Archiv der Kategorie: Neuburger Bibliothek

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [257]: Martin Pappenheim – Neurologe am Versorgungsheim der Gemeinde Wien, Gerichtspsychiater, NS-Verfolgter

Martin Pappenheim – Neurologe am Versorgungsheim der Gemeinde Wien, Gerichtspsychiater, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 11.12. 2023

Keywords: Neurologe, Psychiater, Medizingeschichte, Wien, Tel Aviv

Martin (Moriz) Pappenheim wurde am 4. November 1881 als Sohn von Max Miksa Pappenheim (1850-1921) und der aus Lemberg stammenden Regina (1858-1924), geborene Sprecher, in Preßburg in Ungarn (heute: Bratislava/Slowakei) geboren. Nach seiner Ehe mit Edith Goldschmidt (1883-1942) war er in zweiter Ehe mit der Ärztin Amalie Mela Bloch (1890-1930) und zuletzt seit 1932 mit Rose Beatrice Adelheid, geborene Liebrecht (1901-?), verheiratet. Er hatte drei Töchter, Eva (*24.6.1923), Nira Ruth (*1934), und die Neurologin, Schülerin von Sigmund Freud (1856-1939), und spätere Kommunistin Else Pappenheim (22.5.1911 Salzburg, gest. 11.1.2009 New York), die nach ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten gemeinsam mit Else Volk-Friedland (1880- 1953) im mexikanischen Exil den Exilverlag „El Libro Libre“ gründete. Eine seiner Schwestern war die Ärztin und Schriftstellerin Marie Pappenheim (1882-1966), verheiratete Frischauf.

Pappenheim begann 1899 an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin und schloss es am 18. Mai 1905 mit der Promotion ab. Im Anschluss daran arbeitete er zunächst als Assistent an der Psychiatrischen Klinik in Prag und ab 1911 an der Psychiatrischen Klinik in Heidelberg, wo er eine umfassende Broschüre und ein Gutachten zu dem zu dieser Zeit Aufsehen erregenden Kriminalfall um den Betrüger Eduard Wenzel Czapek verfasste.[1] Daneben verfasste er hier die Arbeit „Über die Polynucleose im Liquor cerebrospinalis, insbesondere bei der progressiven Paralyse. (Mit einem Beitrag zur Kasuistik der Strangulationspsychosen)“.

Danach kehrte er nach Wien zurück und wurde an der Psychiatrisch-neurologischen Klinik bei Julius Wagner-Jauregg (1857-1940) tätig, wo er gemeinsam mit Richard Volk (1876-1943) an der „Behandlung von Paralytikern mit Tuberkulin“ arbeitete.[2] Dazu publizierte er 1914 „Untersuchungen des Liquor cerebrospinalis bei der v. Wagnerschen Tuberkulinbehandlung der progressiven Paralyse“ und im selben Jahr gemeinsam mit dem Landesgerichtspsychiater in Wien Karl Grosz (1879-1962) „Die Neurosen und Psychosen des Pubertätsalters (Zwanglose Behandlungen aus den Grenzgebieten der Pädagogik und Medizin)“.

Pappenheim war bereits vor dem Ersten Weltkrieg in der Sozialdemokratischen Partei aktiv. 1912 besuchte Pappenheim erstmals die Wiener Psychoanalytische Gesellschaft, seit 1928 gehörte er der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und dem engeren Kreis um Sigmund Freud an. 1913 trat er als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien bei,[3] weiters war er Mitglied des Vereins für Psychiatrie und Neurologie, des deutschen Vereins für Psychiatrie, der Österreichischen Kriminalistischen Vereinigung, und der Gesellschaft der Nervenärzte in Wien. Darüber hinaus fungierte er nach dem Ersten Weltkrieg als Präsident des Österreichischen Komitees der Internationalen Liga für psychische Hygiene, und als Vorsitzender des Vereins für angewandte Psychopathologie und Psychologie.[4]

Im September 1915 erfolgte seine Ernennung zum Privatdozenten für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien,[5] und von Oktober 1915 bis Oktober 1916 war Pappenheim als Militärarzt und Gefängnispsychiater der Festungsanstalt Theresienstadt zugeteilt. Hier beschäftigte er sich mit Genehmigung der Festungskommandantur erstmals zu Beginn des Jahres 1916 in vier Gesprächssitzungen mit dem hier untergebrachten Attentäter des Thronfolgers Franz Ferdinand von Österreich (1863-1914), Gavrilo Princip (1894-1918). 1926 publizierte er aus diesen Gesprächsaufzeichnungen die Arbeit „Gavrilo Princips Bekenntnisse. Ein geschichtlicher Beitrag zur Vorgeschichte des Attentats von Sarajewo“. Während seiner weiteren Verwendung als Militärpsychiater in den Garnisonsspitälern in Mähren, darunter ab 1916 in Leitmeritz (heute: Litoměřice/Tschechien), setzte er zur Behandlung kriegsuntauglicher Patienten die sogenannte faradische Therapie (Elektroschocks) ein und publizierte 1916 „Über Neurosen bei Kriegsgefangenen“ und 1917 „Liquorpolynukleose im Status epilepticus“. Zuletzt war er als Regimentsarzt und Leiter der Nervenabteilung im Kriegsspital in Grinzing in Wien bei Professor Julius Wagner-Jauregg (1857-1940) tätig, wo er die in Theresienstadt und Leitmeritz angewandte elektrotherapeutische Behandlungsmethode fortsetzte. In diesem Zusammenhang wurde 1920 gegen Wagner-Jauregg und u.a. gegen ihn Vorwürfe wegen der Anwendung elektrischer Zwangstherapien erhoben und durch die Kommission zur Erhebung militärischer Pflichtverletzungen eine Untersuchung gegen ihn durchgeführt. 1919 veröffentlichte er zu diesem Thema noch „Kriegsneurose und Psychogenie. Bemerkungen zum Aufsatz von Dr. August Richter“.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau und Ärztin Amalie Mela Pappenheim reiste er im August 1920 als Mitglied der Repatriierungskommission für österreichische Kriegsgefangene in Russland nach Moskau.[6]

Von 1922 bis 1933 war er als Vorstand der neurologischen Abteilung am städtischen Versorgungsheim der Gemeinde Wien und im selben Zeitraum als Primararzt an der neurologischen Abteilung des Versorgungsheimes der Stadt Wien-Lainz tätig.[7] 1924 erhielt Pappenheim den Titel eines a.o. Professors verliehen.[8] Hier veröffentlichte er u.a. 1922 „Die Lumbalpunktion: Anatomie, Physiologie, Technik, Untersuchungsmethoden, diagnostische und therapeutische Verwertung“, 1923 „Neueres über Lumbalpunktion“, oder 1925 gemeinsam mit Otto Marburg (1874-1948) „Syphilitische Parkinsonismus“. 1926 erschien von ihm „Allgemeine Grundlagen der Reflexologie des Menschen : Leitfaden für das objektive Studium der Persönlichkeit“, und 1930 „Neurosen und Psychosen der weiblichen Generationsphasen

Daneben wirkte Pappenheim als Sachverständiger und als Gerichtspsychiater beim Landesgericht für Strafsachen in Wien, sowie als Referent im Radio Wien, an Wiener Volksbildungsorganisationen und wissenschaftlichen Vereinigungen. 1930 organisierte er in Wien die internationale Tagung für angewandte Seelenkunde im Rahmen der Tagung für Kulturforschung[9] und 1932 sprach er sich vor der Gesellschaft der Ärzte in Wien für eine umfassende Reform und Modernisierungen der psychiatrischen Anstalten in Österreich aus.[10] Zuvor hatte er bereits 1927 seine Vorstellungen dazu im Aufsatz „Über die sogenannte verminderte Zurechnungsfähigkeit im Strafgesetzentwurf“ publiziert. Im selben Jahr gehörte er zu den Unterzeichnern eines Protesttelegramms gegen Misshandlung und Hinrichtungen politischer Gefangener in Ungarn und Bulgarien,[11] und 1929 setzte er sich gemeinsam mit Sigmund Freud u.a. für die Freilassung der politischen Häftlinge in Rumänien ein.[12] Im März 1929 nahm er am Internationalen Antifaschistenkongress in Berlin teil.

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947, Government of Palestine, Department of Immigration, Pappenheim Martin.

Ende 1933 folgte er einer für ein halbes Jahr anberaumten Berufung nach Tel Aviv zur Gründung einer modernen Nerven-Heilanstalt. Wegen seiner exponierten Stellung innerhalb der österreichischen Sozialdemokratie kehrte er nach den Februarkämpfen 1934 nicht mehr nach Österreich zurück. Er führte in Tel Aviv eine private Arztpraxis, erhielt an der Universität Jerusalem eine Lehrkanzel,[13] und gehörte zu den Mitbegründern der „Vereinigung für psychische Hygiene Palästinas“. 1936 trat er für die eugenische Sterilisation geistig Behinderter ein.

Pappenheim wurde wegen seiner jüdischen Herkunft am 22. April 1938 seines Amtes an der Universität Wien enthoben. 1939 erhielt er die Staatsbürgerschaft Palästinas.

Martin Pappenheim verstarb am 22. November 1943 in Tel Aviv.

Von Martin Pappenheim besitzt die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin einen umfangreichen Bestand.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0573, Pappenheim Martin (Nationalien Datum: 1902/03).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-290a, Pappenheim Moriz (Rigorosen Datum: 9.5.1905).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0210, Pappenheim Martin (Promotion Datum: 18.5.1905).

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947, Government of Palestine, Department of Immigration, Pappenheim Martin.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938: Pappenheim Martin.

Eissler Kurt, Freud und Wagner-Jauregg vor der Kommission zur Erhebung militärischer Pflichtverletzungen, Wien 2006.

Mayer Gregor, Verschwörung in Sarajewo. Triumph und Tod des Attentäters Gavrilo Princip, Wien 1914.

Literatur:

Pappenheim, Martin: Über die Polynucleose im Liquor cerebrospinalis, insbesondere bei der progressiven Paralyse. (Mit einem Beitrag zur Kasuistik der Strangulationspsychosen) Aus der psychiatrischen Klinik in Heidelberg. Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie. Berlin: Julius Springer, Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pappenheim, Martin: Untersuchungen des Liquor cerebrospinalis bei der v. Wagnerschen Tuberkulinbehandlung der progressiven Paralyse. Sonderdruck aus: Jahrbücher für Psychiatrie und Neurologiel. Wien: Franz Deuticke 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pappenheim, Martin und Karl Grosz: Die Neurosen und Psychosen des Pubertätsalters. (=Zwanglose Abhandlungen aus den Grenzgebieten der Pädagogik und Medizin/1) Berlin: Springer 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-18581/1]

Pappenheim, Martin: Über Neurosen bei Kriegsgefangenen. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pappenheim, Marti: Liquorpolynukleose im Status epilepticus. Sonderdruck aus: Neurologisches Centralblatt. Leipzig: Veith & Comp. 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pappenheim, Martin: Kriegsneurose und Psychogenie. Bemerkungen zum Aufsatze von Dr. August Richter. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: 1919.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pappenheim, Martin: Die Lumbalpunktion. Anatomie, Physiologie, Technik, Untersuchungsmethoden, diagnostische und therapeutische Verwertung. Wien: Rikola 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8108]

Pappenheim, Martin: Neueres über Lumbalpunktion. Sonderdruck aus: Jahreskurse für ärztliche Fortbildung. München: J.F. Lehmanns Verlag 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pappenheim, Martin und Otto Marburg: Syphilitische Parkinsonismus. Aus der Neurologischen Abteilung des Wiener Versorgungskrankenhauses (Vorstand: Prof. Martin Pappenheim) und aus dem Neurologischen Institute der Wiener Universität (Vorstand: Prof. Otto Marburg) (Mit 3 Textabbildungen) Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie. Berlin: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bechterev, Vladimir Michailovič und Martin Pappenheim: Allgemeine Grundlagen der Reflexologie des Menschen. Leitfaden für das objektive Studium der Persönlichkeit. Leipzig, Wien: Deuticke 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12214]

Pappenheim, Martin: Neurosen und Psychosen der weiblichen Generationsphasen. (= Bücher der ärztlichen Praxis/26) Wien: Springer 1930.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21948/26]

Referenzen:

[1] (Neuigkeits) Weltblatt, 31.5.1910, S. 8.

[2] Neues Wiener Journal, 24.9.1913, S. 3.

[3] Neue Freie Presse, 16.4.1913, S. 9.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 3, 1928, S. 108.

[5] Neue Freie Presse, 23.9.1915, S. 1.

[6] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 22.8.1920, S. 8.

[7] Amtsblatt der Stadt Wien, Wien 1922, S. 710.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 41, 1924, Sp. 2159.

[9] Der Abend, 3.6.1930, S. 2.

[10] Neues Wiener Journal, 23.1.1932, S. 7.

[11] Die Rote Fahne, 30.3.1927, S. 4.

[12] Wiener Allgemeine Zeitung, 26.1.1929, S. 1.

[13] Neues Wiener Journal, 13.7.1934, S. 5.

Normdaten (Person): Pappenheim, Martin : BBL: 42676; GND: 1025029364;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 42676 (11.12.2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=42676

Letzte Aktualisierung: 2023 1211

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [255]: Rudolf Paul Königstein – Professor für Interne Medizin und Tropenkrankheiten, NS-Verfolgter

Rudolf Paul Königstein – Professor für Interne Medizin und Tropenkrankheiten, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 28.11. 2023

Keywords: Innere Medizin, Tropenkrankheiten, Primarius, Krankenhaus Wien-Lainz, Shanghai, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Rudolf Paul Königstein war der Sohn des Mediziners Robert Königstein und Marianne, geborene Riesz, und wurde am 10. Jänner 1915 in Wien geboren. Er war der Cousin von Professor Hans Königstein.

Nachdem er im Juni 1933 die Matura abgelegt hatte, studierte Königstein an der Universität Wien Medizin und war im Sommersemester 1938 im 10. Semester inskribiert. Am 7. März 1938 bekam er das Absolutorium ausgestellt. Schon seit 1. April 1936 war er als „Demonstrator“ am Institut für medizinische Chemie bei Professor Otto Fürth (1867-1938) als Mitarbeiter tätig. Für das Sommersemester 1938 erhielt er im Rahmen des Numerus clausus für jüdische Studierende die Zulassung zum Studium bis zum Semesterende, sein Studium konnte er jedoch nicht mehr abschließen. Als Mitarbeiter der Fakultät erfolgte schon am 31. März 1938 seine Entlassung.

Rudolf Paul Königstein, zirka 1955: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Ärztekammer Wien, A1, Personalakten, Königstein Rudolf.

Königstein gelang wie seinem Vater Robert die Flucht nach Shanghai. Hier setzte er sein Medizinstudium an der St. John’s University fort, promovierte am 31. Mai 1941, und arbeitete danach bis 1945 als Laborarzt im internationalen Ghetto Shanghais. Von 1946 bis 1951 war er als Arzt in Hangzhou an der anglikanisch-neuseeländischen Mission tätig. 1951 emigrierte er im Zuge der Indoktrinierungskampagne Maos nach Wien, wo er jene Prüfungen zum letzten Rigorosum nachholte, die er im Sommersemester 1938 nicht mehr absolvieren konnte. Sein in Shanghai erworbenes Doktorat wurde am 15. Dezember 1951 von der Universität Wien nostrifiziert, mit 1. Juni 1955 bekam er die Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin. Königstein arbeitete in den folgenden Jahren als Assistent und Oberarzt an der III. medizinischen Abteilung (Stoffwechselabteilung) des Krankenhaus Wien-Lainz, später erfolgte seine Ernennung zum Primarius des Altersheimes in Lainz.

Hier publizierte er 1952 „Die medizinische Entwicklung in China“ und „Fortschritte auf dem Gebiet der Malariaforschung“, sowie 1967 „Diabetes mellitus und Saluretika“.

Im Februar 1969 habilitierte er sich zum Privatdozenten und bekam die Lehrbefugnis für Interne Medizin verliehen und im Juli 1976 erhielt er den Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors für Interne Medizin und Tropenkrankheiten an der Universität Wien verliehen. Am 31. Oktober 1979 ging er als Primarius in Pension und führte danach seine private Arztpraxis, die er seit 1963 betrieb, weiter. Er verstarb am 15. Juli 1985 in Wien.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, 1915, Königsstein Paul Rudolf.

AUW, Nationalen MED 1937-1938, Rektorat, Zl. 680 I/1937/38, Königstein Rudolf Paul.

WStLA, Ärztekammer Wien, A1, Personalakten, Königstein Rudolf.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938, Königstein Rudolf.

Friedhofsdatenbank Wien, Königstein Rudolf Paul.

Literatur:

Königstein, Paul Rudolf: Die medizinische Entwicklung in China. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Hollinek 1952.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21636]

Königstein, Paul Rudolf: Fortschritte in der Malariaforschung. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Brüder Hollinek 1952.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 24307]

Königstein, Rudolf Paul: Diabetes mellitus und Saluretika. Stuttgart: G. Thieme 1967.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-25374]

Normdaten (Person): Königstein, Rudolf: BBL: 42616; GND: 1311716122;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 42616 (28.11.2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=42616

Letzte Aktualisierung: 2023 11 28

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [253]: Hans Königstein – Dermatologe, NS-Verfolgter

Hans Königstein – Dermatologe, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 20.11.2023

Keywords: Hans (Johannes) Königstein, Dermatologe, Rothschild-Spital, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien, Jerusalem

Hans (Johannes) Königstein wurde am 2. September 1878 als Sohn des Mediziners Leopold Königstein und Henriette Leontine, geborene Héndlé, in Wien geboren. Er war seit 1912 mit Anna Catharina Wilhelmine Johanna Josefa Franziska Dukat (8.3.1882) verheiratet, mit der er die drei Kinder Josef (18.1.1913 Wien, gest. 1.3.1994 Pennsauken, New York/USA), Henriette (23.2.1915 Wien, 1938 Studentin) und Leopold (*15.1.1918 Wien, studierte 1938 Medizin) hatte.

Königstein studierte in Bern und an der Universität Wien Medizin, wo er am 22. Juli 1903 promovierte. 1903 publizierte er am I. Anatomischen Institut „Notitz zu einer Cetaceenlunge (Delphinus delphis) mit 2 Abbildungen“ und „Die Function der Muskulatur in der Amphibienlunge. 1. Anatomischer Theil“. 1906 veröffentlichte er am Physiologischen Institut „Über das Schicksal der nicht-ejakulierten Spermatozoen“ und 1907 „Die Veränderungen der Genitalschleimhaut während der Gravidität und Brunst bei einigen Nagern

Nach Abschluss seines Studiums arbeitete Königstein an der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten im Allgemeinen Krankenhaus unter dem Vorstand Professor Salomon Ehrmann (1854-1926). Hier erschienen von ihm 1909 die Arbeiten „Über postmortale Pigmentbildung“, 1910 „Ueber die Beziehungen gesteigerter Pigmentbildung zu den nebennieren“ sowie „Sensibilitätsstörung bei Vitiligo“ und 1911 „Über Neurosen der Hautgefäße“.

Foto: Hautarzt 5, 1954, S. 336

Begründer und Leiter der dermatologischen Abteilung im Rothschild-Spital

Seit 1912 leitete er das von ihm eingerichtete dermatologische Ambulatorium im Rothschild-Spital, ein Jahr später erfolgte seine Ernennung zum Privatdozenten für Geschlechts- und Hautkrankheiten an der Universität Wien.[1] Während des Ersten Weltkrieges war Königstein im k.u.k. Reservespital Nyitramolnos (heute: Nitra, Slowakei) stationiert, und publizierte aus der Zentralstelle für venerische Erkrankungen des Militärkommandos Pozsony 1917 über „Liquoruntersuchungen im Sekundärstadium der Lues“. Im selben Jahr bekam er das Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens mit der Kriegsdekoration verliehen.[2] 1916 veröffentlichte er den Aufsatz „Über Analogien zwischen Granulationsgeschwülste der Haut“.[3]

1918 verfasste er die Arbeit „Bedeutung der Konstitution für den Verlauf der Syphilis“, die an der dermatologischen Abteilung des AKH in Wien und am dermatologischen Ambulatorium des Rothschild-Spitales entstand. 1920 publizierte er gemeinsam mit Ernst Spiegel (1895-1985) „Zur Pathologie des Nervensystems im frühen Sekundärstadium der Syphilis“ und 1929 „Konstitution und Syphilis“. 1924 erschien von ihm der „Beitrag zu den Beziehungen zwischen Entzündungen und Nervensystem“,[4] ein Jahr darauf nahm er am Dermatologen-Kongress in Dresden teil.[5]

1927 erfolgte seine Ernennung zum Titularprofessor. Königstein war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, in der er 1912 zum Schriftführer im Vorstand gewählt wurde.[6]

Neben seinen regelmäßigen Vorträgen in der Gesellschaft der Ärzte und der Dermatologischen Gesellschaft in Wien referierte Königstein in den 1920er und 1930er Jahren in weiteren wissenschaftlichen Vereinen, darunter in der Gesellschaft für Soziologie und Anthropologie der Juden, als auch in Wiener Volksbildungseinrichtungen[7] sowie in der Sendereihe „Stunde der Volksgesundheit“ im Radio Wien. In den 1930er Jahren unterstützte er den Verein Keren Kayemeth (Jüdischer Nationalfonds) und seit 1936 als Mitglied das Komitee für die Sicherheit und den Wiederaufbau Palästinas.[8] Wie sein Vater Leopold war auch er mit Sigmund Freud (1856-1939) befreundet, und wie sein Vater gehörte er als Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Gesellschaft an.[9] 1913 trat er der Freimaurerloge B’nai Brith ein.

Königstein und seine Familie wurden nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Ihm und seiner Ehefrau gelang 1939 die Flucht nach Palästina, wo er als Professor für Dermatologie am Hadassah Hospital der Hebrew University in Jerusalem arbeitete.

Er verstarb am 27. März 1954 in Tel Aviv-Yafo, Israel.

Seine Tochter Henriette (*8.2.1915), verheiratete Graffe, studierte 1938 an der Universität Wien Psychologie und Zoologie, war im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 8. Semester inskribiert, und hatte am 17. Februar 1938 das Rigorosum mit Auszeichnung bestanden. Nach dem „Anschluss“ kam es zum Abbruch des Prüfungsverfahren und zu ihrer Vertreibung von der Universität Wien. Ihr gelang die Flucht nach England. In dem von ihr ausgefertigten Fragebogen der Auswanderungsabteilung der IKG Wien, gab sie als Auswanderungsziel England und als Kontakt Sigmund Freud (dessen Adresse in England „noch nicht bekannt“) an. Nach dem Tod ihres Vaters übersiedelte ihre Mutter nach England, wo sie 1958 in Battersea verstarb.

Ihr Bruder Leopold Königstein (*15.1.1918 Wien) war im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 4. Semester inskribiert, auch er musste nach dem „Anschluss“ das Studium abzubrechen. Nachdem er von der Universität Wien vertrieben worden (Abgangszeugnis: 13. Mai 1938), erhielt er am 14. September 1938 vom US-Konsulat in Wien ein Einreisevisum für die USA. Am 25. September 1938 flüchtete er mit der SS Paris von Le Havre in Frankreich in die USA und erreichte am 1. Oktober 1938 New York City. Zwischen Februar 1939 bis Juli 1941 setzte er sein Medizinstudium an der Pennsylvania State University in State College fort, bekam danach eine befristete Anstellung in New York, trat im Jänner 1942 in die US-Army ein und diente bis 20. Februar 1946 – davon zwischen Juni 1945 und Februar 1946 in Europa. Im Oktober 1943 bekam er die US-Staatsbürgerschaft und änderte seinen Namen in Leo Kingston. Er lebte später in Pennsylvania und heiratete Doris J. Schambelan. Er starb am 16. Jänner 1993.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, 1878, Königsstein Johannes.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0526, Königstein Johann (Nationalien Datum: 1898/99).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-1332, Königstein Johann (Promotion Datum: 22.7.1903).

UAW, Med. Fak., Personalakten, MED PA 877 Königstein, Hans, 20. Jh. (Personalakt)

Leopold Arzt, In Memoriam Hans Königstein, in: Hausarzt 5, 1954, S. 336.

UAW, Nationale MED 1937-1938, Königstein Leopold.

New York, New York Passenger and Crew Lists, 1909, 1925-1957, vol 13408-13409, Sep 30, 1939, NARA microfilm publication T715 (Washington, D.C.: National Archives and Records Administration, n.d.), Königstein Leopold.

United States World War II Army Enlistment Records, 1938-1946, Leo Kingston, enlisted 23 Jan 1942, Cp Upton, Yaphank, New York, United States; Electronic Army Serial Number Merged File, ca. 1938-1946, The National Archives: Access to Archival Databases (AAD) NARA NAID 1263923, National Archives at College Park, Maryland.

Auswanderungsabteilung der IKG Wien, Königstein Henriette.

Gedenkbuch der Universität Wien: Königstein Henriette, Königstein Leopold (Kingston).

Literatur:

Königstein, Hans: Notitz zu einer Cetaceenlunge (Delphinus delphis) mit 2 Abbildungen. Aus dem I. anatomischen Institut (Hofrat Prof. E. Zuckerkandl) in Wien. Sonderdruck aus: Anatomischer Anzeiger. Jena: Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Königstein, Hans: Die Function der muskulatur in der Amphibienlunge. 1. Anatomischer Theil (hierzu Tafel III). Aus dem I. anatomischen Institut in Wien (Hofrath Prof. E. Zuckerkandl). Sonderdruck aus: Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere. Bonn: Verlag von Emil Strauss 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Königstein, Hans: Über das Schicksal der nicht-ejakulierten Spermatozoen (hierzu Tafel I.). Aus dem physiologischen Institute der Universität Wien. Sonderdruck aus: Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere. Bonn: Verlag von Martin Hager 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Königstein, Hans: Die Veränderungen der Genitalschleimhaut während der Gravidität und Brunst bei einigen Nagern. Aus dem physiologischen Institute der Universität Wien. Sonderdruck aus: Archiv für die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere. Bonn: Verlag von Martin Hager 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Königstein, Hans: Über postmortale Pigmentbildung. Sonderdruck aus: Münchener medizinische Wochenschrift. München: Lehmann 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Königstein, Hans: Ueber die Beziehungen gesteigerter Pigmentbildung zu den Nebennieren. Aus der Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des allg. Krankenhauses in Wien (Vorstand: a.O. Prof. S. Ehrmann). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Königstein, Hans: Sensibilitätsstörung bei Vitiligo. Aus der II. Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: a.o. Prof. S. Ehrmann). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Druck von Bruno Bartelt 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hess, Leo und Hans Königstein: Über Neurosen der Hautgefäße. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Braumüller 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 23262]

Königstein, Hans und Paul Goldberg: Liquoruntersuchungen im Sekundärstadium der Lues. Aus der Zentralstelle für venerische Erkrankungen des Militärkomando Pozsony, k.u.k. Reservespital Nyitramolnos (Spitalskommandant: Oberstabsarzt I. Kl. Dr. Desiderius v. Tornay). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Königstein, Hans: Bedeutung der Konstitution für den Verlauf der Syphilis. Aus der dermatologischen Abteilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses (Vorstand: Professor Dr. S. Ehrmann) und aus dem dermatologischen Ambulatorium des Rothschild-Spitales. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts- Buchhändler 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Königstein, Hans und Ernst Spiegel: Zur Pathologie des Nervensystems im frühen Sekundärstadium der Syphilis. I. Mitteilung. Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesammte Physiologie des Menschen und der Thiere. Leipzig: Druck der Spamerschen Buchdruckerei 1920.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Königstein, Hans und Leopold Wertheim: Konstitution und Syphilis. Sonderdruck aus: Handbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten. Berlin: Verlag von Julius Springer 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 2.9.1913, S. 391.

[2] Neue Freie Presse, 9.1.1918, S. 7.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 28, 1916, Sp. 1060-1062.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 52, 1924, Sp. 2802-2805.

[5] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 1.10.1925, S. 34.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 16, 1912, Sp. 1088.

[7] Kleine Volks-Zeitung, 13.11.1935, S. 8.

[8] Der Tag, 3.1.1936, S. 8.

[9] Minutes of the Vienna Psychoanalytic Society, Bd. 1, 1906-1908, 1962, S. 391.

Normdaten (Person): Königstein, Hans: BBL: 42533; GND: 128227605;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 42533 (16.11.2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=42533

Letzte Aktualisierung: 2023 11 20

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [251]: Leopold Königstein – Ophthalmologe an der Wiener Allgemeinen Poliklinik und im Allgemeinen Krankenhaus Wien

Leopold Königstein – Ophthalmologe an der Wiener Allgemeinen Poliklinik und im Allgemeinen Krankenhaus Wien

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 13.11.2023

Keywords: Leopold Königstein, Ophthalmologe, Wiener allgemeinen Poliklinik, Allgemeines Krankenhaus Wien, Ärzteverein Wien Innere Stadt, Medizingeschichte, Wien

Leopold Königstein wurde am 26. April 1850 als Sohn des Volksschuldirektors Markus Königstein (1798-?) und Rosa, geborene Siebenschein (1812-?) in Bisenz in Mähren (heute: Bzenec/Tschechien) geboren. 1875 heiratete er die Wiener Hof-Juwelier-Tochter Henriette Leontine Hendle (1854-1903), mit der er die beiden Kinder, den Mediziner Hans Königstein (1878-1960) und Lilli Mina (1876-1904), die mit dem Arzt Moriz Teich verheiratet war, hatte. Sein Enkelkind war der Mediziner Leopold Königstein (1918-1993) und seine beiden Neffen die Mediziner Josef Josua Königstein (1865-1937) und Robert Königstein (1877-1958).

Nachdem Königstein 1867 in Wien zunächst das Akademische- und danach das Piaristen-Gymnasium besucht hatte, studierte er an der Universität Wien Medizin und promovierte am 16. Mai 1873. Im August 1873 wurde er als Oberarzt dem Reservestand des Infanterieregiments von Rupprecht Nr. 40 zugeteilt,[1] 1882 erfolgte seine Ernennung zum Regimentsarzt des schlesischen Landwehr-Infanterie-Bataillons Teschen Nr. 10.[2]

Königstein legte während seiner beruflichen Laufbahn zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten vor. Zunächst trat er nach seiner Promotion in die Augenkliniken im Allgemeinen Krankenhaus in Wien ein, und arbeitete zuerst bei Ferdinand von Arlt (1812-1887), Eduard Jäger von Jaxtthal (1818-1884) und danach bei Carl Stellwag von Carion (1823-1904). Daneben war er bei Ernst Wilhelm von Brücke (1819-1902) am physiologischen Institut tätig, wo er u.a. 1875 „Das Verhältnis der Nerven zu den Hornhautkörperchen“, „Beobachtungen über die Nerven der Cornea und ihre Gesetze“ und 1877 „Beobachtungen über die Nerven der Cornea und ihre Gefässe“ publizierte. 1875 eröffnete er eine Arztpraxis in Wien 2, Praterstraße 39, die er 1878 nach Wien 1, Rotenturmstraße 22 verlegte, und zuletzt in Wien 1, Georg-Coch-Platz 3 führte.

Augenabteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien

Ab 1876 gehörte er als Assistent von Jakob Hock (1831-1890) der Augenabteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien an, wurde zunächst dessen stellvertretender Leiter und zuletzt zwei Jahre lang provisorischer Vorstand der Abteilung. 1877 veröffentlichte er hier u.a. „Ist die parenchymatöse Netzhautröthung und Cerebralröthung Jäger’s identisch mit dem Boll’schen Sehroth?: kann das Seeroth (Netzhautpurpur) mit dem Augenspiegl wahrgenommen werden?“. 1881 erfolgte nach seiner Habilitation im Fach Augenheilkunde seine Ernennung zum Privat-Dozenten,[3] 1900 erhielt er den Titel eines a.o. Professors verliehen.[4]

Königstein Leopold: Ärztliche Standeszeitung. Festnummer zu Ehren des 60. Geburtstages des Herrn Professor Dr. Leopold Königstein, Wien 1910.

Augenambulatorium des Verbandes der Krankenkassen in Wien

Neben seiner Lehrtätigkeit an der Poliklinik hielt er Vorlesungen und Kurse im Allgemeinen Krankenhaus in Wien und leitete bis zu seinem Tod 1924 das Augenambulatorium des Verbandes der Krankenkassen in Wien.

Zu seinen weiteren Arbeiten gehören der 1883 veröffentlichte Aufsatz „Die Anomalien der Refraction und Accommodation. Praktische Anleitung zur Brillenbestimmung“, „Die Antiseptik in der Augenheilkunde“ (Centralblatt für die gesammte Therapie, o.J.) oder der 1889 erschienene Artikel „Praktische Anleitung zum Gebrauch des Augenspiegels“. Im selben Jahr publizierte er noch die Arbeit „Die Behandlung der häufigsten und wichtigsten Augenkrankheiten 1. Krankheiten der Lider und der Bindehaut“ und 1892 unter demselben Titel zu „Krankheiten der Sklera, Iris und des Ciliarkörpers“. Insgesamt gab er unter dem Titel „Die Behandlung der häufigsten und wichtigsten Augenkrankheiten“ zwischen 1889 und 1993 vier Hefte heraus. 1891 veröffentlichte er den Aufsatz „Ueber Skiaskopie“ und zuletzt 1918 die Arbeit „Einiges über Trachom“.[5]

Weitere Arbeiten finden sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

1889 unternahm er auf Aufforderung der Statthalterei in Wien und auf den 1888 gestellten Antrag des Armen-Augenarztes Hans Adler (1843-1923) eine Studie zu Maßnahmen zu Vorkehrungen gegen das Auftreten der Augenblennorrhoe bei neugeborenen Kindern, an der 2500 Kinder teilnahmen. 1890 hielt er über deren Ergebnisse einen Vortrag vor dem Verein des Unterstützungsvereins für Hebammen in Wien unter dem Titel „Ueber Pflege der Augen der Neugeborenen“.[6] 1889 und in der 2. Auflage 1895 publizierte er die Monografie „Praktische Anleitung zum Gebrauche des Augenspiegels“. Lexikalische Arbeiten finden sich von ihm im „Diagnostischen und therapeutischen Lexikon“ sowie in dem von Albert Eulenburg (1840-1917) herausgegebenen „Real-Encyclopädie der gesammten Heilkunde“.

Königstein entdeckte unabhängig von Carl Koller die Lokalanästhesie mit Kokain bei Eingriffen am Auge, außerdem befasste er sich mit Biologie und Pathologie der Augenlinse.

Neben seiner seit 1880 bestehenden ordentlichen Mitgliedschaft bei der Gesellschaft der Ärzte in Wien,[7] war er noch Mitglied des Wiener Medicinischen Clubs, bei dem er zeitweise den Vorsitz führte und regelmäßig als Referent auftrat, und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Königstein, der sich vehement für die Errichtung der Ärztekammern einsetzte, engagierte sich in zahlreichen Standesorganisationen der Ärzt:innen, wie im Niederösterreichischen Ärzteverein, wo er 1880 in der Sektion Wien zum Schriftführer gewählt wurde,[8] im Ärztlichen Verein des 1. Bezirks in Wien, zu dessen Obmann er 1904 gewählt wurde, als Vorstandsmitglied der Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte in Wien, als Delegierter des Reichsverbandes der österreichischen Ärzteorganisationen, und als Vorstandsmitglied des Ärztlichen Zentral-Spar- und Kredit-Institutes. Er gehörte weiters als Mitglied der Österreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums und der Freimaurerloge B’nai Brith an und war für den Verein „Arbeit zur Förderung der Jugenderziehung“ tätig, der auch Eugenie Schwarzwald, Berta Frankl-Scheiber (1863-1942) und der Bibliothekar Salomon Frankfurter (1856-1941) angehörten.[9]

Weiters war er in humanitären Institutionen wie dem „Unterstützungsverein für verarmte Rigorosanten“ engagiert und im Vorstand des „Vereins zur Unterstützung mittelloser israelitischer Studierender in Wien“ und der „Baronin Hirsch-Stiftung“ aktiv. Er gehörte jenem Personenkreis an, der sich 1905 öffentlich für die Opfer der Pogrome in Russland einsetzten und 1921 auf die Pogrome in der Ukraine aufmerksam machten.

Während des Ersten Weltkrieges arbeitete er im Reservespital Nr. 1 in Wien, wo er im Mai 1918 mit dem Offiziersehrenzeichen ausgezeichnet wurde.[10]

Königstein verstarb am 2. Januar 1924 in Wien.

Neue Freie Presse, 3.1.1924, S. 18.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-178b, Königstein Leopold (Rigorosum Datum: 1872).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 182-16, Königstein Leopold (Promotion Datum: 16.5.1873).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, S 304 Personalblätter, Senat S 304.633 Königstein, Leopold (26.04.1850-02.01.1924; Augenheilkunde).

Ärztliche Standeszeitung. Organ für die wirtschaftlichen Interessen des ärztlichen Standes, für soziale und praktische Medizin. Nr. 9, Festnummer zu Ehren des 60. Geburtstages des Herrn Professor Dr. Leopold Königstein, Wien 1910.

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Königstein Leopold.

Literatur:

Königstein, Leopold: Beobachtungen über die Nerven der Cornea und ihre Gefässe. Aus dem physiologischen Institute der Wiener Universität. Sonderdruck aus: Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, III. Abtheilung. Wien: Druck der k.k. Hof- und Staatsdruckerei 1877.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Königstein, Leopold: Ist die parenchymatöse Netzhautröthung und Cerebralröthung Jäger’s identisch mit dem Boll’schen Sehroth? Kann das Seeroth (Netzhautpurpur) mit dem Augenspiegl wahrgenommen werden? Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien: Urban & Schwarzenberg 1877.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Königstein, Leopold: Die Anomalien der Refraction und Accommodation. Praktische Anleitung zur Brillenbestimmung. Wien: Braumüller 1883.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 46210]

Königstein, Leopold: Praktische Anleitung zum Gebrauch des Augenspiegels. Wien: Urban & Schwarzenberg 1889.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31919]

Königstein, Leopold: Die Behandlung der häufigsten und wichtigsten Augenkrankheiten. 1: Krankheiten der Lider und der Bindehaut. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1889.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Königstein, Leopold: Die Behandlung der häufigsten und wichtigsten Augenkrankheiten. 3: Krankheiten der Sklera, Iris und des Ciliarkörpers. Mit 6 Abbildungen im Texte. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1892.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Königstein, Leopold: Ueber Skiaskopie. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien: Druck von Gottlieb Gistel & Comp. 1891.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener Zeitung, 8.8.1873, S. 3.

[2] Wiener Allgemeine Zeitung, 6.11.1882, S. 7.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 31, 1881, Sp. 903.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 36, 1900, Sp. 1728.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 11, 1918, Sp. 449-454; Nr. 12, 1918, Sp. 507-512.

[6] Hebammen-Zeitung, 15.2.1890, S. 18-21.

[7] Neue Freie Presse, 23.3.1880, S. 1.

[8] Wiener Allgemeine Zeitung, 23.12.1880, S. 5.

[9] Die Zeit, 28.2.1905, S. 13-14.

[10] Die Zeit, 10.5.1918, S. 5.

Normdaten (Person): Königstein, Leopold: BBL: 42512; GND: 117529192;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 42512 (13.11.2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=42512

Letzte Aktualisierung: 2023 11 13

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [250]: Hermann Friedrich Grünwald – Internist, NS-Verfolgter

Hermann Friedrich Grünwald – Internist, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 06.11.2023

Keywords: Hermann Friedrich Grünwald, Internist, Allgemeine Poliklinik Wien, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte, Wien

Hermann Friedrich Grünwald wurde als Sohn des aus Kaschau in Ungarn (heute: Kosice/Slowakei) stammenden Rechtsanwalts Dr. Ludwig Grünwald (-1910), und Regine, geborene Weinberg, am 29. Jänner 1880 in Wien geboren. Seit 1911 war er mit Benita Liss (*24.10.1879 Wien) verheiratet.

Grünwald studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 21. Dezember 1904. Danach arbeitete er an der der II. Medizinischen Klinik bei Professor Edmund Neusser (1852-1912) und bei Dietrich Gerhardt (1866-1921) in Basel. Zuletzt gehörte er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Assistent des Professors und Vorstandes der neurologischen Abteilung, Lothar von Frankl-Hochwart (1862-1914), dem Personalstand der Allgemeinen Poliklinik in Wien an.

Grünwald publizierte bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges, beginnend 1903 mit der Arbeit „Zur vergleichenden Anatomie der Kleinhirnarme“ aus dem Institut für Anatomie und Physiologie des Centralnervensystems in der Zeitschrift „Arbeiten aus dem Neurologischen Institut an der Universität Wien“. In derselben Schriftenreihe erschien von ihm 1907 „Zur Frage des Bromgehaltes im Epiletikergehirne“.

Am Pharmakologischen Institut der Universität Wien publizierte er 1908 „Über die Lebenswichtigkeit der Chloride für den Organismus“, 1909 „Beiträge zur Physiologie und Pharmakologie der Niere“ und  „Zur Kenntnis des Pikrotoxins und seiner Beziehungen zum autonomen Nervensystem“, 1912 „Zur Frage der Digitalisspeicherung im Herzen“ und o.J. „Über Scillaren. Nach Versuchen am isolierten Froschherzen

Aus seiner Tätigkeit am Chemischen Laboratorium der Allgemeinen Poliklinik in Wien erschien von ihm 1907 „Zur Frage des Blutnachweises in den Fäces“.

An der II. Medizinischen Klinik veröffentlichte er 1905 die Arbeit „Zur Frage der medikamentösen Beeinflussung nephritischer Albuminurien“, 1906 „Beiträge zu funktionellen Nierendiagnostik“, 1909 gemeinsam mit Karl Stejskal (1872-1945) „Ueber die Abhängigkeit der Kampfer-Glukuronsäurepaarung von der normalen Funktion der Leber“ und 1910 „Über die Abhängigkeit des Glykogengehaltes der Leber von der Nierenfunktion“. An der Medizinischen Klinik in Basel verfasste er die Studie „Zur Kenntnis der Thrombose der Arteria profundus/a cerebri

Im Ersten Weltkrieg war Grünwald in Przemysl als Landsturmarzt stationiert und geriet nach der Belagerung und Eroberung der Festungsstadt im April 1915 in russische Kriegsgefangenschaft,[1] aus der er 1920 nach Wien zurückkehrte.[2] Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er bis 1938 als Facharzt für Innere Medizin in Wien 8, Piaristengasse 56.

Hermann Friedrich und Benita Grünwald waren wegen ihrer jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Hermann Friedrich Grünwald verstarb am 10. Mai 1942 und seine Ehefrau Benita am 6. April 1942 in einer sogenannten Sammelwohnung in Wien 2, Praterstraße 13/26 vor ihrer Deportation.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1880, Grünwald Hermann Friedrich.

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1879, Liss Benita.

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1911, Grünwald Hermann Friedrich, Liss Benita.

UAW, Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0561, Grünwald Hermann Friedrich (Nationalien Datum: 1902/03).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign., 190-0126, Grünwald Hermann Friedrich (Promotion Datum: 21.12.1904).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 19.283, Grünwald Hermann Friedrich.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Grünwald Hermann Friedrich und Benita

Friedhofsdatenbank der IKG Wien: Grünwald Hermann Friedrich , Benita.

Literatur:

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur vergleichenden Anatomie der Kleinhirnarme. Sonderdruck aus: Arbeiten aus dem Neurologischen Institut an der Wiener Universität. Leipzig, Wien: Deuticke 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 22965]

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur Frage des Bromgehaltes im Epileptikergehirne. Festschrift. Sonderdruck aus: Arbeiten aus dem Neurologischen Institute. Wien, Leipzig: Franz Deuticke 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Über die Lebenswichtigkeit der Chloride für den Organismus. Aus dem pharmakologischen Institut in Wien. Sonderdruck aus: Zentralblatt für die Physiologie. Wien: k.u.k. Hofdruckerei Carl Fromm 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Beiträge zur Physiologie und Pharmakologie der Niere. Aus dem pharmakologischen Institut zu Wien. Sonderdruck aus: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur Kenntnis des Pikrotoxins und seiner Beziehungen zum autonomen Nervensystem. Aus dem pharmakologischen Institut zu Wien. Sonderdruck aus: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Verlag von Leipzig: F.C.W. Vogel 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur Frage der Digitalisspeicherung im Herzen. Aus dem pharmakologischen Institut in Wien. Sonderdruck aus: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Über Scillaren. Nach Versuchen am isolierten Froschherzen. Ausgeführt mit Unterstützung der Fürst Liechtenstein-Spende. Aus dem Pharmakologischen Institut der Universität Wien. (Mit 7 Kurven). Sondredruck: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur Frage des Blutnachweises in den Fäces. Aus dem chemischen Laboratorium der Wiener Allgemeinen Poliklinik. Vorstand Prof. Dr. J. Mauthner. Sonderdruck aus: Zentralblatt für innere Medizin. Leipzig: Verlag von Breitkopf & Härtel 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur Frage der medikamentösen Beeinflussung nephritischer Albuminurien. Aus der II. medizinischen Klinik der Universität Wien. Vorstand: Hofrat Prof. v. Neusser). Sonderdruck aus: Zentralblatt für innere Medizin. [Leipzig]: 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Beiträge zur funktionellen Nierendiagnostik. Aus der II. medizinischen Klinik der Universität Wien (Vorstand: Hofrat Prof. v. Neußer). Sonderdruck aus: Deutsches Archiv für klinische Medizin. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Stejskal, Karl und Hermann Friedrich Grünwald: Ueber die Abhängigkeit der Kampfer-Glukuronsäurepaarung von der normalen Funktion der Leber. Aus der II. medizinischen Klinik in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich : Über die Abhängigkeit des Glykogengehaltes der Leber on der Nierenfunktion. Sonderdruck aus: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur Kenntnis der Thrombose der Arteria profundus/a cerebri. Aus der medizinischen Klinik in Basel. (Mit 2 Abbildungen). Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Neue Freie Presse, 13.5.1915, S. 6.

[2] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 21.11.1920, S. 11.

Normdaten (Person): Grünwald, Hermann Friedrich: BBL: 42429; GND: 1308366825;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 42429 (06.11.2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=42429

Letzte Aktualisierung: 2023 11 06

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [246]: Wilhelm Taussig – Mediziner in der Revolution 1848, Arzt der Allgemeinen Kranken- und Lebens-Versicherungsgesellschaft „Austria“ und Armenarzt der Israelitischen Kultusgemeinde Wien

Wilhelm Taussig – Mediziner in der Revolution 1848, Arzt der Allgemeinen Kranken- und Lebens-Versicherungsgesellschaft „Austria“ und Armenarzt der Israelitischen Kultusgemeinde Wien

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 02.10.2023

Keywords: Wilhelm Taussig, Revolution 1848, Allgemeines Krankenhaus Wien, Armenarzt, Israelitische Kultusgemeinde Wien, Allgemeine Kranken- und Lebens-Versicherungsgesellschaft „Austria“, Medizingeschichte, Wien

Wilhelm Wolf Taussig wurde am 2. April 1808 als Sohn von Marcus Taussig und Rosalie, geborene Ruberl, in Trebitsch in Mähren (heute Trebic/Tschechien), geboren. 1843 heiratete er Henriette Franziska Friedmann (1811-1870), mit der er die Kinder Cölestine (1845-1847), Charlotte (zirka 1846) und Manfred (1847-1855) hatte.

Taussig studierte zunächst in Prag und danach an der Universität in Wien Medizin, wo er das Studium am 5. August 1843 mit seiner Promotion abschloss. Danach arbeitete er im Allgemeinen Krankenhaus in der internen Abteilung als Sekundararzt und danach als leitender Arzt.

Der Titel seiner Dissertation lautete: Heilmittel der Natur aus dem Thierreiche, in Naturhistorischer, Historischer, Chemischer, Dynamischer, Pharmaceutischer und Katagraphologischer Hinsicht.

1844 berichtete er über die Blattern-Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien,[1] 1847 publizierte er über „Syphilis universalis sub forma phtiseos“.[2]

Seit spätestens 1844 war er Mitglied des Wiener Schutzvereines für aus Straf- und Verwahrungsorten entlassenen Personen,[3] in dessen Rahmen er unentgeltlich seine medizinische Behandlung in der Leopoldstadt in Wien zur Verfügung stellte. 1850 erfolgte seine Wahl in den Ausschuss des Vereins.[4] Als Mitglied der Medizinischen Fakultät engagierte er sich in deren Bibliothek.

Aktivist der Revolution von 1848 in Wien

Im März 1848 schloss sich Taussig der Revolution in Wien an, wurde Mitglied des medizinischen Korps, und von den Studenten der Universität Wien sowie der akademischen Legion in das Sicherheitskomitee entsandt. Im Konflikt mit Innenminister und Ministerpräsidenten Franz Xaver Freiherr von Pillersdorf (1786-1862) gelang ihm durch seine maßgebliche Intervention die angestrebte Auflösung der akademischen Legion zu verhindern. Im Mai 1848 übernahm er die Funktion eines provisorischen Sekretärs des Zentral-Komitees der gesamten Nationalgarde Wiens sowie die eines Ausschussmitgliedes im politischen Zentral-Komitee der gesamten Wiener Nationalgarde. Einen wesentlichen Einfluss übte er in der am 26. Mai 1848 erfolgten Konstituierung des unter dem Vorsitz von Adolf Fischhof (1816-1893) stehenden Sicherheits-Ausschusses (Ausschuss der Bürger, Nationalgarde und Studenten Wiens) aus, der das Sicherheits-Komitee ablöste. Ihm gehörte u.a. Moritz Kalazdy (1819-1875) an. Im Juni 1848 kandidierte er bei der Wahl für den sich konstituierenden Reichsrat.[5] Nach der Niederschlagung der Revolution kam er wegen des Vorwurfs aktiv an den Unruhen teilgenommen zu haben vor ein Kriegsgericht, das ihn aufgrund einer Zeugenaussage freisprach.

Nach dem Revolutionsjahr 1848 arbeitete er als praktischer Arzt in Wien Leopoldstadt, und widmete sich auch der Zoologie. 1856 nahm er am der 32. Versammlung der deutschen Naturforscher in Wien teil,[6] und im Dezember 1858 wurde er zum Armenarzt der Israelitischen Kultusgemeinde bestellt,[7] in dessen Funktion er bis zu seinem Tode tätig war. Weiters war er 25 Jahre lang ärztlicher Berater der allgemeinen Kranken- und Lebens-Versicherungsgesellschaft „Austria“, die er auch 1860 mitbegründet hatte.

Daneben wirkte er noch bis zu dessen Tod als Leibarzt seines Freundes aus den Tagen der Revolution von 1848, des Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung und späteren Abgeordneten des mährischen Landtages und des Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrates, Carl Giskra (1820-1879). Taussig war zuletzt in Wien 1, Rotenturmstraße 21 wohnhaft, wo er auch seine Arztpraxis hatte.

Er verstarb am 17. Juli 1889 in Wien.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll, Sign. 170-263r, Taussig Wilhelm (Rigorosen Datum: 1839).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokoll, Sign. 176-321, Taussig Wilhelm (Promotion Datum: 5.8.1843).

WStLA, Staatliche Gerichte Bezirksgericht Innere Stadt, 2.3.1.1b.A4.A280/1890, Verlassenschaft Taussig Wilhelm.

Literatur:

Taussig, Wilhelm: Heilmittel der Natur aus dem Thierreiche, in Naturhistorischer, Historischer, Chemischer, Dynamischer und Katagraphologischer Hinsicht. I. Abtheilung. Wien: Druck von Josef Stöckholzer v. Hirschfeld 1843.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29007]

[1] Notizen für praktische Ärzte über die neuesten Beobachtungen in der Medizin mit besonderer Berücksichtigung der Krankheitsbehandlung, 1848, S. 132.

[2] Österreichische medizinische Wochenschrift, Nr. 32, 1847.

[3] Wiener Zeitung, 20.5.844, S. 4.

[4] Wiener Zeitung, 22.6.1850, S. 14.

[5] Wiener Zeitung, 28.6.1848, S. 2.

[6] Wiener Mittheilungen, 13.10.1856, S. 4.

[7] Wiener Mittheilungen, 20.12.1858, S. 196.

Normdaten (Person): Taussig, Wilhelm: BBL: 42073; GND: 1304287262;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 42073 (02. 10. 2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=42073

Letzte Aktualisierung: 2023 10 02

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [241]: Rudolf Ritter von Aberle von Horstenegg – Orthopädische Chirurgie

Rudolf Ritter von Aberle von Horstenegg – Orthopädische Chirurgie

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 11.09.2023

Keywords: Rudolf Aberle, Rudolf Ritter von Aberle von Horstenegg, Chirurg, Orthopädie, Medizingeschichte, Wien

Aberle wurde am 6. Juli 1869 in Salzburg als Sohn des Arztes und Professors an der damals dort bestehenden Medizinischen Fakultät, Karl Aberle (1818-1892), und Amalie Stanke (1836-1915), geboren. Er war seit 1896 mit Berta Baumgartner verheiratet (1872-1957).

Nach Absolvierung der Matura am Schottengymnasium in Wien im Jahr 1889,[1] studierte er an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 27. Juli 1895 mit seiner Promotion ab.

Danach eröffnete er in Wien 1 seine Arztpraxis und arbeitete von Oktober 1895 bis März 1896 zunächst als Assistenzarzt-Stellvertreter und darauf von April 1896 bis Jänner 1897 als Aspirant an der III. Medizinischen Klinik bei Professor Leopold Schrötter (1837-1908). Von Jänner bis Juli 1897 gehörte er als Aspirant der Abteilung für Kinderkrankheiten von Professor Ferdinand Frühwald (1854-1908) und zwischen Oktober 1897 und September 1900 als Assistent der II. anatomischen Lehrkanzel von Professor Carl Toldt (1840-1920) an. Ab Oktober 1900 bis September 1902 arbeitete er als Operations-Zögling an der I. chirurgischen Klinik bei Professor Anton Eiselsberg (1860-1939) und seit Oktober 1902 zunächst als unbesoldeter Assistent und ab Oktober 1908 als 1. Assistent von Professor Adolf Lorenz (1854-1946) am k.k. Universitäts-Ambulatorium für orthopädische Chirurgie.

Hier publizierte er 1908 „Orthopädische Aufgaben des Schularztes“, im selben Jahr noch die Arbeiten „Über das modellierende Redressement des Klumpfusses Erwachsener“ und „Über die Wahl des Zeitpunktes zur Korrektur rachitischer Verkrümmungen“. Er war Mitwirkender in dem von Julius Hochenegg (1859-1940) herausgegebenen „Lehrbuch der speziellen Chirurgie für Studierende und Ärzte“ und in dem von Fritz Lang (1864-1952) 1914 herausgegebenen „Lehrbuch der Orthopädie“.

Am 24. Juni 1914 erfolgte seine Ernennung zum Privatdozent für Othopädie. Seine Habilitationsschrift lautete „Ueber Fettembolie nach orthopädischen Operationen“.

1915 hielt er in der Urania in Wien einen Vortrag zum Thema „Künstliche Gliedmaßen für Kriegsverwundete“,[2] des Weiteren gehörte er ab Februar 1915 dem Kuratoriums des Vereins „Die Technik für die Kriegsinvaliden“ an.[3]

Aberle verstarb am 18. Jänner 1916 in Wien.

Aberle Rudolf, Todesanzeige, Neue Freie Presse, 19.1.1916, S.18.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188-307, Aberle Ritter von Horstenegg Rudolf (Promotion Datum: 27.7.1895).

UAW, Med. Fakultät, Personalakten, MED PA 947 Rudolf Ritter Aberle von Horstenegg, 1898 (ca.)-1916 (ca.).

UAW, Rektorat, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe des Akademischen Senats, Personalblätter, Senat S 304.4 Aberle von Horstenegg, Rudolf Ritter von (06.07.1869-18.01.1916, Orthopädische Chirurgie).

Friedhofsdatenbank der Gemeinde Wien, Aberle Ritter von Horstenegg Rudolf.

Literatur:

Aberle, Rudolf von: Orthopädische Aufgaben des Schularztes. Aus den Verhandlungen der „Österreichischen Gesellschaft für Kinderforschung“ unter Vorsitz von Hofrat Prof. Dr. Th. Escherich im Jänner 1908. Sonderdruck aus: Monatsschrift für Gesundheitspflege. Wien: Im Selbstverlage des Verfassers 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Aberle, Rudolf von: Über das modellierende Redressement des Klumpfusses Erwachsener. Aus des Universitäts-Ambulatorium für orthopädische Chirurgie des Prof. Dr. A. Lorenz in Wien. Nach dem auf der 78. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte zu Stuttgart am 20. September 1906 in extenso gehaltenen Vortrage. Sonderdruck aus: Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Aberele, Rudolf von: Über die Wahl des Zeitpunktes zur Korrektur rachitischer Verkrümmungen. Aus dem Universitäts-Ambulatorium für orthopädische Chirurgie des Prof. Dr. A. Lorenz in Wien. Vortrag, gehalten auf der 79. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte zu Dresden am 17. September 1907. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, k. und k. Hofbuchhandlung 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Lehrbuch der speziellen Chirurgie für Studierende und Ärzte. Hg.: Julius von Hochenegg. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 67838]

Lehrbuch der Orthopädie. Hg.: Fritz Lange. Jena: Fischer 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21566]

[1] Jahresbericht Schottengymnasium Wien, Wien 1890, S. 76.

[2] Wiener Zeitung, 7.3.1915, S. 7.

[3] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 22.2.1915, S. 10.

Normdaten (Person): Aberle , Rudolf: BBL: 41874; GND: 136031218;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 41874 (11. 09. 2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41874

Letzte Aktualisierung: 2023 09 11

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [236]: Heinrich Kahane – Neurologe, Psychologe, Journalist, Übersetzer

Heinrich Kahane – Neurologe, Psychologe, Journalist, Übersetzer

Autor: Dr. Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 21. 08. 2023

Keywords: Heinrich Kahane, Psychologe, Psychotherapeut, Medizin-Journalist, Arzt, Wien, Medizingeschichte

Heinrich Hersch Wolf Kahane war der Bruder des Psychoanalytikers Max Kahane. Er wurde am 20. Juli 1862 als Sohn des Kaufmannes Philipp Pinkus Kahane (zirka 1843-1920) und Henriette, geborene Rosenheck (zirka 1839-1926) in Sereth in der Bukowina (heute: Sereth/Rumänien) geboren. 1888 heiratete er Sofie Seif.

Nachdem Kahane das k.k. Staats-Gymnasium in Wien Leopoldstadt absolviert hatte, studierte er an der Universität Wien Medizin und promovierte am 19. Juli 1886. 1887 erfolgte seine Ernennung im landwehrärztlichen Offizierskorps zum Assistenzarzt beim schlesischen Infanterie-Bataillon Nr. 10,[1] und 1890 zum Regimentsarzt des Landwehrbataillons Mährisch-Trübau Nr. 19.[2] Im November 1889 eröffnete er eine private Arztpraxis in Wien Neulerchenfeld in Ottakring.[3]

Kahane beschäftigte sich mit der Elektro-Diagnostik und der Elektro-Therapie sowie vermehrt mit psychotherapeutischen Themen. Darüber hinaus war er Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und populärwissenschaftlicher Artikel. 1901 trat er als Mitglied in den Wiener Journalisten- und Schriftstellerverein Concordia ein.[4]

Dubois‘sche psychotherapeutische Verfahren:

Kahane praktizierte und unterrichtete die vom Schweizer Psychiater und Psychotherapeuten Paul Charles Dubois (1848-1918) entwickelte Persuasionstherapie. 1913 bereitete er in einem von ihm geleiteten Komitee die Gründung eines eigenen Vereins zur Unterrichtung dieser Methode unter Kolleg:innen vor.[5]

1911 publizierte er die achtzigseitige Monografie „Der defekte Mensch. (Zwang und Drang in der psychischen Mechanik)“, 1912 die Arbeit „Grundzüge der Psychomechanik, 1: Die Autonomie der Seele“, den Aufsatz „Das psychagogische Heilverfahren“ und „Handbuch der therapeutischen Praxis in Einzeldarstellungen. Therapie der Nervenkrankenheiten, Band 1“, sowie 1913 über „Angstzustände“[6] und kurz vor dem Ersten Weltkrieg erschien von ihm noch die Monografie „Grundzüge der Psychologie für Mediziner“,[7] und der Aufsatz „Zwangsvorstellungen und ihre psychische Therapie“.[8]

Während des Ersten Weltkrieges erhielt er das Ehrenzeichen zweiter Klasse des Roten Kreuzes mit der Kriegsdekoration verliehen.[9] Zu seinen während des Krieges verfassten Arbeiten zählen die 1914 im Selbstverlag herausgegebene Schrift „Kriegsvormundschaft“, der Aufsatz „Über psychische Depressionen“,[10] der in der Neuen Freien Presse erschienene Artikel „Kriegshygiene“,[11] oder der 1915 publizierte Aufsatz im Neuen Wiener Journal über „Epidemieschutz“.[12]

1919 veröffentlichte er in der Wiener medizinischen Wochenschrift den Aufsatz „Über telepathische Therapie der Neurosen“,[13] und in der Zeitung Die Zeit den Artikel „Die Telepathie und ihre Anwendung“,[14] und 1923 in der Neuen Freien Presse den Artikel „Charaktertherapie“.[15]

Heinrich Kahane verstarb am 18. August 1924 in Baden bei Wien. Seine Ehefrau Sofie wurde wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt, und nach ihrer Überstellung aus dem Ghetto Theresienstadt in das KZ Auschwitz am 9. Mai 1944 ermordet.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0171, Kahane Heinrich (Nationalien Datum: 1882/83).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-191a, Kahane Heinrich (Rigorosum Datum: 1884).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-1865, Kahane Heinrich (Promotion Datum: 19.7.1886).

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Kahane Sofie (17.2.1867).

Literatur:

Kahane, Heinrich: Der defekte Mensch. (Zwang und Drang in der psychischen Mechanik) Wien: Szelinski 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 68943]

Kahane, Heinrich: Das psychagogische Heilverfahren. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Kahane, Heinrich: Die Zwangsvorstellungen und ihre psychische Therapie. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Braumüller 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 15300]

Referenzen:

[1] Internationale klinische Rundschau, 27.11.1887, Sp. 1563.

[2] Internationale klinische Rundschau, 30.11.1890, Sp. 2007.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 1889, Sp. 1987.

[4] Wiener Journalisten- und Schriftsteller-Verein „Concordia“. Rechenschafts-Bericht und Rechnungs-Abschlüsse für die Verwaltungs-Periode 1901, Wien 1902, S. 16.

[5] Wiener klinische Rundschau, Nr. 6, 1913, S. 94.

[6] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 13, 1913, S. 495-498.

[7] Neue Freie Presse, 17.5.1914, S. 38.

[8] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 14, 1914.

[9] Neue Freie Presse, 3.3.1916, S. 1.

[10] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 46, 1913, S. 1881-1885.

[11] Neue Freie Presse, 7.8.1914, S. 19.

[12] Neues Wiener Journal, 9.1.1915, S. 4-5.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 26, 1919, Sp. 1289-1292.

[14] Die Zeit, 19.6.1919, S. 4.

[15] Neue Freie Presse, 14.9.1923, S. 11.

Normdaten (Person): Kahane, Heinrich: BBL: 41692; GND: 125782411;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 41692 (21. 08. 2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41692

Letzte Aktualisierung: 2023 08 21

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [234]: Otto von Fürth – Pharmakologe, Biochemiker und Physiologe, NS-Verfolgter

Otto von Fürth – Pharmakologe, Biochemiker und Physiologe, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 17.08.2023

Keywords: Otto von Fürth, Pharmakologe, Physiologie, Biochemie, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte

Otto von Fürth wurde am 18. November 1867 als Sohn des Fabrikbesitzers, Hoflieferanten, Reichsratsabgeordneten und Abgeordneten zum böhmischen Landtag Josef Ritter von Fürth (1822–1892) und Wilhelmine (1832–1904), geborene Forchheimer, in Strakonice in Böhmen (heute: Tschechien) geboren. 1887 übersiedelte die Familie Fürth von Strakonice nach Wien. 1900 heiratete er Margarethe von Grünbaum (1876-1942), mit der er die beiden Kinder Josef Egon Fürth (1901-1939) und Wilhelmine Elisabeth Fürth (1904-1942) hatte. Wilhelmine publizierte 1925 als Chemiestudentin an der Chemischen Abteilung des Physiologischen Institutes, wo ihr Vater tätig war, eine Studie „Zur Kenntnis des Ablaufs der Harnsäureoxydation durch Jod“.

Otto von Fürth studierte zunächst an der Universität in Wien, danach in Prag, Heidelberg und Berlin Naturwissenschaften und Medizin, und zuletzt wieder in Wien, wo er am 16. März 1894 zum Doktor der Medizin promovierte. Danach arbeitete er bis 1896 als Assistent am Pharmakologischen Institut in Prag bei Franz Hofmeister (1850-1922), dem er 1896 als Assistent an das Physiologisch-Chemische Institut der Universität in Straßburg folgte. Hier habilitierte sich Fürth 1899 im Fach Angewandte Physiologische Chemie. Daneben leistete er ab 1894 seinen Militärdienst als Reserve-Assistenzarzt beim Infanterieregiment Nr. 91 im Garnisonsspital Nr. 11 in Prag ab.[1] 1905 kehrte er mit seiner Familie nach Wien zurück und trat als Privatdozent in die Abteilung für Physiologische Chemie am Physiologischen Institut der Universität Wien ein. 1906 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor für angewandte medizinische Chemie, im Mai 1917 erhielt er den Titel und Charakter eines ordentlichen Professors verliehen, und 1929 wurde er zum ordentlichen Professor und zum Vorstand des Medizinisch-Chemischen Institutes ernannt.[2] Während des Ersten Weltkrieges war Fürth als Chefarzt der Inneren Abteilung im Reservespital l in der Stiftskaserne in Wien-Neubau tätig.

 
Der Tag, 18.11.1937, S. 4.

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt einen umfangreichen Bestand seiner wissenschaftlichen Arbeiten, einen Großteil davon in der Separata-Bibliothek. Darunter das mehrbändige Werk „Probleme der physiologischen und pathologischen Chemie. Fünfzig Vorlesungen über neuere Ergebnisse und Richtungslinien der Forschung“ und sein 1925 erschienenes „Lehrbuch der physiologischen und pathologischen Chemie in 75 Vorlesungen für Studierende, Ärzte, Biologen und Chemiker“.

Otto von Fürth und seine Familie waren aufgrund ihrer jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Nachdem er nach dem „Anschluss“ am 18. März 1938 seines Amtes an der Universität Wien enthoben und Ende Mai 1938 zwangsweise in den dauernden Ruhestand versetzt worden war, verstarb Fürth am 7. Juni 1938 in Wien. Sein Sohn Josef Egon Fürth wurde am 16. November 1938 aus einer Sammelwohnung in Wien 2, Herminengasse 32 in das KZ Dachau verschleppt und dort am 15. März 1939 ermordet. Seine Ehefrau Margarethe und seine Tochter Wilhelmine Fürth lebten bis zu ihrer Deportation in einer Sammelwohnung in Wien 2, Herminengasse 16/7 und wurden gemeinsam am 9. Juni 1942 mit dem Transport 26 von Wien nach Minsk und Blagovshchina bei Maly Trostinec deportiert und dort am 15. Juni 1942 ermordet. Von Otto von Fürth konnten im Zuge der systematischen Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien im ehemaligen Bibliotheksbestand der I. chirurgischen Klinik 68 Bücher und Separata ermittelt werden, die seine Exlibris, handschriftliche Eigentumsvermerke oder an ihn gerichtete Widmungen enthalten. Zwei Separata waren erst 1937, ein ihm zuordenbares Buch im Jahr 1938 erschienen. Derzeit erfolgt die Suche nach den Erb:innen von Otto von Fürth zur Durchführung der Restitution.


Exlibris Otto von Füth.

1948 erschien von seinem früheren Schüler und ebenfalls NS-Verfolgten und 1938 von der Universität Wien vertriebenen Professor für Physiologische Chemie Fritz Lieben (1890-1966) in der Wiener klinischen Wochenschrift ein umfassender Nachruf als Sonderdruck.[3] Nach Otto von Fürth wurde 1966 der Fürthweg in Wien Hietzing benannt.

Quellen:

Archiv der IKG Wien, Matriken, Trauungsbuch 1900, Otto Ritter von Fürth/Margarethe von Grünbaum.

Arolson-Archiv, Inhaftierungsdokumente/Lager und Ghettos, Konzentrationslager Dachau, Individuelle Häftlings-Unterlagen – KL Dachau: Egon Fürth.

Arolsen-Archiv, Transport 26: Deportation von Wien nach Minsk und Blagovshchina (bei Maly Trostenets), 09.06.1942, Fürth Wilhelm und Margarete.

DÖW, Datenbank österreichischer Shoah-Opfer und Todesopfer politischer Verfolgung 1938 bis 1945 sowie von der Gestapo Wien erkennungsdienstlich erfasster Männer und Frauen (www.doew.at), Margarethe und Wilhelmine Fürth.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 9.583, Otto Fürth.

UAW, Akten Sonderreihe des Akademischen Senats des Rektorats der Universitätsdirektion, S 304 Personalblätter, Senat S 304.327 Otto Fürth.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187, Zl. 1230, Otto Fürth.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177, Zl. 100a, Otto Fürth.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134, Zl. 0374, Otto Fürth.

UAW, Med. Fak., Zl. 1019/1937-38, Otto Fürth.

UAW, Rektorat, Zl. 19/1937-38, Zl. 677/1937-38, Otto Fürth.

UAW, Senat S 305.22, Otto Fürth, Nekrolog verfasst von Fritz Lieben.

WStLA, Bundespolizeidirektion Wien, Historische Meldeunterlagen, Prominentensammlung Otto Fürth.

Erhard Glaser, Professor Dr. Otto Fürth – ein Siebziger, in: Wiener Medizinische Wochenschrift 87 (13.11.1937) 46, 1185-1186.

Fritz Lieben, Otto von Fürth. Ein Gedenkblatt, in: Wiener klinische Wochenschrift, 18.6.1948, 376-378.

N., Tagesnachrichten und Notizen, in: Internationale klinische Rundschau, Nr. 48, 1899, S. 859.

N., Tagesnachrichten und Notizen, Internationale klinische Rundschau, Nr. 11, 1905, S. 196.

Mentzel Walter: Otto (von) Fürth, in: Lexikon der österreichischen Provenienzforschung.

Literatur:

Fürth, Wilhelmine Elisabeth: Zur Kenntnis des Ablaufs der Harnsäureoxidation durch Jod. Aus der chemischen Abteilung der Wiener physiologischen Universitätsinstituts. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fürth, Otto von: Probleme der physiologischen und pathologischen Chemie. Fünfzig Vorlesungen über neuere Ergebnisse und Richtungslinien der Forschung. 2 Bände. Leipzig: Vogel 1912-1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 57814]

Fürth, Otto von: Lehrbuch der physiologischen und pathologischen Chemie. In 75 Vorlesungen für Studierende, Ärzte, Biologen und Chemiker. 2. völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. 2 Bände. Leipzig: Vogel 1927-1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21341]

Referenzen:

[1] Die Presse, 21.11.1894, S. 3.

[2] Pharmaceutische Rundschau, 10.2.1929, S. 16.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 24, 1948, S.

Normdaten (Person): Fürth, Otto von: BBL: 41678; GND: 117540277;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 41678 (08.08.2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41678

Letzte Aktualisierung: 2023 08 17

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [232]: Alois Dalla Rosa – Anatom

Alois Dalla Rosa – Anatom

Autor: Dr. Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 07.08.2023

Keywords: Alois Dalla Rosa, Luigi Dalla Rosa, Anatom, Anatomisches Institut, Arzt, Wien, Medizingeschichte

Alois (Luigi) Dalla Rosa wurde als Sohn von Giuseppe und Anna Giongo laut Geburtsurkunde am 11. August 1847 (1848 nach seinem von ihm verfassten Lebenslauf) in Civezzano im Trentino geboren. Nachdem er die Schule in Trient und danach in Rovereto und darauf wieder in Trient besucht und 1867 mit der Matura abgeschlossen hatte, begann er an der Universität Prag mit dem Studium der Medizin, das er am 31. März 1874 mit seiner Promotion abschloss.

Dalla Rosa spezialisierte sich in Prag auf anatomische Studien und wurde Assistent vom Professor der Anatomie Carl Toldt (1840-1920). Nachdem er sich am 31. Juli 1884 habilitiert und die Venia Legendi für normale Anatomie des Menschen erhalten hatte, und Toldt im selben Jahr an den zweiten Lehrstuhl für Anatomie an die medizinische Fakultät der Universität Wien berufen worden war, folgte Della Rosa Toldt als Privatdozent und Prosektor nach Wien. Seinem Gesuch vom 28. November 1884, seine Venia Legendi nach Wien zu verlegen, wurde durch das Ministerium für Cultus und Unterricht vom 3. Januar 1885 stattgegeben.[1] Hier arbeitete er eng mit Toldt zusammen. Am Anatomischen Institut in Wien beschäftigte er sich u.a. mit der Verbesserung anatomischer Präparations- und Konservierungstechniken. Zu seinen weiteren Aufgabengebieten am Institut für Anatomie gehörte die Betreuung des Anatomischen Museums. Daneben bildete er an der Universität Turnlehramtstudenten in menschlicher Anatomie im Rahmen des Wiener k.k. Turnlehrer-Bildungskurses aus.[2] Dazu verfasste er als Lehrmittel die 1898 in Wien bei Deuticke erschienene Arbeit „Physiologische Anatomie des Menschen“.[3]

1886 publizierte er „Das Postembryonale Wachstum des menschschlichen Schläfemuskel und die mit demselben zusammenhängenden Veränderungen des knöchernen Schädels. Eine anatomische Studie“ und 1887 „Wachstumsveränderungen des menschlichen Schläfemuskels nach der Geburt und über gewisse anatomische Verhältnisse der menschlichen Schläfegegend“.[4]

Am 23. August 1889 wurde er zum a.o. Professor der Anatomie an der Universität Wien ernannt.[5] Im selben Jahr veröffentlichte er „Beiträge zur Casuistik und Morphologie der Varietäten des menschlichen Bronchialbaumes“.

In Zusammenarbeit mit Toldt gab er einen großen anatomischen Atlas heraus, der seit seinem erstmaligen Erscheinen 1896 mehrfach aufgelegt und Jahrzehnte in der medizinischen Ausbildung Verwendung fand. Die Illustrationen wurden vom Zeichner und akademischen Bildhauer Fritz Meixner und später vom Zeichner und Lithographen Josef Fleischmann (1867-1925) angefertigt. Die Arbeit erschien unter dem Titel „Anatomischer Atlas für Studierende und Ärzte“ [online abrufbar] unter Mitwirkung von Alois Dalla Rosa, herausgegeben von Carl Toldt, zwischen 1896 und 1900 in neun Bänden und enthält über 1.500 Figuren. 1919 wurde bereits die 9. Auflage herausgegeben.

Dalla Rosa war u.a. Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Anatomischen Gesellschaft, und der Anthropologischen Gesellschaft. 1906 wurde er wegen der Wertschätzung, die er unter den italienischen Studenten in Wien genoss, zum Ehrenmitglied des italienisch akademischen Vereins in Wien und 1913 zum Ehrenmitglied der Trientinischen Ärztekammer gewählt.

Am 11. Februar 1911 heiratete er Erminia Polasek, im selben Jahres zog er sich mit seiner Familie nach Calceranica al Lago im Valsugana im Trentino zurück, wo er am 15. Juli 1918 in Calceranica al Lago verstarb.

Quellen:

UAW, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat, Sonderreihe, Personalblätter, Senat S 304.159 Dalla Rosa Alois).

Treccani, Dizionario Biografico degli Italiani – Volume 32, 1986, Dalla Rosa, Luigi.

Literatur:

Dalla Rosa, Alois: Beiträge zur Casuistik und Morphologie der Varietäten des menschlichen Bronchialbaumes. Aus dem anatomischen Institute von Prof. Dr. C. Toldt. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1889.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Toldt, Carl und Alois Dalla Rosa: Anatomischer Atlas für Studierende und Ärzte. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/NeuburgerBibliothek, Sign.: 43534]

Referenzen:

[1] Neue Freie Presse, 18.1.1885, S. 4.

[2] Wiener Zeitung, 12.7.18954, S. 11.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 13, 1899, Sp. 625.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 12, 1887, Sp. 353-357; Nr. 13, 1887, Sp. 396-400; Nr. 14, Sp. 427-431.

[5] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 36, 1889, S. 712.

Normdaten (Person): Dalla Rosa, Alois: BBL: 41639; GND: 141096136;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 41639 (07.08.2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41639

Letzte Aktualisierung: 2023 08 07

Logo Margrit Hartl