur Blutuntersuchung. 1890 berichtete er in der Sitzung der Gesellschaft der Ärzte in Wien „Ueber eine neue Methode zur Bestimmung des specifischen Gewichtes des Blutes“,[7] 1892 publizierte er den an der 66. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien gehaltenen Vortrag „Ueber eine neue Methode zur quantitativen Pepsinbestimmung“.[8] An der medizinischen Klinik von Hermann Nothnagel veröffentlichte er 1891 die Arbeiten „Bakteriologische-chemische Untersuchungen über Tuberkelbacillen“ und „Ueber das Verhalten des specifischen Gewichtes des Blutes in Krankheiten“. Ebenfalls erschienen von ihm die Aufsätze „Eine neue Methode zur Bestimmung des specifischen Gewichts des Blutes“ und „Ueber Hydrämie“. 1895 veröffentlichte er den Aufsatz „Zur Kenntnis des Magencarcinoms“. Diese Arbeiten befinden sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, ebenso die von ihm im Jahr 1896 erschienene Arbeit „Untersuchungen über das Magencarcinom“, 1893 publizierte er in der Deutschen medizinischen Wochenschrift „Ein Beitrag zur Serumtherapie“ und 1901 in der Wiener klinischen Rundschau „Pylorusstenose nach Vergiftung mit Salzsäure“.[9]

Hammerschlag war Teil des zivilgesellschaftlichen Netzwerkes der Wiener Moderne um 1900. Er engagierte sich in der Volksbildung, wo er u.a. 1890 im Wiener Volksbildungsverein Vorträge zur Verbreitung von Infektionskrankheiten hielt,[10] weiters unterstützte er als Mitglied den 1888 gegründeten Vereine für erweiterte Frauenbildung in Wien,[11] so wie die Lese- und Redehalle jüdischer Hochschüler und die Jüdisch-akademische Vereinigung „Unitas“. 1906 trat er der Freimaurerloge B’nai Brith bei. Seit 1904 war er, wie seine Ehefrau Leontine Mitglied der Photographischen Gesellschaft in Wien.[12] Hammerschlag gehörte auch zum Freundeskreis von Sigmund Freud, den Hammerschlags Vater, Samuel Hammerschlag, früh gefördert hatte und mit ihm eine väterliche Freundschaft verband. Weiters engagierte sich Albert Hammerschlag in dem von Arthur Gundacker (1850-1902) und Bertha von Suttner (1843-1914) 1891 gegründeten Verein zur Abwehr des Antisemitismus,[13] in dem sein Vorgesetzter Hermann Nothnagel schon bei der Vereinsgründung eine federführende Rolle einnahm und die Anliegen des Vereins prominent in der Öffentlichkeit vertrat, was 1891 und 1892[14] zu antisemitischen Krawallen an der Universität Wien führte.

1903 war er neben dem Gynäkologen Karl August Herzfeld (1861-1926) und dem Pathologen Samuel Siegfried Karl Basch (1837-1905) einer der Unterzeichner des Aufrufes zur Gründung einer deutsch-freisinnigen Partei im 9. Wiener Gemeindebezirk Alsergrund,[15] und ab Dezember 1918 stellte er sich als Mitglied der in Wien sich gerade konstituierenden Bürgerlich-demokratischen Partei zur Verfügung.[16] Neben seiner Dozentur arbeitete er in seiner privaten Arztpraxis in Wien.

Hammerschlag verstarb am 7. Juli 1935 in Wien.[17]

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1863, Hammerschlag Albert.

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1893, Hammerschlag Albert, Bardach Leontine.

UAW, Rektorat, Akten-Sonderreihe des Akademischen Senats, Personalblätter, Senat S 304.429 Hammerschlag, Albert (4.10.1863-7.7.1935; Innere Medizin).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, 134-067, Hammerschlag Albert (Nationalien Datum: 1882/83).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, 134-0258, Hammerschlag Albert (Nationalien Datum: 1886/87).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 177-139b, Hammerschlag Albert (Rigorosum Datum: 1884).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 186-2055, Hammerschlag Albert (Promotion Datum: 14.7.1887).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Hammerschlag Albert.

Literatur:

Hammerschlag, Albert: Bakteriologisch-chemische Untersuchung über Tuberkelbacillen. Aus der 1. med. Klinik des Herrn Hofrath Nothnagel in Wien. Sonderdruck aus: Centralblatt für klinische Medicin. Leipzig 1891.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hammerschlag, Albert: Über das Verhalten des specifischen Gewichtes des Bluts in Krankheiten. Aus der I. medicinischen Klinik des Herrn Hofrathes Nothnagel in Wien. Sonderduck aus: Centralblatt für klinische Medicin. Leipig: 1891.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hammerschlag, Albert: Eine neue Methode zur Bestimmung des specifischen Gewichts des Blutes. Aus der medicinischen Klinik des Herrn Hofrath Prof. Nothnagel in Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für klinische Medizin. Berlin: 1892.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hammerschlag, Albert. Ueber Hydrämie. Aus der I. med. Klinik des Herrn Hofrath Prof. Nthnagel in Wien. Sonderduck aus: Zeitschrift für klinische Medizin. Berlin: 1892.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hammerschlag, Albert: Zur Kenntnis des Magencarcinoms. Aus der I. medic. Klinik des Herrn Hofrathes Prof. Nothnagel. Sonderdruck aus: Wiener klinische Rundschau. Wien: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof u. Universitäts-Buchhändler 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Albert Hammerschlag, Internist, Hermann Nothnagel, Sigmund Freud. Medizingeschichte, Wien, Arzt

[1] Die Österreicherin, Nr. 7, S. 3.

[2] Neue Freie Presse, 30.11.1887, S. 4. Wiener Zeitung, 1.12.1887, S. 3.

[3] Wiener Zeitung, 25.12.1888, S. 14.

[4] Internationale klinische Rundschau, Nr. 41, 1893, Sp. 1566

[5] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 3.11.1914, S. 2.

[6] Wiener klinische Rundschau, Nr. 4, 1898, S. 1.

[7] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 30.12.1890, S. 622-623.

[8] Internationale klinische Rundschau, 30.9.1894, Sp. 1393-1399.

[9] Wiener klinischen Rundschau, Nr. 41, 1901, S. 737-739.

[10] Arbeiter Zeitung, 12.12.1890, S. 10.

[11] Jahresbericht des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien, 1909, S. 26.

[12] Photographische Correspondenz, Nr. 522, 1904, S. 129.

[13] Neue Freie Presse, 2.6.1896, S. 6.

[14] Die Presse, 19.5.1892, S. 3.

[15] Die Neuzeit, 16.1.1903, S. 3.

[16] Neue Freie Presse, 8.12.1918, S. 5.

[17] Nachruf Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 31, 1935, S. 863-864.

 Normdaten (Person) Hammerschlag, Albert: BBL: 40184; GND: 1011573784

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 40184 (05.12.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 12 12
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=40184

Van Swieten Blog Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [197]: Alfred Jungmann – Dermatologe und Mitarbeiter von Eduard Lang an der Heilstätte für Lupuskranke in Wien

Alfred Jungmann – Dermatologe und Mitarbeiter von Eduard Lang an der Heilstätte für Lupuskranke in Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

Alfred Jungmann wurde am 5. April 1872 als Sohn von Moritz Jungmann (1841-1900) und Manuela Melanie Trebitsch (1849-1918) in Wien geboren. Er war seit 1909 mit Valerie Jeiteles (*5.8.1882) verheiratet, mit der er gemeinsam die Tochter Elisabeth Rosalie (*21.9.1910 Wien) hatte.

Jungmann inskribierte 1890 an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium im Juni 1896 mit seiner Promotion ab. Im selben Jahr eröffnete er in Wien 2, Rembrandtstraße 3, seine private Arztpraxis.[1] Seit spätestens 1900 arbeitete als Sekundararzt an der II. Syphilisabteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien bei Professor Eduard Lang und danach als dessen Mitarbeiter und Adjunkt an der 1904 zunächst provisorisch errichteten Heilstätte für Lupuskranke. 1911 erfolgte seine Ernennung zum Primararzt zweiter Klasse am Allgemeinen Krankenhaus in Wien.[2]

Exlibris Alfred und Valerie Jungmann

Alfred Jungmann verstarb, nachdem er im Juli 1914 als Militärarzt zum Kriegsdienst eingezogen worden war, am 15.8.1914 während seiner Rückreise nach Wien in Fünfkirchen (Pecs), an einer Fleischvergiftung. Kurz nach seinem Tod kam es zur Errichtung des Dr. Alfred Jungmann-Fonds.[3]

Die Ehefrau von Alfred Jungmann, Valerie, war nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt und lebte bis zu ihrer Deportation in einer Sammelwohnung in Wien 3, Ungargasse 15/5. Sie wurde am 28.11.1941 von Wien nach Minsk deportiert und 1944 ermordet. Die Tochter Elisabeth Rosalie Jungmann gelang die Flucht vor den Nationalsozialisten nach England. Sie verstarb im Juli 1991 in Leeds in Yorkshire.

Von Alfred Jungmann befinden sich in der Büchersammlung „Heilstätte für Lupuskranke“ Bücher mit dem Exlibris von Alfred und Valeria Jungmann. Zahlreiche seiner Publikationen, u.a. die von ihm verfassten Berichte zur Lupusheilstätte, finden sich in der Separata-Bibliothek und der Neuburger-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Quellen:

IKG Wien, Geburtenbuch 1910, Jungmann Elisabeth Rosalie.

IKG Wien, Trauungsbuch 1909, Jungmann Alfred, Jeitels Valerie.

UAW, Med. Fakultät, Dekanat, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134, 386-1890/91, Jungmann Alfred.

UAW, Med. Fakultät, Dekanat, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134, 466-1894/95, Jungmann Alfred.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177, 173b Jungmann Alfred (Rigorosen Datum: 1894).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188, 567, Jungmann Alfred (Promotion Datum: 20.6.1896).

ÖStA, AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds, Zl. 5.092 und Zl. 5.093, Jungmann Valerie: Antragstellerin Jungmann Elisabeth Rosalia.

ÖStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 17.897, Jungmann Elisabeth.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, 18.774, Jungmann Valerie.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, 19.409, Jungmann Elisabeth Rosalia.

WStLA, VEAV, MA 119.A41, Zl. 172, Zl. 408, Zl. 409, Zl. 458, Bezirk: 10, Jungmann Elisabeth.

Literatur:

Foges, Arthur und Alfred Jungmann: Lichtbehandlung aus rektalem und vaginalem Wege. Sonderabdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 47. Jg. 1909. Wien, Leipzig: Braumüller 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 13.911]

Jungmann, Alfred: Die Wiener Heilstätte für Lupuskranke. Für Freunde und Gegner. Wien, Leipzig: Safar 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 4.021]

Jungmann, Alfred: Ärztlicher Bericht aus der Heilstätte für Lupuskranke. Braumüller: Wien, Leipzig: Braumüller 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 2.372]

Jungmann, Alfred: Die Bekämpfung der Hauttuberkulose. Sonderabdruck aus: Die Schule als Verbündete im im Kampfe gegen den Lupus. Wien: 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 13.447]

Keywords:

Jungmann, Alfred, Dermatologe, Lupus, Lupusheilstätte Wien, Medizingeschichte, Arzt, Wien

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 43. 1896, Sp. 1879.

[2] Neues Wiener Tagblatt (Tages Ausgabe), 15.2.1911, S. 4; Wiener klinische Rundschau, Nr. 8, 1911, S. 129.

[3] Neue Freie Presse. 31.10.1918. S. 10.

Normdaten (Person) Jungmann, Alfred: BBL: 40075; GND: 105537082X

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 40075 (21.11.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 11 21
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=40075

Van Swieten Blog Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [196]: Eduard Lang – Dermatologe und Gründer der Lupusheilstätte in Wien

Eduard Lang – Dermatologe und Gründer der Lupusheilstätte in Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

Eduard Lang wurde am 1. Mai 1841 in Klacsau/Trencsin in Ungarn (heute Klucove/Slowakei), als Sohn des jüdischen Bauern Adam Lang, geboren. Er war mit Ernestine Lang (1848-1926) verheiratet.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Pest und dem Studium der Medizin an der Universität Wien, das er 1865 in Wien mit seiner Promotion abschloss, arbeitete er zunächst als Praktikant im Krankenhaus Rudolfstiftung und danach als Fabriksarzt in der Spinnerei und Weberei im Marienthal in Niederösterreich. Hier entstand 1867 sein Artikel „Ein fremder Körper (Bohne) in den Luftwegen“.[1] 1866 nahm er im Auftrag der niederösterreichischen Statthalterei an der Bekämpfung der Choleraepidemie teil, und 1868 erfolgte seine Aufnahme in das medizinische Wiener Doktoren-Kollegium.[2] Zwischen 1868 und 1870 ließ er sich als Operationszögling bei Theodor Billroth (1829-1894) zum Chirurgen ausbilden und habilitierte sich 1871 in den Fächern Chirurgie und Syphilidologie an der Universität Innsbruck zum Privatdozenten. Hier arbeitete er zunächst als Assistenzarzt von Karl Wilhelm Heine (1838-1877) an der chirurgischen Klinik. 1873 erfolgte seine Ernennung zum a.o. Professor und Vorstand der neugeschaffenen Klinik für Syphilis und Dermatologie in Innsbruck.[3] Im selben Jahr erschien von ihm der Artikel „Fragment aus der Gypsverbandpraxis“.[4] An der Klinik ordinierte Lang einmal täglich eine Stunde unentgeltlich samt kostenfreier Verabreichung von Medikamenten an sozial benachteiligte Personen.[5] In dieser Zeit verfasste er die ersten Arbeiten zu Lupuserkrankungen, wie 1879 den Aufsatz „Carcinom auf Lupus“.[6] 1883 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt, 1886 erhielt er den Titel und Charakter eines Ordinarius.[7]

In Innsbruck gehörte Lang der Verfassungspartei an und wurde von ihr als Kandidat für den zweiten Wahlkörper der Landeshauptstadt Innsbruck nominiert und im April 1880 in den Gemeinderat gewählt.[8] Weiters war er in Innsbruck Mitglied der Polizei-Sektion und der Spitalsneubau-Kommission.[9]

1887 kehrte er nach seiner Bestellung zum Primarius an der II. Syphilisabteilung am Allgemeinen Krankenhaus als Nachfolger von Heinrich Auspitz (1835-1886) nach Wien zurück und stand dieser bis zur Zurücklegung seines Primariats im Jahr 1907 als Direktor vor. In diesen Jahren setzte er seine Forschungen auf dem Gebiet der Lupuserkrankungen fort und entwickelte spezielle Methoden der operativ-plastischen Behandlung (operative Entfernung beschädigter Gewebe und Ersatz durch Hauttransplantation), die er seit spätestens 1892/93 erfolgreich anwendete und die ihn rasch zu einem international anerkannten Spezialisten auf diesem Gebiet machten.

1890 habilitierte er sich nach einem Beschluss des Wiener medizinischen Doktoren-Kollegiums zum Dozenten für Dermatologie und Syphilis.[10] 1908 erhielt er auf dem internationalen Tuberkulosekongress in Washington eine goldene Medaille für die erfolgreiche Bekämpfung der Schwindsucht und der Lupuserkrankungen überreicht.[11]

Österreichische Illustrierte Zeitung, 25.11.1906; S. 189.

Ab 1900 initiierte er gemeinsam mit seinem engen und langjährigen Mitarbeiter Alfred Jungmann eine öffentliche Kampagne zur Errichtung einer eigenen Institution zur Heilung und Erforschung des Lupus,[12] die schließlich 1902 seiner Anregung folgend zur Errichtung eines Organisationskomitees führte, das eine Stiftung zur Verwaltung der künftig zu erwartenden privaten Spendenmittel vorbereiten und Pläne zur Errichtung einer neuen Behandlungsstätte ausarbeiten sollte. Daraus ging im Jänner 1904 die Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ und im März 1904 der Verein „Lupusheilstätte“ hervor, mit denen eine ambulante Heilanstalt für Lupuskranke provisorisch errichtet wurde. Nachdem der Verein und die Stiftung 1908 einen Neubau der Heilstätte samt eines daran angeschlossenen Heimes für Lupuskranke beschlossen hatte, kam es im Frühjahr 1914 zur Fertigstellung der modern ausgestatteten Heilanstalt für Lupuskranke auf dem Baugrund des Wilhelminenspitals.

1913 verfasste Lang einen ausführlichen Bericht in der Wiener Zeitung zur Entwicklung der Lupusheilstätte in Wien unter dem Titel „Der Lupus und die Mitwirkenden an der Organisation zu seiner Bekämpfung“.[13]

Eduard Lang verstarb am 10.6.1916 in Reichenau an der Rax in Niederösterreich.

Eduard Lang. Aus: Wiener Bilder, 16.7.1916, S. 7.

Neues Wiener Tagblatt, 11.7.1916, S. 18.

Noch im Todesjahr von Eduard Lang kam es zur Bildung des Eduard-Lang Fonds[14], um die Weiterfinanzierung der Lupusheilstätte zu sichern. Im September 1918 wurde in Wien Ottakring die an der Heilstätte angrenzende und nach Niels Ryberg Finsen benannte Straße in Eduard Lang Gasse unbenannt und im Dezember 1938 erfolgte die bis heute gültige Umbenennung in Steinlegasse.

Exlibris Eduard Lang

Exlibris Eduard Lang

Neben seinen Arbeiten, die sich in der Sammlung „Bibliothek der ehemaligen „Heilstätte für Lupuskranke in Wien“ an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet, finden sind noch weitere 30 seiner Arbeiten in der Separata-Bibliothek sowie im Bestand der Neuburger-Bibliothek.

Lang, Eduard: Vorlesung über Pathologie und Therapie der Syphilis. Wiesbaden: Bergmann 1884-1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 5.178]

Lang, Eduard: Das venerische Geschwür. Vorlesung über dessen Pathologie und Therapie. Wiesbaden: Bergmann 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 2.013/2]

Lang, Eduard: Prophylaxe und Therapie der Syphilis. In zwölf Vorlesungen. Wiesbaden: Bergmann 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 67.622]

Lang, Eduard: Der venerische Katarrh. Vorlesungen über dessen Pathologie und Therapie. Wiesbaden: Bergmann 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21.050]

Lang, Eduard: Therapeutik für venerische und Hautkranke. Aus der Abteilung des Eduard Lang. Wien: Safar 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 64.368]

Lang, Eduard: Über Einrichtung von Heilstätten, die zur Bekämpfung des Lupus, einer chronischen Hauttuberkulose, dienen. Sonderabdruck aus: Neues Wiener Tagblatt (Mai 1910). Wien: Selbstverlag 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 13.471]

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1877, Lang Eduard, Ernestine.

UAW, Rektoratsarchiv, Akten Sonderreihe des Akademischen Senats, Personalblätter, Senat S 304.707 Lang, Eduard (01.05.1841-10.07.1916; Dermatologie und Syphilis).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, 134-0007, Lang Eduard (Nationalien Datum 1862/63).

UAW, Medizinische Fakultät, Rigorosenprotokolle, Sign. 170-149r, Lang Eduard (Rigorosen Datum: 1865).

UAW, Rektorat, Medizinische Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 182-8, Lang Eduard (Promotion Datum: 15.12.1865).

UAW, Rektorat, Medizinische Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 182-8, Lang Eduard (Sponsion Datum: 26.6.1866).

Keywords:

Lang Eduard, Dermatologe, Lupus, Lupusheilstätte Wien, Medizingeschichte, Arzt, Wien

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 76, 1867, Sp. 1206-1207.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 96, 1868, Sp. 1561.

[3] Innsbrucker Tagblatt, 6.11.1873, S. 2.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 17, 1873, Sp. 397-398.

[5] Neue Tiroler Stimmen, 17.4.1875, S. 4.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 48, 1879, Sp. 1251-1255.

[7] Wiener Zeitung, 24.11.1886, S. 1.

[8] Innsbrucker Nachrichten, 24.4.1880, S. 4; Innsbrucker Nachrichten, 29.4.1880, S. 3.

[9] Innsbrucker Nachrichten, 23.3.1883, S. 5.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 1890, Sp. 2134.

[11] Neues Wiener Tagblatt, 13.10.1908, S. 13.

[12] Pharmaceutische Post, 20.3.1904, S. 174.

[13] Wiener Zeitung, 27.7.1913, S. 10-12.

[14] Neue Freie Presse. 31.10.1918. S. 10.

Normdaten (Person)  Lang, Eduard: BBL: 40063; GND: 116691425

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 40063 (21.11.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 11 21
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=40063

Van Swieten Blog Logo Margrit Hartl