Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Die Ethik der Algorithmen Selbst- (Autonom -) fahrender, Selbstlenkender und Selbstdenkender. Und die Moritat natürlicher versus künstlicher Intelligenz.

Die Ethik der Algorithmen Selbst- (Autonom -) fahrender, Selbstlenkender und Selbstdenkender. Und die Moritat natürlicher versus künstlicher Intelligenz.

Ein Kind wurde am ‚Schutz‘ – Weg überfahren (fiktiv – vorläufig). Die Schuld/Haftungs – Frage:  Lenker oder das selbstfahrende Automobil, das künstlich intelligente? Die Frage erinnert an ‚autonome Waffen und operationale Risken‘ (Scharrer P., former US Department of Defense Official), oder an das Trolley Problem (1) und analog dazu an die operationalen Risken des Straßenverkehrs.

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Algorithmen: Berechenbare Reihen von Schritten, um ein gewünschtes Ziel zu erreichen.
.. “haben keine Ethik, Algorithmen sind einfach dumm“ Mercedes Bunz. (2)
„Natural intelligence (NI) is the opposite of artificial intelligence“ (3)

Diese stark verkürzte, etwas saloppe Formulierung trifft nicht ganz den Kern. Dieser gnadenlos missbrauchte Begriff, die ‚Intelligenz‘ ließe sich geradezu schmerzlos aus der Welt der Rechner und Roboter herauslösen und als ausschließlichen Besitzanspruch endlich wieder dem homo sapiens sapiens zuordnen – ohne Patent- oder sonstigen Anwalt.

SELBST: Kann das Selbst frei entscheiden? Die Antwort bleiben Forschern auch das „Brodmann-Areal 10 im frontopolaren Cortex und eine Region im parietalen Cortex“ (Haynes) schuldig.

In Steven Spielbergs „Minority Report“ legt die Polizei den Mördern vor der Tat Handschellen an. (Chief Officer: Tom Cruise) „Precrime“ lautet der Terminus Technicus. Prädeterminiert? Ähnlich wie das (prae-)programmierte „Selbst“ autonomer Vehikel und ihre möglichen „PreAccidents“ – auch ohne spätere, sehr schwer zu verhindernde Hacker-Übergriffe. Kann ein von einem imaginären promethischen Mastermind ‚gesteuertes‘ Fahrzeug erkennen, ob ein verkehrsrelevantes Objekt seine Spur kreuzen will – Computing visually ? – der Begriff der unguided missiles drängt sich auf.

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Die Reality Game Designer des Massively Multiplayer Online Role Playing Games (MMORPG) in der Sparte Straßenverkehr könnten fatalen Denkfehlern zum Opfer fallen. Oder Ignoranz. Oder Lobbyisten. Eher Letzteren – trotz besseren Wissens. Seit der Einführung des Tagfahrlichtes“ (Daytime Running Light, DRL) steigt die Zahl der Unfälle am Schutzweg. Logisch – „Denn man sieht nur die mit Licht..“
Film: https://player.vimeo.com/video/30590238

SirKPopper

Fehlerkultur und Fehlerstrategien: Der Nobelpreisträger Sir Karl Popper (4), der vielzitierte Vater der Falsifikation, gilt im eigenen Land nichts – sprichwörtlich. Lebte er noch, dann wäre er ewig auf der Suche „nach einer besseren Welt“. Der Kritische Rationalismus mutiert zum Irrationalismus der Moderne. Die geschlossene Gesellschaft hat das Sagen, verschließt sich vor dem Faktum widerlegter Hypothesen, zelebriert die von Popper gegeißelte Kübeltheorie, hat mit Google- „Wissen“ seine Logik der Forschung zugeschüttet. Allgorhythmisch. (Kunstwort, bittenichtgoogeln)

SirKPopper

1 The Ethics Of Algorithms: Whom Would You Run Over?http://www.scilogs.com/algoworld/the-ethics-of-algorithms-whom-would-you-run-over/

2 re:publica 2013: Algorithmen-Ethik, https://www.youtube.com/watch?v=G3qhsyvA9go

3 http://www.cs.bath.ac.uk/~jjb/web/uni.html

4 http://horvath.members.1012.at/popper.htm

obige Räsonanzen (noch ein Kunstwort!) waren vor den Autonomen Unfällen entstanden.

Weitere Artikel von Prof. Dr.Heilig–>

[Datenbanken]: DynaMed Plus and Guidelines in German language

DynaMed Plus mit EbM Guidelines

[Autor/Feedback: Helmut Dollfuß]

Die Datenbank DynaMed Plus gibt es jetzt als Testzugang bis Jahresende auch in Kombination mit den auf Deutsch übersetzten Behandlungsempfehlungen der Duodecim Medical Publications Ltd – Finnland:

  • Die Inhalte der EbM-Guidelines werden von einem deutschen Ärzteteam erstellt und von einem deutschsprachigen Redaktionsteam geprüft.
  • Ärzte können auf Deutsch nach relevanten Leitlinien suchen und in Kombination mit DynaMed Plus ihre Suche nach bestimmten Krankheiten oder Behandlungsmethoden weiter vertiefen.
  • Der Testzugang zu dieser klinischen Informationsplattform besteht bis Ende 2016. Der Zugriff ist nur im Computernetz der MedUni Wien möglich.

 

WICHTIGE KLINISCHE INFORMATIONENNahezu 1.000 präzise klinische Leitlinien zur medizinischen Grundversorgung decken ein breites Spektrum an Krankheiten einschließlich Diagnosen und Behandlungsmöglichkeiten ab.
ZUVERLÄSSIGE EVIDENZENÜber 4.300 hochwertige Zusammenfassungen bieten einen Überblick über die besten verfügbaren Evidenzen.
Empfehlungen sind nach Evidenzleveln klassifiziert.
GRAPHIKEN UND ABBILDUNGEN1.000 hochwertige Fotografien und Abbildungen von allen gängigen Erkrankungen und vielen seltenen Hautkrankheiten, inklusive Elektrokardiogrammen.

 

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [19]: Mikroskop und Fernrohr

Deocolis
Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [19]: Mikroskop und Fernrohr

MikroskopDie Geschichte des Mikroskops verläuft parallel zur Entwicklung der Brille. Das Mikroskopieren ist ein geheimnisvoller Vorstoß in eine ganz andere Welt, wenn sich die anfangs nur flüchtigen Schatten im Gesichtskreis allmählich zu einem deutlichen Bild verdichten. Wann das Mikroskop erfunden wurde, wissen wir nicht
genau. Selbst die in diesem Zusammenhang zu nennenden Namen um 1590 wie Hans und Zacharias Janssen aus Middelburg bleiben umstritten. Es ist jedoch anzunehmen, daß die ersten Konstruktionen vor 1600 in den Niederlanden entstanden sind.
Man unterscheidet zwischen einfachen und zusammengesetzten Mikroskopen. Die einfachen hatten eine einzige Linse, die zusammengesetzten mindestens zwei. Die Erfindung des Instruments war jahrelang kaum bekannt Fernrohr und Mikroskop 1 kamen zur gleichen Zeit auf. Verständlich ist die Begeisterung für das Fernrohr, das die Wunder des Sternenhimmels deutlich sichtbar machte. Jeder hatte den Blick nach oben gerichtet und vergaß jenes niedrige Werkzeug, das Mikroskop, wodurch man gebückten Hauptes, winzige, unbedeutende, noch dazu ekelhafte Dinge sehen konnte. Ob nun die Brillenmacher und -schleifer, die Brüder Janssen, oder eine halbes Jahrhundert später Antony von Leuwenkoek die ersten Erzeuger von Mikroskopen waren, ist nicht sicher.
Der Engländer Robert Hooke (1635-1703) betrieb
schon analytische Studien. Marcello Malpighi (1628-1694), Arzt und Universitätsprofessor in Bologna, begründete die histologische Mikroskopie. Seit dieser Zeit wurde das Mikroskop ständig weiterentwickelt und verbessert. Den Höhepunkt dieser Entwicklung stellt das Elektronenmikroskop mit einer mehrfach
100.000fachen Vergrößerung dar.

Mikroskop1

Alle Beiträge–>Augenheilkunde

Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Datenbank des Monats: International Standard Randomised Controlled Trial Number Register (ISRCTN)

Datenbank des Monats – International Standard Randomised Controlled Trial Number Register (ISRCTN)

Ist ein primäres klinisches Studienregister, das eine eindeutige Nummer für klinische Studien weltweit vergibt. Aufgenommen werden Interventions- und Beobachtungsstudien, prospektiv und retrospektiv. Die Registrierung ist kostenpflichtig. Mit der ISRCTN-Nummer kann in medizinischen Literaturdatenbanken nach Publikationen zu der jeweiligen Studie gesucht werden. Die Datenbank wird im Auftrag von ISRCTN durch BioMed Central (Open Access Verlag) gepflegt und veröffentlicht. Sie ist im WHO Suchportal ICTRP aufgenommen.

Inhalt: ca. 15.000 Studien (Juli 2016)

Die Datenbank ist frei zugänglich.

http://www.isrctn.com/

 

TOP-JOURNAL des Monats: Annual Review of Immunology (Impact Factor: 35.543)

Die Universitätsbibliothek stellt DIE medizinischen Top-Journals am Campus der MedUni Wien und via Remote Access  zur Verfügung.

Das  TOP-JOURNAL des Monats im Van Swieten Blog ist:

Annual Review of Immunology

Zu den Volltexten: Jg. 31 (2013) –

Die ersten 20% der Zeitschriften eines bestimmten Fachgebietes im Journal Citation Reports JCR (geordnet nach der Höhe des Impact Factors) sind TOP-JOURNALE.

Mit dem Impact Factor 35.543 zählt Annual Review of Immunology zu den Top-Journalen in der Kategorie: IMMUNOLOGY – SCIE

ISSN: 0732-0582

ANNUAL REVIEWS

4139 EL CAMINO WAY, PO BOX 10139, PALO ALTO, CA 94303-0897

USA

LanguagesENGLISH

1 Issues/Year;

Alle eJournals finden Sie hier–>Link

PUBLIKATION MITARBEITER MED UNI WIEN: DIAGNOSE

Dr. Josef König, Gastautor des Van Swieten Blog, zeichnet in der Zeitschrift „Der Klinikarzt“ für eine Schwerpunktausgabe (Ausgabe 05, Volue 45, Mai 2016) zum Thema „Computerunterstüzte Diagnose in der Inneren Medizin“ verantwortlich.
https://www-thieme-connect-de.ez.srv.meduniwien.ac.at/products/ejournals/issue/10.1055/s-006-31729

Inhalte der Schwerpunktausgabe:

p 237

p 238

p 244

p 250

p 258

Zur Person:

KoenigDr. med. Mag. Josef König, Gastprofessor an der Medizinischen Universität Wien
Jahrgang 1957, studierte erst in Wien und Tübingen katholische Theologie, danach Humanmedizin in Wien mit Auslandsaufenthalten an den Universitätskliniken Heidelberg und Toronto.
Bereits während des Medizinstudiums entwickelte sich ein großes Interesse an der Frage, wo medizinisches Wissen herkommt – und damit verbunden, eine intensive Auseinandersetzung mit Datenbanken.

Seit 1993 hält König Lehrveranstaltungen an der MedUni Wien, bzw. früher an der medizinischen Fakultät, über dieses Thema. Er entwickelte das Curriculum für Medizinstudent/innen dieses Thema betreffend und unterrichtet selbst die medizinischen Informatiker/innen unserer Universität in diesem Fachgebiet.
Aus der intensiven Auseinandersetzung mit dieser Thematik entstand neben einem Buch im SPRINGER-Verlag eine Seite im Internet – http://www.meddb.info -, auf der mehr als 1100 Datenbanken, die frei im
Internet zugänglich sind, aufgelistet werden.

Dr. König stellt in lockerer zeitlicher Folge Highlights aus dieser „Datenbank der Datenbanken“ vor. Ein besonderes Anliegen von König ist es, dass einerseits die zumeist in der Medizin verwendete Datenbank, MEDLINE, in all ihren Feinheiten verstanden und benützt wird und auf diese Weise, die Literatursuche deutlich verbessert wird und andererseits, ein Bewusstsein zu schaffen, dass sehr viel Wissen nicht in MEDLINE enthalten ist, wohl aber in anderen Datenbanken, die seiner Meinung nach noch viel zu wenig genützt werden.

Eine Übersicht über die bisher verfassten Van Swieten – Blogbeiträge finden Sie hier:
https://sites.google.com/site/koenjomedlist/publikationen/home

Durch die seit 1993 gehaltenen Lehrveranstaltungen an der Universität einerseits und durch seine Tätigkeit als Oberarzt an der Ambulanz für Hämatologie, Onkologie und Hämostaseologie am Krankenhaus der Elisabethinen, Linz, anderseits versteht Dr. König die besonderen Bedürfnisse sowohl der Forschung als auch der Klinik zu berücksichtigen.

CeMSIIS – Zentrum für Medizinische Statistik, Informatik und Intelligente Systeme
und
Krankenhaus der Elisabethinen, Linz, 1. Interne Medizin,
Hämatologie mit Knochenmarktransplantation / Onkologie / Hämostaseologie

[Datenbanken]: DynaMed PLUS – die Alternative zu Up-to-Date

Zwischenablage01

[Autor/Feedback: Helmut Dollfuß]

DynaMed Plus ist eine klinische Informationsplattform für evidenzbasierte Medizin, ähnlich dem bekannten Produkt Up-to-Date.

DynaMed Plus steht alsTestzugang bis Ende 2016 im Computernetz der MedUni Wien und via Remote Access zur Verfügung.

Der Zugriff ist auch über die kostenlos erhältliche App für Android und Apple IOS möglich. Instruktionen finden sie auf der Startseite von DynaMed Plus, unter dem Menüpunkt „Get the DynaMed Plus Mobile App„.

Ein aktuelles Paper über den Vergleich von klinischen Informationsplattformen, inklusive DynaMed Plus und Up-to-Date, gibt es frei zugänlich via Pubmed.

 

DIPL DISS COACHING – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-DiplomandInnen / DissertantInnen“- TERMIN: 02.07.2016

DiplDiss-Coaching – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-DiplomandInnen/DissertantInnen“

Vortragende: Dr. Eva Chwala

Grundlagen der Literaturrecherche

  • Auswahl der Datenbanken
  • Suchstrategien
  • Freies Arbeiten – Betreuung bei der Recherche

Samstag, 02.07.2016 von 9:30 – 12:30 im Vortragsraum der UB MedUni

Email-Anmeldung: eva.chwala@meduniwien.ac.at
mit Angabe der Bibliotheks-ID Nr. ($A………)

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Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [18]: Geschichte der Brille

Deocolis
Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [18]: Geschichte der Brille

Ab 1500 gibt es sehr viele Darstellungen von Brillen. Es sollen hier nur einige erwähnt werden, weil sie sich in österreichischen Museen oder Galerien befinden, oder weil sie in Ausstellungen, die in den letzten Jahren in Wien zu sehen waren, gefunden wurden. Ein Beispiel ist ein Holzschnitt von Albrecht Dürer  (1507) in der Albertina, aus dem Zyklus Marienleben: „Der zwölfjährige Jesus  im Tempel“, auf dem einer der Gelehrten eine Nietbrille trägt. Dürer hat auch einige Bilder gemalt, wo gleichfalls Brillen dargestellt sind.
Im Kunsthistorischen Museum fanden sich in der Ausstellung „ Von Bruegel bis Rubens“ ein Bild von Joos van Craesbeeck (1652- 1662): „Der Tod ist grell und schnell“ (Kneipenkrach). Vor einer Kneipe liegt neben einem umgefallenen Tisch und allerlei Hausrat ein leichenblasser junger Mann blutend auf dem Boden. Links vermutlich der Mörder, umringt von einer Menge drohender Bauern. Auf einem Stein unten rechts steht geschrieben:
„Der Tod ist grimmig und schnell, hütet euch vor Sünden, so tut ihr gut und wolltet niemandem schaden. Daß Gott es Euch nicht spüren läßt und nehmet niemandem das Seine, so behaltet ihr das Eurige.“
Auf den Gläsern einer großen Brille steht zu lesen: „ Ten is myn schuld niet dat den mensch niet beteren siet“ [= Es ist nicht meine Schuld, dass der Mensch nicht besser sehen kann].
Ferner fanden sich ein Bild von Jakob Jordaens (1593-1678) „ Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen“ (zwischen 1638-1640), wo der Alte in der Mitte des Bildes eine Bügelbrille trägt, und eines von Theodor Rombouts (1597-1637): „Kartenspieler“ (1628-1632), das eine Gesellschaft von vier Männern und einer alten Frau zeigt, die rund um einen Tisch versammelt sind. Zwei Soldaten spielen offensichtlich mit hohen Einsätzen Karten, während der alte Mann rechts gespannt durch seine Bügelbrille dem Fortgang des Spieles folgt.
Weiters sah man einen Holzschnitt aus dem 16. Jahrhundert mit einer Brille und dem Titel „Durchhin auf etwas anderes“, ebenso Bilder von Pieter Breughel dem Älteren ( 1525-1569) „Zwischen Carneval und Fasten“, das einen Narren mit einer Phantasiebrille zeigt, sowie „Christus unter den Schriftgelehrten“ (1630-1635) aus dem Umkreis von Jusepe de Ribera, auf dem ein alter Mann mit Einglas zu sehen ist.
Eine sehr schöne Darstellung einer Brille zeigt auch ein Bild von Jan van Ossenbeck (1624-1674), der in Rotterdam geboren wurde und sich 1659 in Wien niederließ. In der Galerie Harrach ist sein Bilderzyklus „Die fünf Sinne“ gehangen, wo der Gesichtsinn durch einen federspitzenden Schreiber mit Brille verkörpert wird.
Als letztes der bildlichen Darstellungen möchte ich einen Freskenzyklus des Christian Wink aus dem Schloss Zell an der Pram (1771-1772) anführen. Der bayrische Hofmaler hat im Schloss einige Jahre, bevor das lnnviertel wieder österreichisch wurde, gemalt. Vom großen Saal aus sind die Deckengemälde der beiden Galerien sichtbar. In der ostwärtigen Galerie werden die fünf Sinne dargestellt. Der „Gesichtssinn“ wird nicht mythologisch gedeutet, sondern mittels Instrumenten anschaulich gemacht – man sieht  zwischen zwei Putten, die sich um das astronomische Fernrohr bemühen, einen Zwicker bzw. eine Lederbrille.
PorzellanAls plastische Darstellung von Brillen bietet sich vorerst die Brillenverkäuferin der Porzellan-Manufaktur Augarten an, Kaufruf-Figur, zwischen 1740-1780. Diese Darstellung war sehr beliebt und findet sich schon sehr früh, wie z. B. auf einem Bild des Jakob Cornelius von Amsterdam (1511); man kann sich gut vorstellen, wie damals Brillen verkauft wurden.
Weiters seien Lebzeltmodel mit Brillendarstellungen erwähnt sowie als Kuriosum ein Wasserspeier der Votivkirche in Wien (erbaut 1856-1879), den der Steinmetz mit einer Brille gestaltet hat.
Es gab schon in der Gotik Bildhauer, die sich bei ihren Kunstwerken verewigt hatten, wie z. B. Meister Pilgram bei der Kanzel im Wiener Stephansdom. Der Gedanke, dass sich dieser Brauch bis zur Neugotik erhalten hat, war naheliegend, insbesondere deshalb, da sich auch der Erbauer der Votivkirche, Architekt Ferstl, unterhalb der Kanzel, zwar sehr versteckt, aber doch gut erkennbar, bildlich darstellen ließ.
Der Bildhauer Johann Fessler erhielt am 21.5.1858 den Auftrag, sämtliche Wasserspeier der Votivkirche zu errichten und blieb bis 1871 fest beim Bau dieser Kirche beschäftigt. Man kann daher mit einiger Sicherheit annehmen, dass er sich bei der Gestaltung dieses Wasserspeiers selbst verewigt hat.
Musiker zeichneten eine Brille vor einen Takt, um auf die Schwierigkeiten einer Passage hinzuweisen.
Ebenso findet sich in Computerprogrammen eine Brille, um einen Merksatz besonders hervorzuheben.

Lebzelte
Lebzeltmodel aus der letzten Lebzelterei Wien in der Schattenfeldgasse, Wien 7„ um 1900.

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling